Tomaten aus Italien
Tomaten essen die Deutschen gerne. Besonders lecker sind sie aus dem eigenen Garten, im Winter kommen sie aus Spanien und Marokko. Diesen fehlt dann allerdings das richtige Aroma, ganz zu schweigen von ihrem ökologischen Fußabdruck.
Da greifen wir doch lieber zu konservierten Früchten aus dem Supermarktregal. Hier finden wir eine riesige Auswahl an Produkten: Passiert oder mit Stückchen, bereits gewürzt mit Kräutern oder Knoblauch, getrocknete Tomaten, in Öl eingelegt, Tomatenmark in der Dose oder Tube und vieles mehr.
Und günstig sind sie fast alle, fast zu günstig. Aber das hat auch seinen Preis!
In Italien, einem der wichtigsten Importländer für Tomaten (die Nummer 1 ist China), herrscht ein Preiskampf für dieses Nachtschattengewächs.
Und wie lassen sich die Anbaukosten verringern? Indem „Hungerlöhne“ gezahlt werden. Und die Mafia mischt auch noch mit.
Glücklicherweise gibt es einen kritischen Journalismus, der uns die „Machenschaften“ der Wirtschaft immer wieder aufzeigt. So stießen wir auf folgende Geschichte aus Süditalien:
Die Organisation „NOCAP“ kämpft gegen das sogenannte „Caporalato-System“. Der „Caporale“ gilt als Bindeglied zu kriminellen Aktivitäten, die darauf abzielen, die illegale Einreise von Arbeitsmigrant*innen zu organisieren.
Es wird von der Mafia kontrolliert, die „Aufseher“ einsetzt, um mit skrupelloser Gewalt und Erpressung von den meist afrikanischen Erntehelfer*innen den ohnehin geringen Lohn wieder für Transport, Miete für Plastikplanen-Zelte (ihre Unterkunft) und Wasserflaschen abzunehmen. Das System nutzt die Hilflosigkeit der Menschen aus, weil sie keine Papiere haben, ihr Asylantrag abgelehnt wurde und eine Abschiebung droht.
Der Gründer von „NoCap“, Yvan Sagnet, verteilt gesetzliche Arbeitsverträge an Migrant*innen und holt diese so aus den Ghettos der Mafia.
„NoCap“ kooperiert mit Bauern, die menschenwürdige Arbeit nach den gesetzlichen Kriterien garantieren und die nach strengen Kontrollen die Zertifizierung des NOCAP-Netzwerks erhalten haben. Die Organisation beherbergt ständig etwa 350 bis 500 Menschen, von denen die meisten der Mafia aus den Ghettos entkommen sind. Das Projekt verwirklicht viele Initiativen für die soziale und berufliche Eingliederung von Migranten in der Gemüselandwirtschaft, im Weinbau, auch in Schneidereien oder Bäckereien.
Billige Tomaten und Tomatenprodukte im Supermarkt werden mit größter Wahrscheinlichkeit von der Agro-Mafia und durch Sklavenarbeit in Südeuropa erzeugt.
„NoCap“-Tomatensauce in zweierlei Größe im Glas und Flascheerhalten Sie im Weltladen. Mit Ihrem Einkauf haben Sie die Möglichkeit, etwas gegen die Ungerechtigkeit in der „Tomaten-Welt“ zu tun.
„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“
(Afrikanisches Sprichwort)
Wenn Sie mehr über diese Organisation wissen möchten, hier ein Link auf die Seite von „NoCap“: