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Solardrom

Wie die Energiewende in Hockenheim gelingen kann?

Markus Fuchs

Michael Schöllkopf bei der Vorstellung eines Kommunalen Klimaschutzkonzepts

Seit zehn Jahren ist Michael Schöllkopf Vorsitzender des Vereins Solardrom e. V. und hat in der Zeit mit viel Kraft und Kreativität und in unzähligen Gesprächen für einen Solarboom in Hockenheim gesorgt. Denn mit rund 15 Gigawattstunden Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien liegt Hockenheim über dem Bundesdurchschnitt.

Doch die Wahrheit ist auch: damit werden in Hockenheim gerade einmal 5,5 % des aktuellen gesamten Primärenergieverbrauchs von 272 Gigawattstunden (inklusive Gas und Strom, aber ohne Kraftstoffe, Heizöl und Holz) nachhaltig erzeugt. „Oder anders ausgedrückt: wenn wir in Hockenheim die Energiewende schaffen wollen, dann brauchen wir dringend Konzepte, um zumindest einen großen Teil der verbleibenden 94,5 % durch regenerative Energien zu ersetzen“, so Michael Schöllkopf.

Seit Ende der 70er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Erderwärmung. Doch anstelle sich länger auf die Politik zu verlassen, hat er nun das Heft des Handels selbst in die Hand genommen. In einem 18-seitigen Konzept hat er nun einen Weg aufgezeigt, wie die Energiewende auch in Hockenheim gelingen kann, um das im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Ziel einer maximalen 1,5-Grad-Erderwärmung für Hockenheim umzusetzen.

Als Schlüsselpartner sieht Schöllkopf dabei die Stadtwerke Hockenheim, mit der er sich in den letzten zwölf Monaten intensiv beschäftigt und ausgetauscht hat. Das bisherige Geschäftsmodell der Stadtwerke sieht er nur noch als bedingt zukunftsfähig an, vielmehr sollten sich alle Geschäftsprozesse und Aktivitäten am Thema „CO2-freie Stadtwerke“ orientieren und ausrichten. „Die Umstellung des derzeitigen Energiesystems ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit, die völkerrechtlich verbindlich geregelt ist“, so Schöllkopfs Appell an die Stadtpolitik, an die er sein Konzept gerichtet hat.

Ziel soll es sein, einen möglichst hohen Anteil der Erzeugungskapazitäten vor Ort und regional durch den Aufbau entsprechender Anlagen abzubilden. Um eine hohe Akzeptanz zu erreichen, sieht er die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger Hockenheims als zwingend erforderlich an.

Die gute Nachricht: Trotz eines höheren Energiebedarfs – verursacht auch durch die Elektromobilität – könnte der gesamte Primärenergiebedarf in Hockenheim bei Umstellung auf regenerative Energien sinken, da die Stromgewinnung aus fossilen Energieträgern (wie Gas) deutlich weniger effektiv ist.

Als wichtigste Maßnahme sieht Schöllkopf den Ausbau der Solarenergie. Denn allein durch die Nutzung der Hockenheimer Dächer könnte der Anteil regenerativ erzeugter Energien in Hockenheim verfünffacht werden. Weiterhin spricht er sich für Freilandanlagen aus, wie sie bereits der Hockenheimring auf den Tribünendächern und das Aquadrom vorgemacht haben.

Aber auch weiterhin werden die Stadtwerke auf den Energie-Zukauf angewiesen sein. Denn weder mit Windkraft, noch mit Biomasse, Wasserkraft oder Geothermie könnte die notwendige Energie vor Ort gewonnen werden. Dazu Schöllkopf: „Wir werden auf absehbare Zeit auf die Vernetzung und Fremd-Versorgung angewiesen sein. Aber indem wir als Stadt selbst Energie erzeugen, können wir einen Beitrag zur Stabilisierung der Energiepreise für die Hockenheimer Bürgerinnen und Bürger leisten.“

Durch Partnerschaften mit anderen Energieerzeugern, in Investitionen in Erneuerbare-Energie-Anlagen in der Region, sowie über Einsparung, Optimierung und technische Weiterentwicklungen‚ sieht der Autor weitere Möglichkeiten. Schöllkopf hofft nun auf eine intensive Diskussion mit den politischen Handlungsträgern der Stadt. „Wir haben das Wissen, die Möglichkeiten und die Techniken, etwas zu ändern und dabei auch noch etwas Positives daraus zu entwickeln“, so der Appell. Das Konzept kann auf der Vereins-Homepage unter www.solardrom.info heruntergeladen werden. (mf)