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Sattel- oder Flachdach

Wie sieht das Lutherkirchenareal der Zukunft aus?

Lutherkirchenareal

bra

Der Blick auf die Lutherkirche soll auch in Zukunft möglich sein, darin besteht Einigkeit.

Kritiker befürchten, dass das Stadtbild durch die neuen Gebäude leiden könnte.  Die Öffentlichkeit hat beim nächsten Forum Stadtentwicklung, das noch nicht terminiert ist, die Möglichkeit zum Mitreden.
Die Sitzungsvorlage war schon gedruckt. Eigentlich wollte die Stadtverwaltung dem Gemeinderat am Montagabend bereits einen Beschlussvorschlag zur Abstimmung bringen, der die Bebauung des Lutherkirchenareals mit zwei mehrstöckigen  Gebäuden, jeweils mit Flachdach, vorschlagen sollte. Die Diskussionen im Vorfeld waren jedoch so kontrovers, dass der Oberbürgermeister Klaus Heininger den Beschlussvorschlag kurzerhand strich.
Dennoch informierte der Architekt Nicolas Pollich vom Esslinger Büro Project über den aktuellen Stand der Planungen. Der Oberbürgermeister Heininger lobte die vorgestellte Variante, weil mit ihr sowohl Wohnraum geschaffen werden könnte und gleichzeitig der Blick auf die Lutherkirche, sowohl vom Hirschkreisel aus sowie aus Osten kommend, frei bleibt. Entlang der Ulmer Straße ist in der von der Verwaltung favorisierten Variante eine längliche, schmale und vierstöckige Bebauung mit Flachdach geplant. Entlang der Scheerstraße soll ebenfalls ein Gebäude gebaut werden, das aber weit weniger umstritten ist.
Mehrgenerationenwohnen
Heiniger betonte, dass auch die Kirchengemeinde der Lutherkirche mit der vorgeschlagenen Variante leben könne. Dazu hat wohl auch beigetragen, dass die neuen Gebäude für sogenanntes Mehrgenerationenwohnen genutzt werden sollen. Die großen Bäume, in denen Saatkrähen leben, dürfen aus Artenschutzgründen nicht gefällt werden. Anstelle des jetzigen Parkplatzes soll ein Parkeingerichtet werden. Die Parkplätze auf dem Platz sollen entfallen. „Sie sind nicht notwendig“, ist der Architekt überzeugt. Die verbleibenden Parkplätze im Areal reichten aus. Die neuen Bewohner der Häuser sollen ein Parkangebot in einer Tiefgarage erhalten.
Im Gemeinderat unterstützen nicht alle Fraktionen die vorgestellten Pläne. Die CDU hatte beantragt, neben der Flachdachvariante auch die Möglichkeit von Satteldächern entlang der Ulmer Straße zu untersuchen. Die Christdemokraten meinen, dass die Flachdächer städtebaulich besser zur Umgebung passen als Flachdächer. Zum Argwohn, nicht nur aus den Reihen der CDU, trägt das neue Gebäude an der Ecke Ulmer und Weberstraße bei. Das graue und kubische Gebäude wird bei manchen Stadträten als Architektur-Negativbeispiel gesehen.  
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Jörg Autenrieth meinte, dass die Flachdachvariante vorgeschlagen werden, weil sie dem Investor mehr Gewinn verspreche. Mit dem Einlassen auf Investorenwünsche auf Kosten des Stadtbildes habe man in Eislingen in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Am Lutherkirchenareal sollten die Fehler der Vergangenheit nun nicht wiederholt werden. Es ist aber nicht allein die vorgeschlagene Gestaltung der Gebäude an der Ulmer Straße, die den Christdemokraten bitter aufstößt. Hinzu kommt, dass die Pläne aus Sicht der CDU zu lange hinter verschlossenen Türen besprochen worden waren. Neben einer nicht-öffentlichen Diskussion im Gemeinderat, der eigentlich grundsätzlich öffentlich tagt, wurden die Pläne bereits im Kirchengemeinderat vorgestellt und besprochen, bevor sie nun öffentlich im Gemeinderat behandelt wurden. Aus Sicht der CDU könnte die Stadtverwaltung damit gegen die Gemeinde­ordnung verstoßen haben. Der Oberbürgermeister Heininger erklärte, dass die Vorbesprechung im Kirchengemeinderat eine vertrauensbildende Maßnahme gewesen sei. Eine zu frühe öffentliche Diskussion hätte die Kirchengemeinde womöglich vor den Kopf gestoßen. Die Mehrheit des Gemeinderates hatte sich in der Vergangenheit diesem Vorgehen angeschlossen.
Der Architekt hat sich die Satteldächer angesehen
Der Architekt Pollich erklärte, auch eine Variante mit Satteldächern untersucht zu haben. Die Satteldächer müssten selbst bei lediglich drei Vollgeschossen an ihren Spitzen wesentlich höher als das Flachdach sein, bis zu 17,1 Meter statt 12,8 Meter beim Flachdach. Zum Vergleich: Der Kirchturm hat ohne Spitze eine Höhe von 28 Meter, das Kirchenschiff liegt bei 17,8 Meter Höhe.
Hinzu komme, dass es in der Umgebung entlang der Ulmer Straße fast nur Gebäude mit Flachdächern gebe. Lediglich die kleinen Häuser südlich des Parkplatzes hätten Satteldächer. Diese Häuser sollten aus Sicht des Architekten aber nicht Vorbild für die weitere Bebauung an der Ulmer Straße sein. bra