In Baden-Württemberg leben schätzungsweise einige hundert Wildkatzen der Art Felis silvestris. Doch eine aktuelle Untersuchung des BUND Baden-Württemberg zeigt, dass der Bestand der Art auch durch die rund zwei Millionen Hauskatzen (Felis catus) im Land gefährdet ist. Bei einem Monitoring im südlichen Odenwald hat der BUND Baden-Württemberg mithilfe von Lockstöcken Haarproben von potenziellen Wildkatzen gesammelt und zur genetischen Analyse an das Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik geschickt.
Entwicklung macht Sorgen
„Neben zwei männlichen Europäischen Wildkatzen konnten wir dabei auch drei Hybride nachweisen – also Mischlinge aus Haus- und Wildkatze. Eines der Tiere war ein Hybrid zweiter Generation (F2-Hybrid), bei dem beide Elterntiere bereits Mischlinge waren“, erläutert Dominic Hahn, Projektkoordinator „Wildkatzenwälder von morgen“.
Andrea Lehning, Referentin für Wildkatzenschutz und Wald ergänzt: „Diese Entwicklung macht uns Sorgen. Denn solche Hybride gefährden langfristig die Bestände der Europäischen Wildkatze. Wenn sich der Genpool immer weiter vermischt, gehen den Wildkatzen spezielle Anpassungen der Art an ihren Lebensraum verloren – beispielsweise ihre natürliche Scheu vor Menschen oder das dichtere Fell.“
Kastration von Hauskatzen schützt Wildkatzen
Deshalb ruft der BUND alle Besitzer*innen von Freigänger-Katzen dazu auf, ihre Tiere kastrieren zu lassen. So vermeiden sie eine unkontrollierte Vermehrung und die Wildkatze erhält ihre speziellen Anpassungen an ihren Lebensraum. Außerdem bleibt unerwünschten Jungtieren von Hauskatzen unnötiges Leid erspart. Durch Katzenschutzverordnungen mit einer Kastrationspflicht für Freigänger können Städte und Gemeinden zum Tier- und Artenschutz beitragen.
In Baden-Württemberg gehen bereits 95 Kommunen und deren Teilgemeinden (Stand Juni 2024) mit gutem Beispiel voran. Oft ist dies dem Engagement ehrenamtlicher Katzenschützer*innen zu verdanken. Mit einer landesweiten Kastrationspflicht könnte Baden-Württemberg flächendeckend viel Tierleid vermeiden und den Schutz der Wildkatze aktiv voranbringen.
Hintergrund
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist eine eigenständige und stark gefährdete Art. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute etwa 6000 bis 8000 Tiere überwiegend in Mittel- und Süddeutschland. Die Wildkatze ist im Gegensatz zur Hauskatze eine scheue Waldbewohnerin. Auf Störungen ihres Lebensraums reagiert sie empfindlich. Insbesondere der Verlust und die Isolierung ihrer Lebensräume machen ihr zu schaffen. Der Straßenverkehr und die genetische Vermischung mit Hauskatzen sind weitere Gefahren für die Art.