Wer ein Fahrrad kaufen möchte, ist als Laie vom großen Angebot an Modellen und Marken schnell erschlagen. Fachhändler bieten hier im Vergleich zu Online-Shops den Vorteil einer kompetenten Beratung. Im Laden kann man Räder anschauen, anfassen und Probe fahren. Um das passende Fahrrad zu finden, sollte man sich nicht nur auf das Urteil des Verkäufers verlassen, sondern auch als Nicht-Experte im Vorfeld einige Fragen klären.
Welchen Zweck soll das Rad erfüllen?
Es gibt eine Unmenge verschiedener Fahrradtypen. Welche Art von Rad am besten geeignet ist, hängt davon ab, für welche Zwecke man es braucht – und das wird zumeist auch die erste Frage des Händlers sein. Kommt das Fahrrad also vorwiegend als Nutzfahrzeug im alltäglichen Straßenverkehr zum Einsatz und will man zudem Einkäufe oder Ähnliches transportieren? Oder soll es, ganz ohne praktische Hintergedanken, möglichst großen Fahrspaß als Freizeitgefährt bieten? Wer hier mit klaren Vorstellungen in den Laden geht, wird schnell herausfinden, ob es eher ein Citybike oder ein Trekkingrad sein sollte.
1. Budget festlegen
Unter ca. 600 Euro darf kein vernünftiges Rad erwarten. Bei E‑Bikes gilt als Faustregel für den Vergleich der dreifache Preis, sprich: Hier beginnt der Einstieg derzeit bei etwa 1.800 Euro. Schon der Akku kostet zwischen 500 und 800 Euro. Doch die Mehrkosten für ein Pedelec sind nicht nur dem Antrieb geschuldet, sondern auch das Gewicht und die Materialanforderungen. Der Rahmen muss besonders robust sein und die anderen Komponenten wie Bremsen, Reifen und Federung müssen mehr aushalten als bei einem herkömmlichen Rad.
Griffige Zahlen wie 1.000, 1.500 oder 2.000 Euro stellen die sogenannten „Eckpreislagen“ dar, an denen um die Gunst der Kunden besonders hart gekämpft wird und für die Hersteller knallhart kalkulieren müssen. Hier finden sich oft deutliche Qualitätssprünge, vor allem bei der Ausstattung. Eine beliebte Strategie ist es für viele, ein Komplettrad mit hochwertigem Rahmen, aber günstigen Komponenten zu kaufen, um es im Laufe der Zeit aufzurüsten. Letzten Endes geht das allerdings ins Geld, erfordert einen gewissen Überblick und eignet sich für den Durchschnittskunden nur in Verbindung mit Beratung.
Eher lohnt es sich, hier und da auf Verzicht und dafür an anderer Stelle auf Qualität zu setzen: Statt einer Federung, die aus Budgetgründen höchstens zweitklassig ausfallen würde, tun es in der Stadt auch voluminöse Reifen. Unbedingt einplanen sollte man allerdings die Kosten für ein angemessenes Fahrradschloss. Um es Gelegenheitsdieben, die es auf Sattel oder Reifen abgesehen haben, etwas schwerer zu machen, kann man zudem den Händler bitten, die Schnellspanner austauschen, wenn das Rad nicht zum Transport zerlegt werden soll.
2. Details und Peripherie bedenken
Berge und Gelände stellen andere Anforderungen an Gangschaltung und Bremsen als asphaltierte Wege in der Ebene. Gleiches gilt für die Tauglichkeit im Straßenverkehr. Deshalb sollte man vor dem Kauf bedenken, wo und wie man das Rad nutzen wird.
Ein wichtiger Punkt wird oft vergessen: die Unterbringung. Wo bewahre ich das Rad auf, wenn ich es nicht nutze? Muss ich es ggf. dort hin tragen? Für manche stellt auch ein schwereres E‑Bike kein Problem dar – andere müssen sich zumindest Gedanken über alternative Abstellmöglichkeiten machen. Fehlen diese, ist möglicherweise ein kompaktes Faltrad die bessere Wahl.
3. Termin vereinbaren
Sicher, man kann selbst bei einem spontanen Ladenbesuch Glück haben, aber nur wer sich vorher anmeldet, kann damit rechnen, dass der Verkäufer Zeit für eine intensive Beratung hat. Ausreichend Zeit sollte man allerdings auch selbst mitbringen, denn oft dauert das Beratungsgespräch länger als geplant. Dementsprechend sollte man Stoßzeiten wie Frühlingssamstage tunlichst meiden; besser man nimmt sich unter der Woche frei.
Bei der Terminabsprache kann man zudem fragen, ob der Händler möglicherweise eine Vermessung anbietet. Diese ist nämlich nicht nur bei Maßrahmen sinnvoll, auch in Serie produzierte Räder lassen sich an die individuelle Anatomie anpassen.
4. Ausrüstung mitbringen
Um das Fahrrad so zu testen, wie man es schlussendlich fahren möchte, empfiehlt es sich, die gewohnte Ausrüstung für die Probefahrt selbst mitzubringen, sei es die Alltags- oder Arbeitskleidung, in der man das Rad später nutzen wird, weil man damit z.B. ins Büro fährt, oder die sportliche Funktionskleidung mit gepolsterter Hose und Trikot. Ausrüstung heißt aber nicht nur Bekleidung. Ob etwa die Fahrradtaschen passen und nicht beim Pedalieren stören oder ob der sonst so bequeme Lieblingsrucksack auf dem neuen Fahrrad plötzlich drückt, lässt sich nur feststellen, wenn man es ausprobiert. Bei manchen Ausrüstungsgegenständen wie etwa dem bevorzugten Sattel kann der Händler oft ersatzweise aushelfen, aber bei anderen Teilen des persönlichen Befindens wird das schon schwieriger.
5. Probefahrt machen
Ausreichend Zeit benötigt man für eine Probefahrt, denn die sollte nicht nur kurz um den Block gehen, vor allem wenn man das Fahrrad für längere Strecken braucht. Man kann beim Händler nachfragen, ob es eine Leihmöglichkeit übers Wochenende gibt. Allerdings ist bei so viel Vertrauen selbstverständlich, dass das gute Stück mit besonderer Sorgfalt behandelt wird. Nicht selten verlangt der Händler eine Leihgebühr, die er später mit dem Kaufpreis verrechnet. Als Strecke für die Probefahrt sollte man idealerweise direkt die Wege des Alltags wählen, auf denen das Rad zum Einsatz kommen soll.
Wenn man das Gefühl hat, dass das Rad grundsätzlich passt und nur Kleinigkeiten stören, darf man den Händler ruhig bitten, die Einstellungen zu ändern. Auch ein anderer Sattel, Griffe oder Lenker bewirken manchmal kleine Wunder. Um einen Vergleich zu haben, lohnt sich darüber hinaus die Probefahrt mit einem teureren Modell. So stellt man schnell fest, ob das ins Auge gefasste vermeintliche Schnäppchen einigermaßen mithalten kann.