1525 brannten im süddeutschen Raum sowie in Teilen Thüringens und Sachsens die Burgen der Adligen – der deutsche Bauernkrieg war in vollem Gang. „Die Revolution des gemeinen Mannes“, wie Historiker Peter Blickle den Konflikt bezeichnet, war eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen den unterdrückten Bauern und der adligen Obrigkeit. Den ganzen Sommer über bekriegten sich die Bauernhaufen vor allem im Gebiet des heutigen Baden-Württembergs mit den Heeren der Fürsten und Könige, bis sie schließlich blutig niedergeschlagen wurden – Historiker gehen von bis zu 100.000 Todesopfern aus.
Zeitgenössische Beobachter wie Martin Luther bezeichneten die Bauern als „mörderische Rotten“, Marx und Engels charakterisierten sie später als erste Kommunisten. Heute betrachten Historiker sowie die Geschichtsschreibung beteiligter Länder die wehrhaften Bauern von 1525 oftmals als Rebellen, die erstmals den offenen Kampf gegen die Feudalgesellschaft wagten. Nicht nur deshalb wird es 2025 auch in Baden-Württemberg einige Veranstaltungen zum Bauernkrieg geben. Doch was ist damals überhaupt passiert?
Viel zu hohe Steuern
Die hohen Steuern zu der Zeit waren wahrscheinlich der Hauptauslöser des Konflikts. Die Bauern trugen mit ihrer Arbeit die Hauptlast der Feudalgesellschaft und konnten nach dem massiven Bevölkerungsrückgang durch die Pest mehr Autonomie und finanzielle Sicherheit gewinnen. Adel und Klerus verlangten allerdings Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts immer höhere Sätze für Steuern und Zehnten, womit die Bevölkerung bald nicht mehr mithalten konnte. Die willkürliche Erhöhung der Abgaben zwang viele Bauern in die Armut.
Die Bauern waren natürlich verärgert. Zwar stellte das gemeine Volk noch nicht die generellen Herrschaftsverhältnisse in Frage, kritisierte aber die Praxis der herrschenden Schicht als unchristlich. Problem war: Viele waren direkt abhängig von den Obrigkeiten und trauten sich nicht, sich gegen die Unterdrückung zu wehren – das änderte sich allerdings, als 1517 ein gewisser Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirchentür zu Wittenberg nagelte.
Hoffnung durch die Reformation
Auch wenn Luther die Bauern nie unterstützte, motivierte die Reformation führende Köpfe des deutschen Bauernkriegs. Der Theologe und Mitreformer Thomas Müntzer beispielsweise koppelte sich von Luther ab, und forderte bald nicht nur die Reform der Kirche, sondern eine durch die Bibel gerechtfertigte, radikale Umwälzung der Gesellschaft. Auch wenn das sicher nicht der einzige Auslöser des Krieges war, gaben Geistliche wie er den Bauern mit ihren modernen Forderungen notwendige Hoffnung. Ende 1524 schlossen sich am Oberrhein dann die ersten Bauern zu den sogenannten „Haufen“ zusammen.
Erste Erfolge
Bis Ostern fanden mehrere militärische Auseinandersetzungen zwischen den Bauernhaufen und den Heeren des Schwäbischen Bunds statt. Zunächst waren die Bauern erfolgreich: Sie nahmen ungefähr 50 Klöster und Schlösser ein, plünderten und brandschatzten sie, zerstörten Archive – und damit Symbole der Feudalgesellschaft. Nachdem die oberschwäbischen Haufen ihn aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit zurückschlugen, verhandelte einer der Heerführer des Schwäbischen Bunds, Georg Truchsess von Waldburg-Zeil, mit den Bauern sogar den „Vertrag von Weingarten“, mit dem er Zugeständnisse machte und eine weitere Eskalation verhindern wollte.
Nach dem Höhenflug …
Doch als die Odenwälder und Hohenloher Bauern Weinsberg erreichten, wendete sich das Blatt. Am Ostersonntag 1525 stürmten die Bauern die schwach besetzte Burg, schnappten sich den Grafen Ludwig von Helfenstein und töteten ihn und seine Anhänger einen Tag später vor den Toren der Stadt. Manche Städte (Heilbronn zum Beispiel) wurden durch diese „Bluttat“ eingeschüchtert und gaben den Forderungen der Bauern nach, die meisten Feudalherren aber wendeten sich nun vehement gegen die „mörderischen Rotten“ und lehnten von nun an alle Verhandlungen ab.
Das machte vor allem den oberschwäbischen Haufen einen Strich durch die Rechnung. Deren Delegierte hatten sich nämlich zwischen Fastnacht und Ostern getroffen und in Memmingen die „Zwölf Artikel“ verfasst. Das Manifest enthält etliche, mit Bibelpassagen begründete Forderungen und lese sich, wie manche Historiker behaupten, wie ein erstes Dokument für Menschenrechte. Um einen Krieg zu verhindern und zu verhandeln, legten die Bauern dem Schwäbischen Bund schließlich die Artikel vor. Aufgrund des neuen Buchdrucks verbreitete sich die Schrift rasch im ganzen Land.
… kommt der Fall
Der Bund war jedoch im Lichte der jüngsten Ereignisse gänzlich uninteressiert an einem Kompromiss. Weil die Fürsten sich inzwischen zusammengeschlossen hatten und ausgebildete Soldaten einsetzten, häuften sich in den folgenden Schlachten oftmals verheerende Niederlagen für die Bauern. In Böblingen fiel dann die Entscheidung: Am 12. Mai 1525 schlug Georg Truchsess von Waldburg-Zeil hier mit Einsatz der Kavallerie die Bauern zurück, selbst beim Rückzug seiner Gegner hatte er keine Gnade und schlachtete sie ab. Schätzungen zufolge könnten bis zu 9000 Menschen an diesem Tag ihr Leben verloren haben. Diese Niederlage bedeutete das blutige Ende des Aufstands im Südwesten.
Verheerende Folgen
Der Bauernkrieg kostete insgesamt bis zu 100.000 Menschen das Leben. Zudem bedeutete er die verheerende Zerstörung mittelalterlicher Burgen. Mit den Bauern kooperierende Städte wurden zu hohen Geldbußen verpflichtet und verloren zum Teil ihre Rechte, aufständische Bauern verfielen der Reichsacht und waren vogelfrei, Anführer wie Anton Eisenhut zum Beispiel wurden gefoltert und öffentlich hingerichtet – die siegreichen Adligen verhängten hohe Strafen. So dauerte es über 300 Jahre, bis sich die Unterschicht im heutigen Deutschland wieder wehrte.
Was ist der Bauernkrieg?
Rezeption 500 Jahre später
Nicht nur wegen Marx und Engels Einschätzungen werden die Bauern von 1525 heutzutage als Prototypen für Revolutionäre betrachtet. Auch in Baden-Württemberg werden den aufständischen Bauern dieses Jahr etliche Veranstaltungen und Ausstellungen gewidmet.
Ausstellungen und Events
Große Landesausstellung
Mit fünf Projekten wird das Landesmuseum Württemberg an den Bauernkrieg erinnern – einem der bisher teuersten Projekte des Museums. Im Alten Schloss läuft bis zum 4. Mai die Erlebnisausstellung „Protest! Von der Wut zur Bewegung“, in der Protestbewegungen wie der Bauernkrieg analysiert und erklärt werden. Im Kloster Schussenried findet vom 26. April bis zum 5. Oktober die Ausstellung „Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ statt, bei der die Ereignisse mit spektakulären Originalen und KI-generierten Figuren zum Leben erweckt werden.
Die Roadshow „Uffrur! …on the Road“ schließlich macht an unterschiedlichen Stätten des Krieges Halt, erklärt dort mehr über die dort stattgefundenen historischen Ereignisse und porträtiert relevante Protagonisten. Umrahmt werden die Veranstaltungen bis zum 3. August von „Zoff!“, einer Mitmachausstellung für Kinder, sowie der Social-Media-Storytelling-Aktion „LAUTSEIT1525“.
Mehr zu den Veranstaltungen des Landesmuseums Württemberg gibt es unter folgendem Link:
Wanderausstellung Kraichgau
Das Museumsnetzwerk Kraichgau organisiert ebenso eine Wanderausstellung. Die Ausstellung „Gerechter Zorn? 500 Jahre Bauernaufstand im Kraichgau“ wandert im Jahr 2025 durch die flache Region Baden-Württembergs. Sie startet am 10. Januar im Stadtmuseum Sinsheim und wandert dann zu folgenden Stationen: 21. Februar, Graf-Eberstein-Schloss, Kraichtal-Gochsheim; 28. März, Heimatmuseum Mühlacker; 12. Mai, Rathaus am Marktplatz Bruchsal; 18. Juni, Museum im Schweizer Hof, Bretten; 18. September, Galerie im Rathaus, Eppingen; 27. Oktober, Kreisarchiv Enzkreis, Pforzheim; 28. November, Heimatmuseum Untergrombach.
Bauernkriegsmuseum Böblingen
Böblingen war Schicksalsort während dem Konflikt. Hier befindet sich in der alten Zehntscheuer das Bauernkriegsmuseum. Bis zum 9. März präsentiert die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bauernkriegsmuseen auch in Böblingen 22 Köpfe des Bauernkrieges aus den Regionen der einzelnen Museen in Form einer Tafelausstellung.
Kunsthalle Vogelmann Heilbronn
Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums des Bauernaufstandes wartet die Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn mit einer ungewöhnlichen Ausstellung auf. Vier eigens entwickelte zeitgenössische Kunstprojekte schlagen hier bis zum 25. Mai die Brücke zur Gegenwart und werfen Fragen nach der heutigen Relevanz des Bauernaufstands und seiner Bedeutung auf. Mit dieser Ausstellungskonzeption liefern die Städtischen Museen Heilbronn einen singulären Beitrag im Jubiläumsjahr der „Revolution des gemeinen Mannes“.