Zu wandern, wo schon die Kelten die Aussicht genossen, im Odenwald, auf der Alb oder zwischen Schwarzwald und Weinbergen – im Ländle kein Problem. „So eine landschaftliche Vielfalt hat wohl kein anderes Bundesland“, sagt Dieter Buck. Und der muss es schließlich wissen. Seit über 40 Jahren ist der „Wanderpapst“, wie ihn inzwischen viele respektvoll nennen, landauf landab unterwegs, um die Wanderwege in Baden-Württemberg zu erkunden, die wohl keiner besser kennt als er. 160 Wanderführer hat er inzwischen verfasst und dabei geschätzte rekordverdächtige 46.420 Kilometer auf Schusters Rappen zurückgelegt, Tendenz steigend. Und egal ob Ortenau oder Oberschwaben, Odenwald oder Bodensee. Buck kann ganz Baden-Württemberg etwas abgewinnen. Für uns hat der Profi einige Tipps für Wanderer zusammengestellt. Und egal ob Profi oder Einsteiger - von Dieter Buck kann jeder noch was lernen.
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LOKALMATADOR.DE: Was empfehlen Sie Wander-Einsteigern?
Dieter Buck: Einen Wanderführer und eine Karte kaufen, dazu gute Schuhe, und losgehen.
LM: Was ist die ideale Länge für eine Tageswandertour?
Buck: 12 Kilometer. Dann ist noch genügend Zeit zum Rasten oder etwas zu besichtigen. Der Zeitbedarf beträgt je nach Höhenunterschied drei bis vier Stunden. Je nach Entfernung und An- und Abfahrtszeit, Pausen etc. ergibt das einen ausgefüllten Tag, nach dem man aber nicht völlig erschöpft, sondern gut erholt ist.
LM: Haben Sie einen heißen Tipp gegen Knieschmerzen und Blasen?
Buck: Bei Knieschmerzen: Langsam gehen, vor allem bergab. Dort helfen auch Wanderstöcke. Bei Blasen: Ein Leukoplast mitnehmen. Sobald das erste Reiben o.ä. auftritt nicht weitergehen, sondern die Stelle sofort abkleben. Dann reibt es am Pflaster und nicht an der Haut und es passiert vermutlich nichts. Man kann aber auch im Vorfeld vorsorgen: Gute und passende Wanderstiefel kaufen und dazu spezielle Wandersocken. Die leiten die Feuchtigkeit nach außen weiter und der Fuß bleibt trocken, Blasen können so kaum entstehen. Das kostet zwar etwas, ist aber bezahlbar und lohnt sich, da es ja für viele Jahre genutzt werden kann.
LM: Was tun, wenn der Schuh mal kaputt geht?
Buck: Da habe ich schon manchem aus der Patsche geholfen. Das Problem ist meist, dass sich die Sohle löst. Eine Katastrophe. Ich habe immer etwas Draht dabei, mit dem man die Sohle notdürftig fixieren kann, sodass man vorsichtig zum Ziel gehen kann. Mir selbst ist das zum Glück noch nie passiert.
LM: Was sollte man auf einer Wanderung auf alle Fälle im Rucksack haben?
Buck: Außer Wanderschuhen und etwas Verbandszeug ein aufgeladenes Handy, optimalerweise mit einer App, auf der man auch ohne Internetverbindung sehen kann, wo man gerade ist (z.B. PhoneMaps oder MapsMe), Wanderführer und/oder Wanderkarte, etwas zu Trinken. Es ist noch keiner verhungert, weil er ein paar Stunden nichts gegessen hat, aber mit Durst zu wandern ist grausam.
LM: GPS und Wanderapps? Gut oder überflüssig?
Buck: Gut und schön, aber meines Erachtens nicht nötig. Man muss damit umgehen können, ebenso wie mit einer Karte. Aber eine Karte fällt nicht wegen leerem Akku oder fehlendem Empfang aus. Sie sollte man auf jeden Fall dabei haben. Wenn man mit den Geräten umgehen kann und zur Sicherheit eine Karte dabei hat, die man auch lesen kann, sind diese digitalen Möglichkeiten aber sicher ganz nett – vor allem, um ältere Kinder zum Wandern zu locken. Eine Karte hat auch den Vorteil, dass man sich über die Umgebung informieren kann, denn sie reicht auch ohne hin- und herscrollen zu müssen weit und zeigt, was es alles in der Umgebung an Sehenswertem gibt. Die digitalen Möglichkeiten werden meiner Meinung nach auch überschätzt und vor allem von ihren Nutzern über den Klee gelobt. Fakt ist, dass nach den letzten Untersuchungen nur ein Drittel der Wanderer digital unterwegs ist, der Rest nach wie vor analog. Begeisterte Navinutzer wollen einem immer zu verstehen geben, dass nur Vorgestrige noch mit Karte unterwegs sind. Aber das stimmt schlicht und einfach nicht. Mein Vorschlag also: Digital mit einer guten App ist ok, aber auf jeden Fall mit Papierkarte. Und sich trotz digitaler Navigation vorher mit der Route auf der Karte beschäftigen.
LM: Was ist der schlimmste Fehler, den man beim Wandern machen kann?
Buck: Ohne genügend zu Trinken mit schlechtem Schuhwerk und keiner Karte unterwegs zu sein.
LM: Einen Tipp aus ihrem aktuellen Buch „Wandern mit der Bahn“ für Wanderanfänger?
Buck: Zum Einstieg empfehle ich immer eine Tour mit wenigen Höhenmetern. Im nördlichen Teil von Baden-Württemberg bietet die Tour um Schriesheim mit zwei Burgen wunderschöne Ausblicke auf die Rheinebene, besonders im Herbst, wenn das Weinlaub bunt ist. Die Margaretenschlucht im Odenwald hat einen alpinen Touch und ist schön schattig. Bei Ulm gibt es das Langenauer Ried, eine traumhaft schöne Landschaft ohne Höhenunterschied – hier sollte man allerdings einen bewölkten Tag wählen. Murrhardt mit den Wasserfällen ist auch ganz toll. Hoch hinauf geht es im Murgtal bei Baiersbronn zum Huzenbacher See. Es ist eigentlich alles machbar.
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