Grundsätzlich kann zwischen zwei Arten von Fettzellen unterschieden werden: weiße und braune Zellen. Beim erwachsenen Menschen kommt überwiegend weißes Fettgewebe vor. Dieses lässt sich noch einmal in subkutanes und viszerales Fettgewebe unterteilen. Subkutanes Fett befindet sich unter der Haut und wird daher auch Unterhautfettgewebe genannt. Es dient hauptsächlich als Energiespeicher, als Polsterung und somit als Schutz für Muskeln und Knochen vor Stößen und Stürzen, als Isolation und Unterstützung zur Temperaturregulation sowie als Verbindungsgewebe von Haut, Muskeln und Knochen. Das weiße Fettgewebe produziert darüber hinaus Hormone, wie etwa Östrogen oder Testosteron und ist damit unverzichtbar für unseren Körper. Es ist allerdings auch bekannt, dass ein Überschuss dieses Fettes zu einem erhöhten Risiko für Gesundheitsprobleme führen kann. Zum einen neigen Menschen mit einer großen Menge subkutanem Fett oft auch zu einer großen Menge viszeralem Fett, welches mit vielen Risikofaktoren einhergeht, zum anderen wird die Produktion von Hormonen angeregt, die beispielsweise zu Bluthochdruck oder Insulinresistenz führen können.
Lebensstilfaktoren entscheidend
Welche Fettmenge ein Mensch entwickelt, hängt von Lebensstilfaktoren wie körperlicher Aktivität und Ernährung ab. In der Regel ist das subkutane Fettgewebe, meist aus ästhetischen Gründen, ausschlaggebend, um über Gewohnheiten und Veränderungen nachzudenken. Im Gegensatz zum Unterhautfettgewebe sammelt sich das viszerale Fett in der Bauchhöhle an und wird um die lebenswichtigen Organe gespeichert. Daher wird es auch als Organfett oder Bauchfett bezeichnet. Es ist äußerst stoffwechselaktiv und setzt pro- und anti-inflammatorische Wirkstoffe frei. Daher ist es dafür bekannt, Entzündungen zu fördern sowie das Risiko für zahlreiche Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Stoffwechselstörungen zu erhöhen. Hier zeigt sich die unterschiedliche Wirkung des Bauch- und Unterhautfettgewebes auf den Stoffwechsel.
Beitrag zur Energieverbrennung
Braune Fettzellen tragen im Gegensatz zu weißen Zellen durch ihre große Anzahl an Mitochondrien, den „Kraftwerken der Zellen“, in denen die Energieproduktion stattfindet, aktiv zur Energieverbrennung und damit zur Wärmeproduktion bei. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist braunes Fett besonders ausgeprägt. Es macht etwa 5 % der Körpermasse aus und hilft den Neugeborenen, sich warm zu halten. Es schützt nicht wie die weißen Fettzellen durch eine Isolationswirkung vor Unterkühlung, sondern durch Aktivierung der Wärmeproduktion. Im Laufe des Wachstums nimmt die Menge an braunem Fett jedoch ab. Bei Erwachsenen sind nur noch wenige Gramm vorhanden, vor allem im Nacken, um die Halsschlagadern zu umgeben, und im Schulterbereich.
In den letzten Jahren haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es möglich ist, weiße Fettzellen in braune Fettzellen umzuwandeln. Dieser Prozess wird als Browning oder Fettzellenumpolung bezeichnet.
Die gute Nachricht ist also: Fett ist nicht gleich Fett und jede Fettzelle hat eine spezifische Funktion!
Wie gelingt nun die Aktivierung des braunen Fettgewebes?
Noradrenalin dient als Neurotransmitter zur Übermittlung von Signalen über das zentrale Nervensystem. Es aktiviert in diesem Fall über Rezeptoren auf der Oberfläche der braunen Fettzellen die Thermogenese, indem es die Lipolyse („Fettauflösung“), die Bildung von Mitochondrien und die eines Proteins, durch das Wärme ohne Muskelaktivität wie etwa Zittern generiert werden kann, in Gang bringt.
Die wichtigsten bekannten extrinsischen Reize für die Aktivierung sind Kälteexposition und Nahrungsaufnahme: Chronische Kälteexposition stimuliert das Bräunen des weißen Fettgewebes. In einem Experiment wurden hierbei Probandinnen und Probanden 10 Tage lang einer Kälteexpression ausgesetzt. Daraufhin kam es zu einer Erhöhung der Aktivität brauner Fettzellen.
Temperatur-Tricks
In kälteren Teilen der Erde passen sich die Menschen an den Kälteeinfluss an. Hierbei werden weiße in braune Fettzellen umgewandelt, um die Thermogenese zu unterstützen. Auch Trainingsreize bewirken die Bildung des Brain-derived Neurotrophic Factors, welcher das sympathische Nervensystem aktiviert und letztendlich weiße in braune Fettzellen umwandeln lässt. Dies hat nicht nur einen thermophysiologischen Effekt, sondern wirkt auch präventiv gegenüber Zivilisationskrankheiten, da ein Überschuss an weißen Fettzellen zu Entzündungen führen kann und damit die Ursache für Diabetes oder Bluthochdruck darstellt.
Ziel von WissenschaftlerInnen ist es nun, das braune Fettgewebe künstlich zu aktivieren, etwa mit sogenannten Sympathomimetika.
Bis es so weit ist, hilft ein Tipp für den Alltag dabei, energieverbrennendes braunes Fettgewebe zu aktivieren: Heizen Sie Ihre Wohnung nicht hoch. Ca. 20 bis 22 Grad sind ausreichend. Im Schlafzimmer sollte die Temperatur etwa 15 bis 18 Grad betragen. So lassen Sie Ihren Körper arbeiten, fördern den Aufbau von braunem Fettgewebe – und sparen noch dazu an Heizkosten.