Forscher der Universität Tübingen haben in der Höhle Hohle Fels eine mehr als 35.000 Jahre alte Flöte entdeckt. Dieser Fund verdeutlicht, dass bereits in der Steinzeit Musik gemacht wurde. Da dies nicht die einzige „Eiszeit-Flöte“ von der Schwäbischen Alb ist, nehmen die Wissenschaftler an, dass Musik bereits damals zum Alltag gehörte.

Der spezielle Flötenfund

Im Spätsommer 2008 hatten die Forscher um den Urgeschichtler Nicholas Conrad zwölf verstreute Teile aus Gänsegeierknochen in der Höhle Hohle Fels gefunden. Sie setzten sie zu einer 22 cm langen Flöte mit fünf Löchern und einer Einkerbung am Ende zusammen. Conrad datierte das Alter des Instruments auf über 35.000 Jahre: „Es ist eindeutig das älteste Instrument der Welt.“

Diesen spektakulären Fund präsentierten Conrad und seine Kollegen im Wissenschaftsjournal „Nature“. Conrad ließ sich ein Modell nachschnitzen, um den Klang zu testen; dieser erwies sich als hohl, ähnlich dem heutiger Flöten. Jüngere Funde aus Südfrankreich oder Österreich würden laut Conrad die Gänsegeierflöte als ältestes Musikinstrument bestätigen und den Nachweis für die „ersten nachgewiesenen Musiker auf Erden“ liefern.

Video: Was hat ein Geier mit einer Flöte zu tun?

Die älteste Menschendarstellung der Welt

In der Ausgrabungsstätte Hohle Fels, nur 20 Kilometer von Ulm entfernt, wurden nicht nur Flöten, sondern auch die „Venus vom Hohle Fels“ entdeckt. Diese Frauenfigur aus Mammut-Elfenbein gilt als die älteste Menschendarstellung der Welt und wurde im September 2008 gefunden. Dieser Fund stellt eine Weltsensation dar.

Bedeutung der Schwäbischen Alb als Fundort

Dass die Schwäbische Alb ein bedeutendes Gebiet für Funde aus der frühesten Zeit der Menschheitsgeschichte ist, ist unabstreitbar. In der Höhle Geißenklösterle, unweit des Hohle Fels, wurde ebenfalls eine Flöte aus Schwanenknochen entdeckt, die zu den ältesten der Welt zählt. Die Flötenfunde deuten darauf hin, dass es im Aurignacien (Die älteste Europäische Kultur) bereits eine entwickelte musikalische Kultur gab. Dies steht im Einklang mit der Entstehung figürlicher Kunst und technischer Innovationen in der Altsteinzeit, erklärt Conrad.

Eiszeitfunde sind UNESCO-Welterbe

Auch andere Wissenschaftler, wie der Archäologe Wil Roebroeks von der Universität Leiden, stimmen zu, dass die Flöte aus der Alb-Höhle das älteste bekannte Musikinstrument ist. Roebroeks betont, dass diese Funde auf eine fortgeschrittene Kultur vor 35.000 Jahren hinweisen, deren materielle Hinterlassenschaften modernes menschliches Verhalten widerspiegeln. In diesem Kontext wurden die Höhlen auf der Schwäbischen Alb aufgrund der außergewöhnlichen eiszeitlichen Funde zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Zu bestaunen ist die Flöte im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren.

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