Über Felder, Wiesen, durch Wälder, entlang von Streuobstwiesen oder Wacholderheiden führt diese Wanderung. Inmitten durch Naturschutzgebiete, einen großen Krater, entlang eines Millionen Jahre alten Felsenkliffs, Burgruinen erkunden oder in die historische Welt eines Klosters eintauchen und dabei stets mit einem idyllischen Landschaftsausblick belohnt werden – dies alles lässt sich auf der abwechslungsreichen Tour des Fernwanderweges Albschäferweg auf der Schwäbischen Alb erleben.
2022 wurde der Albschäferweg vom Fachmagazin „Wandermagazin“ als Deutschlands schönster Wanderweg in der Sparte „Mehrtagestouren“ ausgezeichnet. 158,95 Kilometer geht es hier durch die Heidenheimer Brenzregion. Zur Orientierung dient stets das Wegsymbol des weißen Schäfers auf blauem Grund.
Eine lange Tradition
Die Wanderschäferei war und ist noch heute eine Tradition auf der Schwäbischen Alb. Sie leistet ihren Beitrag zur Landschaftspflege. Denn die Tiere tragen in ihren Fellen Samen und Insekten weiter von Weide zu Weide. Dadurch unterstützen sie die Biodiversität und Artenvielfalt. Mehr dazu lässt sich auf dem Albschäferweg erfahren.
Video: unterwegs auf dem Albschäferweg
Da die knapp 160 Kilometer selbstverständlich nicht an einem Tag zu schaffen sind, bietet sich für die Wanderung eine Einteilung in zehn Etappen an. Jeden Tag gibt es dabei ein paar Höhepunkte zu entdecken: Höhlen, Ruinen, Städte, Gewässer, Wacholderheiden, idyllische Landschaften und zugleich kann viel über die Tradition der Wanderschäferei gelernt werden.
Unterwegs mit der zertifizierten Wanderführerin Susi Reiser
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Die Etappen im Überblick:
- Giengen – Stetten (17,03 km)
- Stetten – Anhausen (13,55 km)
- Anhausen – Gerstetten (18,68 km)
- Gerstetten – Steinheim (18,3 km)
- Steinheim – Zang (15,61 km)
- Zang – Heidenheim (16,08 km)
- Heidenheim – Nattenheim (9,14 km)
- Nattenheim – Neresheim (14,2 km)
- Neresheim – Ballmertshofen (14,15 km)
- Ballmertshofen – Giengen (20,94 km)
Etappe 1: Tolle Ausblicke
Startpunkt der Tour ist an der Spitalkirche in Giengen, welche auch als „Teddybärenstadt“ bekannt ist. Die Tour verläuft durch die Brenzauen, das Hürbetal und Waldlandschaften bis zum Ziel in Stetten ob Lontal.
Zunächst geht es über die Brenzbrücke über einen idyllischen Pfad zum Bruckersberg. Dort gibt es an einer Schäferstele Einblicke in die Geschichte der dort entstandenen Filzfabrik. Auf dem weiteren Weg lassen sich wunderbare landschaftliche Ausblicke ins Brenztal genießen. Man erreicht die Ruine Güssenburg und erfährt an der nächsten Schäferstele mehr über die Landschaftspflege durch die Wanderschäferei.
Eine gute Rast lässt sich anschließend an der Brenz-Renaturierung abhalten. Natur und Mensch können hier in Einklang sein. Durch die Renaturierung wurde ein Biotop für die heimische Flora und Fauna geschaffen. Und auch die Wanderer können hier prima durchatmen und innehalten, bevor die Reise weitergeht.
Panoramablick
Am Brenzturm lässt sich ein Rundumblick auf die Region erspähen. Als dann geht es rundum den Ort Bergenweiler, mit Blick ins Donautal. Über Wiesen- und Schotterweg gelangt man durch ein kleines Waldstück zum Waldspielplatz in Sontheim. Auch hier ist ein guter Rastpunkt.
Ist man gut erholt, geht es weiter zum Panoramastein. Panorama ist hier auch der treffende Begriff. Denn ein Panoramablick ermöglicht sich, der an manchen Tagen gar bis in die Alpen reicht. Auf dem Dexelberg, einer Waldheide, die von den Schafen der Sontheimer Schäferin Ruth Häckh gepflegt wird, lassen sich erste Eindrücke dieser Tradition der Wanderschäferei sammeln.
Nun ist es nicht mehr weit zum Etappenziel, dem Stettener Keller, wo man eine Nacht lang krafttanken kann. Wer beim Erreichen des Etappenziels noch genug Lust verspürt, kann sich hier den Archäopark Vogelherd ansehen, wo es auch mehr über die Geschichte der Mammutjäger aus dem Lonetal zu erfahren gibt.
Etappe 2: UNESCO-Welterbestätte
Nach einer erholsamen Nacht geht es weiter von Stetten bis Anhausen. Wer am Vortrag keine Lust mehr hatte, kann heute zum Start den Archäopark Vogelherd besuchen. Dieser ist Teil der UNESCO-Welterbestätte „Höhlen- und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“. Über einen Waldpfad und den Stettenberg geht es auf den Lonetalwanderweg. Zwischendurch kann dabei auf einer Albschäferliege ein wenig entspannt werden.
Video: Der Archäopark Vogelherd
Nächstes großes Ziel ist auf diesem Pfade die Ruine Kaltenburg. Dort finden sich Reste einer Burganlage aus der Stauferzeit. Anschließend geht es zur Charlottenhöhle, die mit 587 Metern die längste begehbare Schauhöhle Süddeutschlands ist.
Über einen Teerweg, Wiesenwege und ein Waldstück wird die Domäne Falkenstein samt Aussichtsfelsen, mit Blick über das Eselsburger Tal, erreicht. Anschließend geht es den Hang hinab durch den Wald und Waldrand nach Anhausen.
Etappe 3: Ein Stück Erdgeschichte
Auf der dritten Etappe wird buchstäblich ein Stück Erdgeschichte begutachtet, das Heldenfinger Kliff. Dies ist ein Teil der Felsküste des tertiären Meeres vor 15 Millionen Jahren.
Doch zunächst geht es los vom Kloster Anhausen Richtung Bolheim. Über Waldpfade, Schotterwege und Feldwege erreicht man besagtes Kliff. An den Felsen lässt sich nach wie vor die Aktivität der Bohrmuscheln und Bohrschwämme beobachten. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Nächster Haltepunkt ist der Schafhof Banzhaf. Über unbefestigten Wiesenweg und idyllische Wacholderheiden geht es ins Hungerbrunnental inklusive Hungerbrunnen, einer in der Regel trockenen Karstquelle, die nur bei besonders großen Niederschlagsmengen Wasser führt. Vorbei am ehemaligen Skilift im Hirschtal durchs Gassental und Säuberes Tal wird der Höhenrücken erreicht, der zum Abschluss der heutigen Etappe einen tollen Blick auf Gerstetten und die Eglenseen bietet.
Etappe 4: Inmitten eines Kraters
An Tag vier führt die Wanderung vom Startpunkt in Gerstetten und den Eglenseen entlang durch bunte Mischwälder und große Heideflächen zum Steinheimer Becken, vielleicht einem der Höhepunkte des Albschäferweges. Im Steinheimer Becken befindet sich der am besten erhaltene Krater Süddeutschlands. Auf dem Weg lohnt sich aber auch ein kurzer Abstecher zum Wasserturm, der sich nicht unweit von den Eglenseen befindet.
Ein guter Rastpunkt befindet sich an der Grillstelle „Drei Wettertannen“. Dann erreicht man ein Albdorf, landschaftliche eingebunden in Wald und Streuobstwiesen. Anschließend wartet der Höhepunkt der vierten Etappe, das Steinheimer Becken, mit einem Durchmesser von knapp vier Kilometern. Das Becken ist ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Es entstand vor geschätzt 14 bis 15 Millionen Jahren nach einem Meteoriteneinschlag.
Das Besondere an diesem Krater, er ist nicht einfach eine kahle Stelle, sondern beherbergt auch eine vielseitige Tier- und Pflanzenwelt. Abschließend geht der Weg weiter zum Endpunkt dieser Etappe, dem Schafhof Steinheim
Etappe 5: Wanderung durchs Felsenmeer
Etappe 5 führt nach Zang. Doch bevor es losgeht, lässt sich am Schafhof Steinheim, wo sich gut 600 Merino-Schafe befinden, erfahren, warum der Albschäferweg überhaupt Albschäferweg heißt.
Über einen alten Schaftrieb hinauf wird die Hitzinger Steige erklommen. Hier bieten Grillstellen eine gute Rastmöglichkeit. Danach geht es über den Zanger Berg zur Hohen Steige, inklusive Rastmöglichkeit und Sinnespfad. Auch wenn es einen gewissen Anstieg bedeutet, so wird man immer wieder belohnt mit einem herrlichen Blick auf das Kraterbecken, welches aus der Vogelperspektive optisch noch beeindruckender ist.
Doch der Albschäferweg führt nicht nur hinauf. Nein, die Abwechslung machts aus. Auf Feld- und Wiesenwegen geht es dann mal ein wenig hinab ins Doschental und anschließend weiter ins Naturschutzgebiet Wental. Dieses zeichnet sich durch seine etwa 30 frei stehenden Dolomitkalkfelsen aus, die auch als Felsenmeer bezeichnet werden. Vom Wental aus wird durchs Felsenmeer gewandert. Nach Durchqueren eines Waldes wird der heutige Zielpunkt erreicht: der Waldparkplatz Zang.
Etappe 6: Der Schäferlauf
Nächstes Ziel auf der sechsten Etappe ist Heidenheim an der Brenz mit seinen knapp 50.000 Einwohnern. Vorbei an der sogenannten Waldsiedlung kommt man über verschlungene Pfade zur Ruine Herwartstein. Hier kann ein Abstecher zur Brenzquelle empfehlenswert sein. Einfach mal ein wenig Wasser in der Brenz treten. Das ist nicht nur gesund, sondern lockert auch wieder die Muskulatur für die restlichen Etappen ein wenig auf.
Dann erreicht man den Itzelberger See, welcher einst von Mönchen künstlich angelegt wurde. Hier gibt es auch die Möglichkeit für eine Runde Minigolf oder Tretbootfahren.
Auf der Route werden viele ausgedehnte Wälder durchquert, wo sich buchstäblich die Natur atmen lässt. Dabei gelangt man hinauf zum Albuch. Dort erreicht man den Hahnenschnabel in Heidenheim und kann mehr über den Heidenheimer Schäferlauf erfahren. Diese Tradition, die das Handwerk der Schäferei würdigen sollte, reicht bis 1724 zurück und wurde letztmals 2008 ausgetragen. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.
Etappe 7: Der kürzeste Abschnitt
An Tag sieben sorgt eine kürzere Strecke von 9,14 Kilometern, mit Ziel in Nattenheim, für ein wenig Zeit zum Durchschnaufen. Aufgrund der gewonnenen Zeit kann man sich vor dem Start das Wahrzeichen Heidenheims anschauen, das Schloss Hellenstein. Dort kann im Museum mehr zur Stadtgeschichte Heidenheims erfahren werden.
Bevor es wieder auf Wanderschaft geht, kann zudem im Hellensteinbad Aquarena weitere Kraft getankt und erstmal ein wenig entspannt werden. Die Panoramasauna bietet einen imposanten Blick auf die Stadt und sein Schloss.
Mit frischen Kräften geht es dann an Wacholderheiden entlang zur Ramensteinhöhle, eine circa 45 Meter lange Durchgangshöhle. Abschließend ist der Zielpunkt, der Schafhof Nattenheim, wo Wanderschäferin Karin Wiedenmann-Riek Einblicke in den Schäferalltag geben kann, nicht mehr weit.
Etappe 8: Über steinige Äcker
Am achten Tag erwartet die Wanderfreunde eine 14,2 Kilometer lange Strecke mit Zielpunkt am Kloster Neresheim. Los geht es von Nattenheim durch Wälder und über das Härtsfeld. Härtsfeld bedeutet sprachlich übersetzt so viel wie „steiniges, waldfreies Gelände“. Der Boden dort ist eher steinig und besitzt nur kurze Vegetationsperioden, weshalb er für eher geringe Ernteerträge sorgt.
Über diese steinigen Äcker geht es nach Neresheim, wo das bekannte Kloster Neresheim schon aus der Ferne mehr und mehr zu erkennen ist.
► Mehr zum Kloster Neresheim und anderen Klöstern in Baden-Württemberg gibt es hier zu entdecken.
Dabei geht es auch durch das Naturschutzgebiet Zwing. Dieses ist vor allem durch Wacholderheiden geprägt, die viele seltene und geschützte Pflanzen beherbergen.
Etappe 9: Klostergeschichte und Stauferburg
Vorletzter Tag: von Neresheim nach Ballmertshofen. Zunächst wird jedoch der Ulrichsberg erklommen, um das Kloster Neresheim genauer zu betrachten. Hier kann auch die erste Rast eingelegt und ein wenig der Geist freigemacht werden. Die Benediktinerabtei am Ulrichsberg zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten des Spätbarock.
Video: Kloster Neresheim
Anschließend führt die Wanderung weiter durch die Härtsfelder Wälder und über Felder und Wiesen nach Katzenstein. Schon von Weitem ist die Burg Katzenstein zu erspähen. Es handelt sich um eine der ältesten erhaltenen Stauferburgen, deren Besichtigung in jedem Fall lohnt.
Als Nächstes wartet ein Stauseedamm. Hier am Härtsfeldsee kann sich auch erfrischt und ein wenig gerastet werden, bevor es weitergeht. Danach geht es nach Dischingen, wo die Kirche St. Johannes Baptist, auch „Klein-Neresheim“ genannt, den nächsten Höhepunkt der Tour bietet. Anschließend geht es noch weiter bis zum heutigen Etappenziel, oberhalb der Rappenmühle, Ballmertshofen.
Etappe 10: Auf der Zielgeraden
Endspurt: Der letzte Abschnitt steht an, und der hat es nochmal in sich. Knapp 21 Kilometer heißt es heut nochmal zu bewältigen, um den Zielort zu erreichen, ein alter Bekannter: Denn der Albschäferweg endet, wo er begann, in Giengen.
Von Ballmertshofen aus geht es zunächst über die bayrische Grenze Richtung Zöschingen. Dort befindet sich oberhalb des Ortes die Kapelle Maria Steinbrunn mit einem Gnadenbild der Muttergottes aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Für ein Päuschen ist hier auch gesorgt. Ein Rastplatz befindet sich dort. Dabei können sich auch nochmal in einer Kneippanlage die Beine vertreten werden, um für die letzten Kilometer noch etwas Kraft zu bekommen.
Die letzte Steigung
Weiter geht es Richtung Oggenhausen, wo es einen Holzweg mit Erlebnisstationen gibt. Danach wartet am Rötenberg die letzte Steigung. Hier heißt es also, nochmal alle Kräfte zu mobilisieren. Gleich ist es geschafft. Von dort geht es auf einem ehemaligen Schaftrieb weiter durch den Wald. Nach Verlassen des Waldes wird der Schratenhof umrundet und über Wacholderheiden führt die Wanderung durch das Hölltal bis zum Schießberg.
Der Abschluss des Fernwanderweges gestaltet sich dann ein wenig entspannt. Es geht noch hinab in die Stadt, wo der Ausgangspunkt des Fernwanderweges erreicht wird: die Spitalkirche Giengen.
► Doch man kann nicht nur auf dem Albschäferweg wandern, die Schwäbische Alb hat noch einiges mehr zu bieten.