Alles neu macht der Mai … der Volksmund singt’s und ja – es stimmt. Als Übergang zwischen dem oft noch wechselhaften April und dem Sommeranfang im Juni ist der Mai der Monat, in dem sich Mutter Natur so richtig austoben kann. Wonnemonat wird er oft genannt, doch mit den Eisheiligen birgt er auch nochmal ordentlich Potential für warme Decken und Nachtfrost. Und wie das oft so ist mit den besonderen Monaten, hat auch der Mai seine ganz speziellen Bräuche, die besonders im Süden gefeiert werden. Ja, gefeiert wird im Mai traditionell sehr viel – mit meist mindestens zwei gesetzlichen Feiertagen, dem Pfingstfest, das auch des Öfteren in den Mai fällt und dem Muttertag gibt es auch Anlass genug dazu.

Video: Warum wir Maibräuche feiern

Heraus zum 1. Mai

Begonnen wird der Mai deshalb auch mit einem Feiertag: Und zwar in ganz Deutschland. Die Wurzeln des 1. Mais – auch Maifeiertag, Tag der Arbeit oder auch internationaler Kampftag der Arbeiterklasse genannt - liegen im Aufkommen der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert, über die Jahre hinweg wurde er gesetzlich verankert. Große Kundgebungen der Gewerkschaften finden bis heute an dem Tag statt.

Demonstrierende Gewerkschaftsmitglieder am 1. Mai

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Heraus zum 1. Mai heißt es alljährlich bei Gewerkschaften und Arbeiter*innen
Die Haymarkt Riots in Chicago

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Die blutig niedergeschlagenen Haymarket Riots in Chicago am 1. Mai 1886 waren der Grundstein für den Tag der Arbeit, der heute am 1. Mai in vielen Ländern der Welt begangen wird
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(Hexen)Tanz in den Mai

Die Nacht vor dem Maifeiertag, am 30. April ist weitläufig als Walpurgisnacht bekannt – ihren Namen hat sie von der Heiligen Walburga, deren Gedenktag im Mittelalter am 1. Mai begangen wurde. In der Nacht zuvor war laut verschiedener mittelalterlicher Quellen mit verstärkter Hexen-Aktivität zu rechnen – angeblich rund um den Blocksberg im Harz, aber auch andernorts: In Süddeutschland war der Heuberg auf der Schwäbischen Alb der Treffpunkt der Hexen.

Hexensabbat zur Walpurgisnacht

Michael Herr/Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Zur Walpurgisnacht tanzen die Hexen - davon war man im Mittelalter fest überzeugt, wie dieser Stich von Michael Herr zeigt

O Maienbaum

Heute tanzen nicht nur die Hexen – Maifeiern gibt es überall in Baden-Württemberg. Und auch der Maibaum ist ein typisch süddeutsches Phänomen. Die bis zu 30 Meter – in Bayern sogar in Einzelfällen bis zu 50 Meter – hohen, geschmückten Baumstämme, je nach Region eine Birke oder ein Nadelbaum, sind auf vielen Plätzen im Ländle zu finden. Oft werden sie zum 1. Mai gestellt – per Muskelkraft von Handwerksburschen oder von Heimat- und Trachtenvereinen und zuvor in einer feierlichen Prozession durch den Ort getragen.

Mit bunten Bändern behangen und mit frischem Tannengrün bekränzt und mancherorts auch mit Zunftsymbolen versehen, repräsentieren sie die Wiederkehr der Natur und den Beginn der Vegetationsperiode. Der Brauch selbst geht vermutlich noch auf vorchristliche Zeiten zurück, als zum Frühlingsbeginn den Waldgottheiten gehuldigt wurde.

Maibaumstellen zum 1. Mai

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Am 1. Mai heißt es vielerorts noch mit Muskelkraft den Maibaum stellen. Das macht natürlich durstig.
Tanz in den Mai rund um den Maibaum

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An vielen Orten wird auch hierzulande um den Maibaum getanzt
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Nächtliche Überraschung

Ihren ganz privaten Maibaum bekommen junge Frauen im südlichen Schwarzwald, aber auch auf der Alb. Heimlich stellen ihre Verehrer oder Freunde nachts einen kleinen mit Krepppapier und kleinen Geschenken verzierten Birkenstamm auf – oft an der Dachrinne, am Schornstein oder eben im Vorgarten. Diese Liebesmaien oder Maienstecken bleiben den ganzen Monat über stehen, bevor sie von ihren Aufstellern abgeholt werden, ganz offiziell und gegen eine Belohnung – meist einen Kuss von der Dame, einen Kasten Bier vom Vater und einen Kuchen von der Mutter. Nach der Auslöse wird ein Stückchen Baum als Erinnerung abgesägt. Manchmal werden die Aufsteller – in der Regel Junggesellen auch noch an Ort und Stelle belohnt mit einem kleinen Umtrunk.

Aber es kann auch anders gehen: Steht ein Kirsch-, ein (schwarz geschmückter) Tannenstamm oder gar ein Reisigbesen vor dem Haus, wollte sich vielleicht ein gekränkter junger Mann für einen Korb rächen, wer weiß.

Maienstecken

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Die Überraschung für die Damenwelt ist geglückt, wenn am Morgen des 1. Mai der Maienstecken am Haus prangt.

Spaß muss sein

Im Schwarzwald, vor allem im Schwarzwald – Baar-Kreis, aber auch am Bodensee sind in der Nacht zum ersten Mai die Maienstecker unterwegs. Kreative Schilder, Witze auf Kosten der Nachbarorte oder der Ortspolitik, Klingelstreiche aber auch einfach nur der mehr oder weniger dekorative Einsatz von Rasierschaum oder Klopapier – die Palette an Maischerzen ist groß.

Jungs wickeln einen Baum mit Klopapier ein

Darrin Klimek/Digital Vision/Getty Images

Streiche haben in der Nacht zum 1. Mai auch im Schwarzwald Konjunktur

Ab ins Grüne

Anton Birlinger schreibt in seiner Schwäbischen Brauchtumssammlung noch 1862 vom „Maithaureiten“: So ritten rund Offenau, Jagstfeld oder Untergrießheim schon um 2 Uhr in der Frühe junge Männer in den Wald – um zu singen und den Tag fröhlich zu begrüßen. Bei Sonnenaufgang ging’s zurück. Später wurde ein Wirtshausritt aus der Tradition, die sich in gewisser Weise bis heute gehalten hat: Vor allem in ländlichen Gegenden geht es auch heute noch auf Maitour. Nur nicht mehr mit dem Pferd, und auch die Drahtesel bleiben besser zuhause – denn der Konsum von alkoholischen Getränken oder die Einkehr auf einem der vielen Maifeste gehört mit dazu. Und Ausschlafen darf man dank Feiertag auch.

Ein Tag für die Mama

Auch später im Mai gibt’s einiges zu feiern: So ist der erste Sonntag im Wonnemonat traditionell den Müttern gewidmet. Ausgehend von den USA verbreitete sich die Idee eines Feiertags für die Mütter – in Deutschland wurde er bezeichnenderweise 1922  vom Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber initiiert – wohl bis heute profitiert dieser Wirtschaftszweig am meisten von dieser Idee, Blumengeschäfte dürfen an diesem Tag sogar öffnen, sofern kein anderer Feiertag darauf fällt.

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… Und einer für Papa

Und die Christen feiern Christi Himmelfahrt. Da der Tag immer auf einen Donnerstag fällt und abhängig vom Zeitpunkt des Osterfestes ist - 40 Tage nach Ostern soll Christus laut Lukasevangelium in den Himmel aufgenommen worden sein – fällt er meistens in den Mai. Die katholische Kirche feiert den Tag mit Prozessionen. Da der Tag in ganz Deutschland seit 1934 ein gesetzlicher Feiertag ist, entwickelte er sich vor allem in den letzten 100 Jahren auch zum Gegenstück des Muttertags: Am Vatertag zieht es vor allem die Herren der Schöpfung in die Natur (nicht selten bei großzügigem Alkoholkonsum) – aber auch Tagesausflüge mit der ganzen Familie werden an dem Tag inzwischen gerne unternommen.

Warum heißt Christi Himmelfahrt eigentlich Vatertag?

Muttertag

Epiximages/iStock/Getty Images Plus

Blumen gehören einfach zum Muttertag dazu und jede Mutter freut sich über einen Strauß Frühlingsblumen wie Tulpen.

Kalendergeschichte(n)

Übrigens: Der fünfte Monat im Kalender war der Mai nicht immer: Im alten Rom stand er noch an dritter Stelle, da das Jahr im März begann. Erst mit der Einführung von Januar und Februar gelangte der Mai in seine heutige Position.

Namenspatin

Und seinen Namen? Den hat der Monat ebenfalls von den Römern: Das lateinische „Maius/Majus“ rührt - so eine Erklärung - von der altitalischen Göttin Maia her. Und der „Wonnemonat“? Der ist quasi ein Übersetzungsfehler: Karl der Große bedachte im 9. Jahrhundert alle Monate mit neuen Namen. Und weil im Mai das Vieh das erste Mal nach dem Winter wieder raus auf die Weide durfte, war der Mai eben der „Wunnimanoth“, der Weidemonat. Wonnemonat passt aber auch.

Maibowle

Santje/Getty Images Plus

Alkoholisch und mit einem Hauch Frühlingsgrün: Die Maibowle schmeckt nach dem Winter.

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