Als vor kurzer Zeit die Heavy-Flute-Formation „Wucan“ aus Dresden aufschlug und die Lokalmatadoren „Typhuzz“ zuvor durch doomigen 70er-Jahre-Metal den Boden für einen fantastischen Konzertabend bereitet hatten, gab es beim begeisterten Publikum im rappelvollen Haus keine zwei Meinungen. Diese Kultkneipe, zu der in der Sommerzeit auch ein gemütlicher Biergarten gehört, ist aus Karlsruhe und der Region nicht wegzudenken.

Tatsächlich besteht die „Alte Hackerei“ auf dem Karlsruher Schlachthofgelände mit dem Kreativgarten aktuell seit fast 16 Jahren, nachdem Punkrock-Gastronom Christian Bundschuh – in der Szene lediglich als „Plüschi“ bekannt – im Jahre 2007 die Idee einer Musikkneipe, in der vornehmlich Punkrock-Konzerte über die Bühne gehen, aber auch für Hardcore, Ska- oder Garagenrock offen ist, in die Tat umsetzte. „Ich bin bereits seit 1989 in der hiesigen Musikszene unterwegs“, so der heute 55-jährige, in Stuttgart geborene Veranstaltungskünstler, der zudem ausgebildeter Tontechniker – und selbst Musiker ist.

Die Band „Wucan“ mit Frontfrau Francis Tobolsky sorgte für gute Stimmung.

hjo

Die Band „Wucan“ mit Frontfrau Francis Tobolsky sorgte für gute Stimmung.
Ein Gitarrist der Band "Typhuzz"

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Die Band „Typhuzz“ war als Support für Wucan dabei.
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Als leidenschaftlicher Schlagzeuger der Karlsruher Hardcore-Punkrock-Formation „Terrorfett“ sitzt er hinter der Schießbude und fühlt sich auch dort dabei „sauwohl“. Apropos „Subculture And Underground“ - abgekürzt SAU. Der eingetragene Verein vom Kulturring Karlsruhe e.V. wurde im August 2008 gegründet, um die hiesige Kulturszene mit Veranstaltungen abseits des Mainstreams zu beleben. Die allermeisten Veranstaltungen, aber auch Lesungen, Comedy oder andere Events finden in der „Alten Hackerei“ statt und geben Künstlern aus aller Welt, die ansonsten kaum Auftrittsmöglichkeiten hätten, eine Plattform.

Ein eingespieltes Team

„Dabei liegen uns besonders weitgehendst unbekannte Künstler am Herzen, auch dann, wenn die Kosten die Einnahmen mitunter übersteigen“, informiert „Plüschi“, der auch für das Band-Booking zuständig ist und von Sau-Geschäftsführerin Laura unterstützt wird.

Überhaupt: Bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen kann man auf ein eingespieltes Team, professionelles Equipment und viele Jahre Erfahrung im Konzertbetrieb zurückgreifen. „Das bestätigen uns auch die auftretenden Bands, die sich in unserem Haus überaus wohlfühlen, von der Gastfreundschaft beeindruckt sind und gerne wiederkommen“, heißt es. So wie die vier MusikerInnen von „Wucan“, die inzwischen europaweit touren, in großen Hallen spielen und von der Karlsruher Location mit seiner besonderen Atmosphäre und einem „geilen Publikum“ sehr angetan waren. „Wir haben im Schnitt zwischen sieben und zwölf Konzerte im Monat“, teilt „Plüschi“ mit.

Alte Hackerei von außen

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Die Alte Hackerei hat Kultstatus.

Zuletzt hatten ihn besonders zwei Gruppen beeindruckt, die mit ihrer Performance „fast das Haus abgerissen“ hatten und ein Highlight setzten. Zum einen waren das die englischen Punker „UK Subs“, zum anderen die Karlsruher Funk-Punk-Band „Die Kawenzmänner“.

Zur Historie der „Alten Hackerei“

Während die Location früher als Metzger-Kantine diente, wurde im Laufe der Zeit, als in den 90er Jahren der Schlachthof-Betrieb eingestellt und das Gelände umgestaltet wurde, ein großflächiger Park, in dem seit Jahren auch das „Tollhaus“ und „Substage“ ihre Heimat gefunden haben. Im Jahre 2006 war der Schlachthof, dessen Gebäude zum Großteil denkmalgeschützt sind, offiziell stillgelegt worden und das 7,8 Hektar große Gelände wurde Zug um Zug zu einem Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft entwickelt.

Logo der Alten Hackerei

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Die Alte Hackerei hat musikalisch viel zu bieten.

Mit Erfolg, wie sich zeigen sollte. „In der Alten Hackerei wird die Musik gespielt, die ich schon immer liebte und wollte“, sagt „Plüschi“, der sich stets über ein bunt gemischtes Publikum freut. Dabei geben sich neben international bekannten Gruppen auch lokale Bands, die dort teilweise ihren ersten, öffentlichen Gig absolvieren, die Ehre und genießen die einzigartige Atmosphäre. So wie im vergangenen Sommer, als im urigen Biergarten die „Guitar Gangsters“ aus London ihre Spuren hinterließen oder zuletzt eben die Rockformation „Wucan“ aus Dresden, die mit Frontfrau Francis Tobolsky und ihrer einzigartigen Heavy-Flute-Rock-Mischung für ein volles Haus sorgte.

Zur Unterstützung hatten sie die Lokalmatadoren „Typhuzz“ als Support mit doomigem Metal-Feuerwerk, eingebettet in einen gnadenlosen Sound, den Boden für ein tolles Musikspektakel bereitet.

„Jahresfest“

Und welches Konzert sollte man sich im Frühjahr auf keinen Fall entgehen lassen? Natürlich das immer wiederkehrende „Jahresfest“ Anfang Mai mit tollem Programm.

Es geht also, auch in schwierigen Zeiten, „Weiter, immer weiter“ (O-Ton: Oliver Kahn) mit der „Alten Hackerei“, auch wenn die Finanzspritzen auslaufen und man „immer wieder nach Lösungen suchen“ muss, wie „Plüschi“ anmerkt.

Alte Hackerei, Innenansicht, Bar

hjo

Die Alte Hackerei ist inzwischen ein Kultort in Karlsruhe.

Tatsache ist, dass Karlsruhe eine Hochburg der freien Kulturszene im Südwesten Deutschlands ist. Und diese muss erhalten bleiben, denn ohne Kultur, ohne Live-Events ist die Welt eine arme.

Alle Infos zu aktuellen Konzerten in der Alten Hackerei gibt es hier.