Ob kompostierbare Bürsten oder vegane Zahnseide – Umweltfreundlichkeit stellt selbst im Badezimmer einen wichtigen Faktor dar. So erleben viele nachhaltige Produkte neuerdings einen Boom. Dr. Christoph Sliwowski, Leiter der Zahnimplantat-Klinik Düsseldorf im St. Vinzenz-Krankenhaus, klärt über zwei alternative Trends auf.
Zahnbürste zum Kauen
Seit etwa 1.500 Jahren gilt das Miswak-Kauholz, auch Siwak genannt, als natürliches Pflegemittel für Zähne. Dabei handelt es sich um kleine, etwa fingerdicke Zweige oder Wurzelstücke des sogenannten Zahnbürstenbaumes. Um das weiche Holz freizulegen, müssen Anwender zunächst die Rinde entfernen. Anschließend kauen sie so lange auf dem zuvor bearbeiteten Ast, bis die Spitze ausfranst. Erst jetzt eignen sich die weichen Fasern zum Putzen der Zähne – ganz ohne Wasser oder den Einsatz von Zahnpasta. Beim Kauen werden Inhaltsstoffe – ähnlich der einer Zahncreme – wie Fluorid, Vitamin C und Flavonoide freigesetzt und stärken Zahn sowie Mundflora. Daneben dienen die im Siwak enthaltenen Gipskristalle als feine Reinigungskörper, die die Zahnoberfläche von unschönen Verfärbungen, beispielsweise von Kaffee, befreien.
„Nichtsdestotrotz rate ich, für eine optimale Mundhygiene zweimal täglich die herkömmliche Zahnbürste zu nutzen, da diese gefährliche Mikroorganismen deutlich effektiver bekämpft und Zahnpasta zusätzlich das Gefühl eines frischen Atems vermittelt“, weiß Dr. Sliwowski und fügt an: „Für eine Reinigung zwischendurch reichen die Zweige definitiv aus, jedoch ersetzen sie kein klassisches Putzen, um vor Karies oder Parodontitis zu schützen.“ Verbraucher finden das alternative Naturprodukt in gut sortierten Biomärkten oder online.
Pflanzliche Zahnseide
Insbesondere Zahnzwischenräume machen einen großen Teil der Zahnoberfläche aus. Aus diesem Grund greifen Anwender gerne zu Zahnseide, um die engen Lücken schonend von Essensresten zu befreien. Jedoch bestehen herkömmliche Zahnseiden meistens aus Plastik. Da es praktisch unmöglich ist, diese Nylonfasern zu recyceln, enden sie in der Regel in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien. Viele Menschen greifen daher auf pflanzliche Zahnseide – bestehend aus Fasern von Bambuszweigen oder Maisblättern – zurück, die als genauso effektiv wie herkömmliche Produkte gilt.
Sind Bambus- und Holzzahnbürsten besser?
Eine britische Studie aus 2020 (→ siehe hier) verglich die Ökobilanz von Zahnbürsten und stellte fest, dass Zahnbürsten mit austauschbaren Köpfen die umweltfreundlichste Option sind. Holz- und Bambuszahnbürsten schnitten insgesamt nicht am besten ab. Die Bambuszahnbürste hat lange Transportwege und einen hohen Wasserverbrauch, während die Holzzahnbürste aufgrund nicht recycelbarer Borsten problematisch bei der Entsorgung ist.
Elektrische Zahnbürsten haben die schlechteste Ökobilanz, da sie elfmal mehr CO2 im Lebenszyklus produzieren als manuelle Zahnbürsten. Die Akkus enthalten seltene Erden und Edelmetalle und sind Stromfresser. Obwohl elektrische Zahnbürsten gründlicher putzen können, erreicht man mit der richtigen Technik ähnliche Ergebnisse auch mit Handzahnbürsten.
Zahnärzte raten bei nachhaltigen Holzzahnbürsten dazu, Borsten aus Rizinusöl oder Nylon zu verwenden, da Borsten aus Tierhaaren nicht hygienisch sind. Sie neigen dazu, porös zu werden und Keime in den Zwischenräumen zu sammeln. Die Entsorgung von Rizinusöl- oder Nylonborsten erfordert das Absägen oder Abbrechen der Köpfe. Es ist auch wichtig, Holzzahnbürsten gründlich trocknen zu lassen, um Keimbildung zu vermeiden. Um potenzielle Keimherde zu vermeiden, ist es ratsam, Zahnbürsten mit einer gleichmäßigen Oberfläche aus einem Stück Holz zu wählen.
(Quelle)
„Solche nachhaltigen Alterativen können Verbraucher bedenkenlos bei ihrer täglichen Mundhygiene einsetzen. Pflanzliche Zahnseiden enthalten darüber hinaus oftmals Aktivkohle, die mithilfe kleiner Reinigungspartikel die häufig dunkleren Zwischenräume aufhellt“, erklärt Dr. Sliwowski abschließend.
► Mythen zum Thema Zahnpflege, was stimmt und was nicht, lesen Sie hier.
► Noch mehr Tipps für ein nachhaltiges Badezimmer gibt's hier