Unkenntnis über die Versorgungslücke besonders bei Frauen
Wer für sein Alter vorsorgen möchte, sollte zunächst prüfen, wie hoch die eigene sogenannte Rentenlücke ist. Das ist die Differenz zwischen der zu erwartenden gesetzlichen Rente und dem letzten Nettogehalt als Berufstätiger. Bei Frauen fällt diese Lücke oft deutlich höher aus als bei Männern. „Frauen verdienen für die geleisteten Arbeitsstunden durchschnittlich immer noch rund 20 Prozent weniger, sie arbeiten oft in Branchen oder Berufen mit schlechterer Bezahlung und gleichzeitig leben sie im Schnitt fünf Jahre länger“, erklärt Thorsten Dasbach, Vorsorgeexperte der ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG.
So ermittelte kürzlich auch das Statistische Bundesamt ein geschlechtsspezifisches Gefälle bei den Alterseinkünften von fast 30 Prozent. Wie hoch ihre eigene Rente sein wird, können laut ERGO Risiko-Report 56 Prozent der Frauen schwer einschätzen. „Einen Überblick liefert die jährliche Renteninformation, die die Deutsche Rentenversicherung an alle Arbeitnehmer ab 27 und mit mindestens fünf Jahren Beitragszeit, verschickt“, so Dasbach. Wichtig dabei: Die Werte reduzieren sich später noch durch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge und auch die Inflation ist zu berücksichtigen.
Unterstützung und Beratung finden Frauen beispielsweise bei den Sozialverbänden, dem → Bundesverband der Rentenberater e.V. (extern) oder direkt bei der → Deutschen Rentenversicherung (extern). Außerdem gibt es online spezielle Rentenlücken-Rechner.
Später Start bei der Altersvorsorge
Wie immer, wenn es um die Vorsorge geht, gilt: Besser früh anfangen. Idealerweise schon während des Studiums oder mit dem Eintritt ins Berufsleben. „Junge Menschen, die noch neu in der Arbeitswelt sind, sollten zuerst die existenziellen Risiken mit einer Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung absichern“, rät Vorsorgeexperte Oliver Horn. Anschließend können sie anfangen, Geld fürs Alter zur Seite zu legen. „Da reichen beispielsweise schon 50 Euro, denn auch das regelmäßige Einzahlen kleiner Beträge in eine private Altersvorsorge ist sinnvoll“, erklärt der Experte.
„Über die Jahre kommt so eine beträchtliche Zusatzrente zusammen.“ Um ihre Beitragshöhe nachträglich anpassen zu können, sollten Sparer flexible Verträge wählen. Tipp: Bei Gehaltserhöhungen haben Arbeitnehmer dann die Möglichkeit, das zusätzliche Einkommen direkt in die eigene Rente zu investieren. Sinvoll ist es, einen Finazplan für den Ruhestand zu erstellen.
Rentenhöhe berechnen
„Dabei ist die Berechnung der eigenen Rentenhöhe einfach“, so Horn. Wie groß die Lücke zwischen dem durchschnittlichen Nettoeinkommen und der Rente ausfallen wird und mit welchem Betrag Sparer privat fürs Alter vorsorgen sollten, können sie beispielsweise mithilfe des → Rentenrechners des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) (extern) herausfinden.
Eine Übersicht über ihre Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen Arbeitnehmer nach fünf Jahren Beitragszeit jährlich ab dem 27. Lebensjahr mit der sogenannten Renteninformation zugeschickt.
Ihre Vorsorge
Das unabhängige Onlineportal „Ihre Vorsorge“ der Gesetzlichen Rentenversicherung informiert Interessierte über die unterschiedlichen Vorsorgeoptionen – und gibt Tipps für Berufsstarter, junge Paare, Singles, Frauen, Familien, Selbstständige und Menschen über 50.
→ Ihre Vorsorge(extern)
Fehlende Strategie für die Altersvorsorge
Doch das Wissen um die Versorgungslücke allein reicht noch nicht aus: Oft fehlt eine klare Strategie für die Vorsorge. „Fondsgebundene Rentenversicherungen bieten beispielsweise die Chance auf hohe Renditen und sind für Einsteiger eine interessante Wahl“, so der Experte. Wer hingegen keine lange Ansparphase mehr bis zur Rente hat, setzt meist besser auf Sicherheit und ein angemessenes Garantieniveau. Achtung: Häufige Wechsel zwischen unterschiedlichen Anlageformen können für den Sparer von Nachteil sein. Wer beispielsweise seine Kapitallebensversicherung oder seine private Rentenversicherung vorzeitig kündigt, hat unter Umständen mit finanziellen Verlusten zu rechnen. „Ist das Geld einmal knapp, ist es meist besser, den Vertrag für eine bestimmte Zeit beitragsfrei zu stellen“, rät Horn.
Alternativ ist es bei einigen Anbietern auch möglich, die Anlageform innerhalb eines Produktes ohne Kündigung zu wechseln. Versicherte, die ihre Riester-Rente vorzeitig kündigen, sind verpflichtet, die staatlichen Zulagen zurückzuzahlen.
Ungenutzte Unterstützung für die Altersvorsorge
Die Vorsorge fürs Alter muss niemand alleine stemmen: Es gibt zahlreiche staatliche Förderungen, die Sparer aber oft nicht nutzen: „Bei Riester-Verträgen profitieren Sparer beispielsweise von den staatlichen Zulagen beziehungsweise der steuerlichen Absetzbarkeit der Beiträge“, erläutert Horn. Die Basisrente bietet ebenfalls hohe Steuervorteile. Weitere unterschiedliche Förderungen bietet die betriebliche Altersversorgung (bAV): Wer sich zum Beispiel für eine Direktversicherung entscheidet, kann bis zu 302 Euro im Monat direkt vom Gehalt abführen, ohne dass dafür Sozialabgaben anfallen. Steuerfrei sind sogar bis zu 604 Euro monatlich.