120 Jahre künstlerischen Schaffens in vier Hallen, One Artist-Shows, ein Skulpturengarten, der laut Messe-Chefin Britta Wirtz keineswegs fehlen dürfe, das war ein Teil der art Karlsruhe 2023. Eine Sonderschau auf 400 Quadratmetern des Gründers und Kurators Ewald Karl Schrade, der nun nach 20 Jahren sein Amt als Kurator aufgibt und nur noch als Aussteller agieren wird, ergänzte das Portfolio.
Die bekannte und national sowie international berühmte Kunstmesse in Karlsruhe präsentierte 207 Galerien aus 15 Ländern. 47 Galerien aus dem europäischen Ausland wie Ludorf oder Venedig, aber auch aus der Nachbarschaft wie Mainz und ganze 36 Galerien aus Baden-Württemberg, dem Sammlerland, boten sich dem Publikum. Auch „zeitlose Klassiker“ gab es zu entdecken oder auch Bilder und Zeichnungen von Janosch, die an die eigene Kindheit erinnern oder Bilder von Pablo Picasso.
Medienkunst schon in Halle 1
Newcomer, Medienkunst im Rahmen des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) und der UNESCO City of Media Arts – auch das bekam der neugierige Betrachter beim Entdecken der vier Messehallen mit all seinen Ausstellern, Kunstwerken und Aktionen zu Gesicht. Alina Bukina zeigte dem Publikum in Halle 1 mit dem Themenbereich Druckgrafik und Auflagenobjekte ihre Installation „Visible connections“. Hier kombiniert sie eine Wandzeichnung, die aus einer schwarzen, durchgehenden Linie auf weißem Hintergrund besteht, mit einer Videoanimation. Diese macht die Entstehung und Entwicklung der Linie sichtbar. Für die Künstlerin repräsentiert das Werk die Kraft der Verbindungen zwischen den Menschen, der Natur und dem Planeten im physischen und mentalen Sinne. Die durchgehende Linie möchte die Wechselbeziehung zwischen Lebewesen und Land, Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Technologie unterstreichen. Die bildende Künstlerin, Grafikdesignerin und Researcherin zu visueller Kommunikation hat nach Ausbruch des Krieges die Ukraine verlassen und diese Installation dem Kampf der Ukrainerinnen und Ukrainer um Leben, nationale Identität und Heimatland gewidmet.
Die Komfortzone verlassen
„Was wiegt die Menschheit?“ hat sich Carlo Borer gefragt. Der Schweizer Künstler beschäftigt sich schon länger mit dem Thema Überbevölkerung bzw. dem Volumen, der Biomasse der Menschheit. Ergänzt wird es bei dem aus Edelstahl gehämmerten Objekt mit einem Schrotthaufen und den Fibonacci-Zahlen. Das Ganze soll verschiedene Zeitdimensionen, Epochen oder Ereignisse symbolisieren und greifbar machen. Zugleich fordert das Kunstwerk die Betrachter auf, aus ihrer jeweiligen Komfortzone auszubrechen und sich mit dem Thema Überbevölkerung und seinen Folgen auseinanderzusetzen. Auch der Zweite Weltkrieg, die Spanische Grippe oder regionale Krisen sind im Werk abgebildet. „Je nachdem, wie weit die Krise reicht, umso kleiner ist die Fläche wegen des Sterbens und wann es beginnt“, berichtete der Künstler.
Video: art KARLSRUHE 2022 - Aftermovie
Nachhaltigkeitsdenken
Auch insgesamt lege man auf das Thema Nachhaltigkeit sehr viel Wert, betonte Messe-Chefin Britta Wirtz. LED-Scheinwerfer, ein sich wiedererneuernder Fußboden und Experten, die beim Artima Arts Forum über Nachhaltigkeit im Kunstbetrieb sprechen, sollen auch diesbezüglich künftig ein Vorbild sein.