Der größte Canyon Deutschlands, die wildromantische Wutachschlucht, befindet sich im Hochschwarzwald nördlich von Bonndorf und ist vor allem durch abenteuerliche Wanderungen auf 30 gut ausgeschilderten Kilometern bekannt. Eine Tour durch die sich selbst überlassene Natur, am besten zwischen Mai und Oktober, ist ein nachhaltiges Erlebnis, wirkt erfrischend auf Körper und Geist und vermittelt nebenbei die regionalen Besonderheiten. Das 1939 ausgewiesene Naturschutzgebiet Wutachschlucht umfasst über 950 Hektar. Biologen schätzen, dass fast 10 000 Arten an Glieder-, Weich- und Wirbeltieren in der Region leben. Mehrere Hundert Großschmetterlingsarten und über 80 Vogel­arten bereichern die Tierwelt. Dazu finden sich neben den 1200 Farn- und Blütenpflanzen rund 40 Orchideen­arten, Pestwurzbestände und der Winterschachtelhalm.

Lotenbach

Mein Ländle / Simone Mathias

Der Lotenbach vereint sich mit der Wutach, die später für ein Wasserspektakel sorgt.
Lotenbachklamm

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Wutachschlucht

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Mit dem Ranger durch die Natur- und Kulturlandschaft

In ihrem Lauf schneidet die Wutach verschiedene Gesteinsschichten, nicht umsonst trägt die Landschaft hier die Bezeichnung „aufgeschlagenes Lehrbuch der Geologie“. Die fast 180 Millionen Jahre alte und geologisch interessante Erdgeschichte zieht neben Erholungs­suchenden auch Wissenschaftler an. Wer Wissenswertes über das Schutzgebiet erfahren möchte, erkundet zusammen mit dem Wutach-Ranger, dem Naturschutzwart, die Schlucht. Doch für alle Unternehmungen durch die üppige wie abwechslungsreiche Vegetation, zwischen steil aufragenden Felsen und reichlich sprudelndem Wasser, braucht es neben Zeit und Ausdauer auch eine vernünftige Ausrüstung mit Rucksackvesper. Wasserdichtes, festes Schuhwerk sowie Wanderstöcke sind in der gesamten Schlucht wichtig. Mitunter sind die Wege uneben, schmal und vor allem nach einem Regen recht rutschig. Sind alle Vorkehrungen getroffen, steht der Tour von der Lotenbachklamm bis zur Wutachmühle im mittleren Teil der Schlucht nichts im Weg. Die Wanderung nach dem Streckenvorschlag ist auch für Familien und Schluchtenneulinge geeignet. Kinder­wägen und Fahrräder sind allerdings fehl am Platz.

Wutachschlucht en miniature

Startpunkt ist der Einstieg zur Lotenbachklamm, einem rund 1,5 Kilometer langen Seitenarm der Wutachschlucht. Liebevoll wird dieser Abschnitt auch als Miniaturausgabe der Wutachschlucht bezeichnet. Er bietet sich sowohl als eigener Ausflug mit dann insgesamt drei Kilometern Länge als auch als Zuweg in die Hauptschlucht an. Der Wanderparkplatz befindet sich an der Bundesstraße 315 zwischen Gündelwangen und Bonndorf. Alternativ nutzt man den öffentlichen Nahverkehr: Haltestelle Gündelwangen, Abzweigung Schattenmühle. Der Lotenbach fließt anfangs gemächlich dahin, passiert kleine Wasserfälle, Tosbecken und Granitfelsen. Der schmale, stets bergab führende Weg inmitten des kühlen, feuchten Waldes geht über Pfade, Treppen und Brücken in rund 30 Minuten zum ersten Ziel, dem Gasthaus Schattenmühle mit Biergarten und Spielplatz. Unterwegs lohnt sich das Innehalten für Blicke auf die üppige Pflanzenwelt sowie auf das faszinierende Spiel des Wassers, das auch von oben auf die Wanderer tropfen kann.

Schattenmühle

Mein Ländle / Simone Mathias

Das erste Etappenziel ist erreicht.
Wutachschlucht

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Bei der Wanderung durch die Schlucht kann das Wasser schon mal von oben kommen.
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Von Mühle zu Mühle

An der Schattenmühle angekommen und mit einem ersten Eindruck, was das Naturschutzgebiet an paradiesischer Flora und Fauna offenbart, trifft man aus der hier endenden Lotenbachklamm auf den nächsten Wanderparkplatz, die Wutachbrücke und das Gasthaus Schattenmühle.
Der Lotenbach vereint sich mit der Wutach, während sich der Wald spektakulär im ruhigen Wasser spiegelt. Von hier geht es in die beliebte Hauptschlucht und auf 13 abwechslungsreichen wie packen­den Kilometern bis zur Wutachmühle.
Wer eine verkürzte Variante sucht, startet ab dem Wanderparkplatz Boll und kommt auf neun Kilometer.

Handyfreie Zone

Übrigens ist in der gesamten Schlucht kein Handyempfang. Um die Sicherheit der Wanderer zu gewähren, sind die einzelnen Abschnitte in Rettungssektoren eingeteilt; beim Absetzen eines Notrufs, dies ist aus höheren Lagen möglich, unbedingt den betreffenden Sektor nennen.
Unverzichtbar sind für diesen reizvollen Streckenabschnitt Proviant, vor allem ausreichend Getränke, und auch ein Blick auf die Wetterprognose. Auf der Strecke, für die Genusswanderer um die fünf Stunden Zeit einplanen sollten, sind weder Einkehr- noch Versorgungsmöglichkeiten vorhanden. Bereits nach einer halben Stunde in der Schlucht treffen die Wanderer auf einen romantischen „Wasserschleier“, den Dietfurter Wasserfall, und kurz danach auf eine Rastmöglichkeit mit Grillplatz nahe der Dietfurter Brücke.

Winston Churchill kurte in der ehemaligen Bäderanstalt

Weiter geht es an der Stelle vorbei, an der einst die Kur- und Bäderanstalt Bad Boll stand, von der heute aber nichts mehr zu sehen ist. Eine Informations­tafel erinnert an die Zeitspanne von 1887 bis 1914, als sich dort in einem statt­lichen Kurhaus mit Kurpark, Badehaus, Heilquelle und kleinen Seen die Erholungssuchenden, wie auch Winston Churchill, bei Badekuren verwöhnen ließen.

Der nächste Höhepunkt rückt mit dem 15 Meter hohen Tannegger Wasserfall ins Visier. Von der bemoosten Nase des Tuffsteins, die im Laufe der Jahre immer weiter wächst, stürzt sich das Wasser in die Tiefe.

Tipp: Wer in der Wutachschlucht Ruhe sucht, bei wenig Gegenverkehr wandern möchte, sich Zeit für Erinnerungsfotos oder Verschnaufpausen nehmen und immer wieder einmal stehen bleiben möchte, der sollte sonnige Sonntage meiden. Die Freude an der Wanderung steht oder fällt aber auch mit einer richtigen Wanderausrüstung, ausreichend Proviant und Getränken.

Achtung: Nach Regen Rutschgefahr, kein Handyempfang!

Tipp: Ein besonderes Naturschauspiel ist die Märzenbecherblüte. In den Wutachflühen im Bereich der Gauchachmündung verwandelt sich der Waldboden in ein Blütenmeer und begrüßt auf seine Art den nahenden Frühling.

Wutachschlucht

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Natur pur – hier machen sich eine vernünftige Ausrüstung und feste Schuhe bezahlt.
Wutachschlucht

Mein Ländle / Simone Mathias

Neben dem Wasser überraschen vor allem die vielen kleinen Naturschönheiten.
Wutachschlucht

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Wer was sehen will, muss hoch hinauf

Der Weg führt teils auf schmalen, dicht bewachsenen Pfaden über Stock und Stein weiter bis an den kurzen und knackigen Aufstieg zur Felsengalerie. Für den Notfall ist eine Seilsicherung angebracht. Der wunderbare Blick in die Schlucht entschädigt die Wanderer sofort für die kraftfordernde Mühe. Entlang der steilen Felsen schlängelt sich der Weg fortan bis zur Schurhammerhütte, einer nicht bewirtschafteten Schutzhütte mit Feuerstelle und Sitzgelegenheiten. Schon geht es fast unmerklich bergab. Bald passieren die Wanderer die nicht extra gekennzeichnete Wutachversickerung. Es folgen der neue und alte Rümmelesteg, wobei der alte Teilsteg als Denkmal erhalten und abgesperrt ist. Kurz darauf sprudelt das Wasser am Weg wieder aus dem Fels. Vom überdachten Kanadiersteg aus Holz führt ein Abzweig in die Gauchachschlucht. Nach wenigen Hundert Metern und dem Streifzug durch das Gelände eines emsig schaffenden Sägewerks ist das Etappenziel erreicht, die Wutachmühle mit ihrem Kiosk. Mit dem Bus geht es zurück an den Ausgangspunkt.

Tipp: Bei dieser Wanderstrecke handelt es sich um keinen Rundweg. Deshalb empfiehlt es sich, bereits bei der Anreise den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Unter der Woche bedient der Linienverkehr die Einstiege und Ziele an der Lotenbachklamm, der Schatten- und Wutachmühle. Am Wochenende und an Feiertagen fährt von Mai bis Oktober der Wanderbus. Da Wandern ohne Zeitdruck erholsamer und gemütlicher ist, kann es sinnvoll sein, das Auto schon am Morgen am Endziel zu parken und von dort mit dem Bus an den jeweiligen Einstieg zu fahren.

Wanderung 1: Wanderparkplatz zwischen Gündel­wangen und Bonndorf (B 315) – Lotenbachklamm – Schattenmühle/Wutach­brücke – Wutachmühle, von dort zurück mit dem Bus
Gesamtstrecke: ca. 15 km
Gehzeit: ca. 5 1/2 Std.
Schwierigkeit: mittelschwer bis anspruchsvoll, je nachdem, wie nass und glitschig der Boden ist

Alternativen:

2. Einstieg Schattenmühle – Wutachmühle, ca. 13,5 km
3. Einstieg Wanderparkplatz Boll – Wutachmühle, ca. 9 km

Wanderkarte Wutachschlucht

Mein Ländle

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