Mein Ländle war unterwegs auf dem Durbacher Weinpanorama, dem Inbegriff dieses wohlschmeckenden Dialogs.
Wo sich die Rheinebene in Richtung Schwarzwaldhöhen erhebt, da stehen romantische Fachwerkhäuser in einem Meer von Weinreben. Hier liegt Durbach, das schon wegen seiner idyllischen Ortsmitte, dem Skulpturenpark und dem Museum bemerkenswert ist. So richtig zum Erlebnis wird die schönste und wichtigste Weinbaugemeinde der Ortenau jedoch erst, wenn man sie auf Schusters Rappen umrundet. 80 Voll- und 200 Nebenerwerbsweinbauern haben sich in der Winzergenossenschaft zusammengetan. Dazu kommen noch elf private Weingüter.
Natürlich im Herbst
Nur wenige Orte in Europa können es bei der Anzahl von Prämierungen mit Durbach aufnehmen. Womit auch schon die Frage beantwortet wäre, in welcher Jahreszeit eine Wandertour in Durbach am schönsten ist: im Herbst natürlich, wenn die Lese die Mühen der Winzer belohnt und sich das Laub der Reben bunt färbt.
Eine Wanderung auf dem Durbacher Weinpanorama ist ein Hochgenuss, der Auge und Herz erfreut. Sie verläuft nicht nur durch Weinberge, sondern auch durch Wälder, was besonders an heißen Septembertagen angenehm ist. Die sanften Hügel voller Reben in unmittelbarer Nähe, die Höhenzüge von Schwarzwald und Vogesen etwas weiter entfernt – buchstäblich Schritt für Schritt gibt es etwas zu bestaunen. Bei schönem Wetter kann man sogar das Straßburger Münster in der Oberrheinischen Tiefebene entdecken.
Ein halbes Stündchen beim Genius Loci
Auch Freunde der Geschichte kommen auf dieser Wandertour ausgiebig auf ihre Kosten: Die Ruine der Kapelle Sankt Anton im Durbacher Hardtwald erscheint wie ein Dornröschenschloss, auch weil an dem efeubewucherten Gemäuer so manche Rose erblüht.
Ehemals als Einsiedelei erbaut, reicht seine Geschichte bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Hierher pilgerte dereinst das einfache Volk, um die Predigten der frommen Brüder des dritten Franziskanerordens zu hören. Wichtig war das Waldkirchlein aber auch für die Bergleute, die von 1550 an für etwa 250 Jahre im Hardtwald nach Eisenerz suchten. Noch heute strahlt dieser Ort eine besondere Atmosphäre aus, die mit „romantisch“ nur unzureichend beschrieben ist. So mancher Wanderer lässt sich hier einfach mal für ein halbes Stündchen nieder, um die Stille zu genießen, den Genius Loci, den besonderen Geist des Ortes zu erleben und innerlich zur Ruhe zu kommen.
Wasserfälle und Schnapsbrunnen
Wer noch nicht genug von Wein und Wandern hat, findet ganz in der Nähe noch einen weiteren tollen Weg: die Alde-Gott-Panoramarunde in Sasbachwalden. Auch sie bietet auf 11,6 Kilometern viele kulinarische Überraschungen. Etwas mehr als 500 Höhenmeter muss man auch dort bewältigen, was in knapp fünf Stunden zu schaffen ist. Wiesen, Wasserfälle und Wälder erfreuen das Auge, regionale Köstlichkeiten und ein guter Tropfen den Gaumen und den Magen. Übrigens: Entlang des Weges gibt es auch einige Schnapsbrunnen, an denen man sich das typische Schwarzwälder Kirschwasser schmecken lassen kann.
Was den Markgrafen mundet
Die weltliche Macht kann man dann ein paar Kilometer weiter spüren: Die Burg Staufenberg hat eine höchst wechselvolle Geschichte. Die verschiedenen Adelsgeschlechter gaben sich hier gewissermaßen die Klinke in die Hand. Im Jahr 1689 hinterließen zu allem Überfluss auch noch französische Marodeure ihre unrühmlichen Spuren und plünderten alles, was nicht niet- und nagelfest war. Erst anno 1693 kehrte Beständigkeit ein: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden fand Gefallen an der Burg und erwarb sie.
Die Markgrafen von Baden waren es auch, die ab 1832 hier dem Geist der deutschen Romantik frönten und das Gemäuer zu einem Schloss in diesem Stil umbauten. Das Ende der Monarchie tat ihrer Begeisterung für diesen wunderschönen Platz keinen Abbruch. Noch heute befindet sich Staufenberg in ihrem Privatbesitz und beherbergt das Weingut Markgraf von Baden. Dessen Produkte kann man sich natürlich auf der herrlichen Schlossterrasse munden lassen.
Durbacher Weinpanorama
Start und Ziel: Schleife
Strecke: 16 Kilometer
Gehzeit: 5 Stunden
Höhenunterschied: 507 Meter An- und Abstieg
Schwierigkeit: Der Weg lässt sich mit durchschnittlicher Kondition gut bewältigen. Nur der Anstieg zur Bildeiche ist etwas beschwerlich. Dort muss man es eben etwas langsamer angehen lassen.