Zum 102. Mal findet 2025 das legendäre Fassdaubenrennen auf dem Bad Wildbader Sommerberg statt. Wann genau, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Das hängt vom Wetter ab. Denn ohne Schnee, kein Rennen.
„Für alle ist es schöner, wenn eine weiße Winterpracht das Flair und das Ambiente bestimmt und dann auch der Glühwein besser schmeckt“, weiß Marcus Eisele, Vorsitzender der Skizunft Wildbad, der das Rennen seit vielen Jahren organisiert und stolz sagt: „Es ist ein sportliches Ereignis, das seinesgleichen sucht.“
Seit 1923
Fridtjof Nansen (1861-1930) gilt als der Wegbereiter des Skilaufs in Mitteleuropa. Seine Durchquerung Grönlands auf Schneeschuhen löste in vielen Regionen der Alpen einen wahren Ski-Boom aus und brachte das Skifahren auch in den Schwarzwald. Da sich die Skifahrbegeisterten um 1900 in Wildbad meistens keine Skier leisten konnten, nahmen sie Bretter von nicht mehr benötigten Fässern und banden sich diese Fassdauben unter die Schuhe. Bei genügend Schnee konnten sie so auf den kurzen „Ersatzskiern“ herumrutschen. 1923 initiierte ein Pforzheimer Schmuckfabrikant das erste Fassdaubenrennen für die Schuljugend, und so schlug die Geburtsstunde für das heutige Traditionsevent.
Gucken, Lachen, Staunen
In den 1950er-Jahren wurde die Wildbader Skizunft gegründet, die gemeinsam mit der Wilhelmschule das Rennen über viele Jahre organisierte. Die Schule stieg irgendwann aus, die Skizunft stemmt die Traditionsveranstaltung dank vieler Helfer seitdem alleine. „Früher gab es Fässer in allen Familien, da hat man die Daubenskier selbst gemacht“, erinnert sich Marcus Eisele, der noch heute von den schnellen „Bordeaux-Brettern“ seiner Frau schwärmt. Als es später nicht mehr so viele Fässer gab, machten Schreiner und Wagner Dauben auch aus gebogenen Brettern.
Strenges Reglement
Die unterliegen strengen Regularien: Die Dauben müssen zwischen 70 und 100 Zentimeter lang und leicht gebogen sein. Traditionell werden die Dauben durchbohrt, man kann hier Riemen anbringen, die um die Schuhe geschnürt werden. Nach den Regularien sind bei den Brettern Schrauben und Nägel, also Metallteile, verboten. Zwei Riemchen halten den Vorderfuß, zwei die Ferse. Und was passiert, wenn sich der Riemen löst, eine Halterung reißt oder sich Nägel im Holz lockern? Die Zuschauer haben etwas zum Gucken, Lachen und Staunen, denn ohne Stahlkante wie bei einem modernen Ski ist die Fahrt auf einer Fassdaube ein echtes Abenteuer.
Ritterspiele
„Fassdaubenritter“ werden übrigens die Teilnehmer genannt, die Multitalente haben sollten, denn in einem Durchgang wird Langlauf, Abfahrtslauf und ein Sprung über ein „Schänzle“ gefordert. Während des Langlaufs müssen die Teilnehmer aufpassen, dass sie nicht mit den Spitzen ihrer Fassdauben im Schnee stecken bleiben und nach vorne stürzen.
Weite Sprünge
Das Sehenswerteste, zumindest für die Zuschauer, ist übrigens der Schanzensprung auf der Zielgeraden. Hier kann man die tollsten Stürze sehen, die immer glimpflich ausgehen, da die Bretter maximal ein Meter lang sind. Wer es dann mit mindestens einer Fassdaube am Fuß ins Ziel schafft, erhält die obligatorische Rennwurst.
Fassdauben zum Ausleihen
Wer einmal mitbrettern möchte, muss dafür keine Dauben von einem alten Holzfass rausbiegen oder sich anderweitig krumm legen. Die Skizunft Wildbad hält Fassdauben gegen eine Gebühr zum Ausleihen bereit. Übrigens: Schon lange laufen nicht mehr nur Wildbader mit: „Alle sind willkommen!“, betont Marcus Eisele. Seit 2011 ist das Rennen außerdem ein Gaudirennen: Die Fassdaubenritter sind kostümiert.
Anmelden können sich also alle wagemutigen "Fassdaubenritter" online hier sowie am Tag des Rennens direkt vor Ort auf dem Sommerberg.
Anmerkung der Redaktion
In einer früheren Version dieses Artikels wurde fälschlicherweise der 4. Februar als Datum für das diesjährige Fassdaubenrennen angegeben. Das eigentliche Datum stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest.