Bevor man eine Lehre oder Ausbildung im Handwerk beginnt, sollte man sich über die Inhalte und Abläufe des jeweiligen Ausbildungsberufes informieren. Für jeden Ausbildungsberuf gibt es zahlreiche Weiterentwicklungschancen.
Es gibt acht verschiedene Gewerbebereiche innerhalb des Handwerks, die hier kurz vorgestellt werden.
Handwerksordnung für Berufe
Für einige zulassungspflichtige Berufe herrscht Meisterpflicht, andere können zulassungspflichtig als Handwerk betrieben oder zulassungsfrei als Handwerk oder handwerkliches Gewerbe betrieben werden.
→ Eine Liste der Berufe gibt es hier (extern)
1. BAU- UND AUSBAUGEWERBE: zeichnen, bauen, zentrieren.
Zur Fertigstellung eines Gebäudes sind viele Gewerke notwendig, zum Beispiel Maurer, Zimmerer oder Dachdecker. Dazu kommen noch all die Tätigkeiten, die der Pflege und Instandhaltung eines Gebäudes dienen. Auch hier braucht es Spezialisten: Maler, Fliesen- und Bodenleger, die mit unterschiedlichen modernen Baustoffen wie zum Beispiel Stahl, Holz, Glas oder Beton umgehen können.
Wo immer die Interessen auch liegen: Es gibt im Bereich des Baugewerbes eine Anzahl verschiedener Berufe, die meist alle mit Hoch-, Tief- oder Ausbau zu tun haben.
2. BEKLEIDUNGS-, TEXTIL- UND LEDERGEWERBE: schneiden, polstern, dekorieren.
Wer Geschmack hat und die neueste Mode nicht nur tragen, sondern auch selbst gestalten will, der ist im Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe am passenden Platz. Denn in diesem Berufsfeld ist man nah dran an den aktuellen Trends und immer auf der Suche nach neuen Formen, Linien und Designs. Sei es der Umgang mit Materialien oder das Spiel mit Farben: Die verschiedenen Ausbildungsberufe in diesem Gewerbe bieten unzählige Möglichkeiten, eigene Ideen bei der Arbeit einzubringen.
Kreativität und handwerkliche Fingerfertigkeit sind beispielsweise als Schneider oder Raumausstatter unerlässlich. In den einzelnen Berufen werden ganz unterschiedliche Materialien verarbeitet – von textilen Stoffen über Leder bis hin zu Holz und Kunststoffen. Die Welt der Mode ist aber noch längst nicht alles, was der Textilbereich des Handwerks zu bieten hat.
3. GLAS-, PAPIER-, KERAMISCHE UND SONSTIGE GEWERBE: brennen, schneiden, ablichten.
Geigen, Gitarren, Klaviere – all diese Instrumente haben eines gemeinsam: Sie stammen aus Handwerkerhänden. Schlüssel zu diesem Berufsfeld sind die Freude am Umgang mit dem Material – meist Holz – sowie Musikalität, ein gutes Gehör, das Spielen eines Instruments und handwerkliches Geschick. Es geht aber in dem gestalterischen Gewerbe nicht nur um Musik: Egal ob Glas, Stein, Metall, Keramik, Papier oder Holz – daraus entsteht immer etwas ganz Besonderes. Die handgefertigten Gegenstände sind Unikate, also einmalige Stücke, die mit viel Fantasie und kunsthandwerklichem Können hergestellt wurden.
Im kreativen Gewerbe finden sich noch viele weitere – sehr unterschiedliche – Berufsbilder, etwa der Fotograf, Feinoptiker, Glaser, Buchbinder, Mediengestalter, Produktdesigner u. v. m. Sie alle führen die ganze Bandbreite des Handwerks vor Augen.
4. LEBENSMITTELGEWERBE: brauen, backen, filetieren.
Ein guter Tropfen Wein, ein frisch gezapftes Bier, knusprige Backwaren, eine riesige Geburtstagstorte oder ein leckerer Braten – mit solchen Köstlichkeiten sorgt man im Lebensmittelgewerbe dafür, dass es den Kunden schmeckt. In diesem Berufsfeld werden Tag für Tag kulinarische Höchstleistungen erbracht, um den Verbrauchern eine Freude zu machen und ihnen eine leckere und gesunde Ernährung zu ermöglichen. Auch eine attraktive optische Gestaltung der Speisen und Getränke gehört dazu. Das Auge isst – und trinkt – ja bekanntlich mit.
Die Anforderungen im Lebens- und Genussmittelbereich sind hoch. Dafür hat das Berufsfeld aber auch einiges zu bieten. Vielfalt ist hier garantiert: von der sauberen Zubereitung über das appetitliche Anrichten bis hin zum sympathischen, sachkundigen Verkaufsgespräch im Lebensmittelhandwerk. Und auch das Wissen um Trends in Sachen alternative Ernährung und Bio-Produkte gehört in diesem Bereich dazu.
5. KAUFMÄNNISCHE BERUFE: kaufen, rechnen, realisieren.
Eine Firma kann noch so tolle Produkte herstellen oder besonders beliebte Dienstleistungen anbieten – immer muss jemand für reibungslose Abläufe in der Verwaltung und etwa beim Rechnungswesen sorgen. Auch die Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern gilt es herzustellen und zu pflegen. Nur so kann der Betrieb wirtschaftlich erfolgreich sein. Um den Laden also am Laufen zu halten, gibt es die kaufmännischen Berufe. Wer gerne mit Zahlen hantiert, den Umgang mit Computern ebenso gut beherrscht wie den mit Menschen und für den Wirtschaft mehr ist als die Kneipe an der nächsten Ecke, für den ist ein kaufmännischer Beruf genau das Richtige.
Ein Bürokaufmann etwa sorgt dafür, dass bei den Einnahmen und Ausgaben einer Firma alles seine Ordnung hat. Entscheidet man sich beispielsweise für den Beruf des Automobilkaufmanns, reicht das Einsatzgebiet von der Werkstatt über das Büro bis hin zur Verkaufshalle. Und als Kaufmann für Bürokommunikation lenkt man die Informationsflut einer modernen Firma in geordnete Bahnen.
6. GESUNDHEITS-, KÖRPERPFLEGE-, CHEMISCHES UND REINIGUNGSGEWERBE: blondieren, beraten, pflegen.
Dem Menschen wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern, sein Äußeres aufpeppen oder ein Leben mit Handicap erleichtern – auch diese verantwortungsvollen Aufgaben übernehmen Handwerker. So kümmert sich ein Zahntechniker um Ersatz beim Gebiss, der Friseur sorgt für attraktives und modisches Haar und Orthopädieschuhmacher unterstützen Gehbehinderte in ihrem Alltag. Der Mensch steht ganz klar im Vordergrund. Deshalb müssen Augenoptiker ebenso wie Hörakustiker oder Kosmetiker mit besonderer Vorsicht und hoher Präzision arbeiten. Dank handwerklichen Geschicks und ästhetischen Empfindens erfüllen sie mithilfe moderner Technik die hohen Ansprüche der Kunden an Funktionalität und Aussehen. Auch modische Trends gilt es dabei immer im Auge zu behalten.
Die Handwerker im Reinigungsgewerbe verfolgen ebenfalls das Ziel, Menschen in ihrem Wohlgefühl zu unterstützen. Gebäudereiniger sorgen für blitzblanke Böden und ansprechende Fassaden, Textilreiniger verschaffen den Kunden einen gepflegten Auftritt. Und in beiden handwerklichen Berufen ist beim maßvollen und kompetenten Einsatz von Reinigungsmitteln der Schutz der Umwelt oberstes Gebot.
7. ELEKTRO- UND METALLGEWERBE: steuern, feilen, schalten.
Egal ob Motorradfan oder IT-Spezialist – im Elektro- und Metallgewerbe ist man mit beiden Interessensgebieten gut aufgehoben. Denn diese Branche bietet unzählige Aufgaben und Einsatzbereiche. Auch die Anforderungen, die gestellt werden, sind vielseitig. Nicht nur eine flinke Hand – Köpfchen ist ebenfalls gefragt. Beispielsweise muss ein Metallbauer hochpräzise CNC-gesteuerte Maschinen (CNC = Computerized Numerical Control) bedienen können – dies geht nur mit Kenntnissen der richtigen Steuerungsprogramme.
Das zeigt: Fingerfertigkeit ist im Handwerk zwar nach wie vor das A und O, in vielen Berufen läuft jedoch nichts mehr ohne Hightech, etwa wenn man als Feinwerk- oder Chirurgiemechaniker arbeiten möchte. Offenheit für moderne Technik ist daher unerlässlich, denn sie unterstützt in vielen Berufen die Bearbeitung von Metall, Glas, Kunststoff oder anderen Werkstoffen. Das Elektro- und Metallgewerbe eröffnet zeitgemäße Perspektiven – vielleicht spielt ja hier die ganz persönliche Zukunftsmusik.
8. HOLZGEWERBE: sägen, schleifen, schrauben.
„Gut Holz!“, heißt es beim Kegeln. Den sportlichen Anfeuerungsruf kann man guten Gewissens auch auf das Berufsleben übertragen. Denn die Arbeit mit dem Naturwerkstoff verspricht ausgezeichnete Perspektiven und jede Menge Vielfalt. Im Holzgewerbe kann man sich in ganz verschiedene Richtungen entwickeln. Die unterschiedlichen Berufe der Branche haben dabei aber eines gemeinsam: Es geht darum, das Beste aus edlen Hölzern sowie anderen natürlichen Materialien herauszuholen.
Gerade wenn jemand künstlerisches Geschick mitbringt, bietet dieses Gewerbe interessante Möglichkeiten. Als Holzbildhauer, Tischler oder Flechtwerkgestalter lässt sich individuelle Kreativität immer wieder ausleben, um Produkte nach eigenen Vorstellungen zu schaffen und so die Kundschaft zu überzeugen. Dem eher „bodenständigen“ Typ bietet die Ausbildung zum Parkettleger spannende Möglichkeiten, seine Kenntnisse rund um den natürlichen Werkstoff Holz einzusetzen – „gut Holz“ eben.