„Wir wollen nicht nur ein Unterhaltungsangebot, sondern ein Ort der Diskussion sein.“ Das sagt Barbara Schöneberger, Pressereferentin am Badischen Staatstheater. Seit Mitte September 2024 ist die neue Spielzeit im Gange.
Damit stellt das Team rund um den Intendanten Christian Firmbach ein breitgefächertes Programm für Jung und Alt zusammen und zeigt in dieser Spielzeit 37 Premieren. So kann sich das Publikum sowohl an einem traditionellen Angebot aus Stücken wie „Woyzeck“ von Georg Büchner oder dem Ballett „Romeo und Julia“, als auch an der modernen Jugendoper „Itch“, der Uraufführung des Kinderstücks „Riesen Probleme“ oder an „Die Tagesshow – It’s called Fake News“ erfreuen.
„Verschiedene Publikumsschichten sollen angesprochen werden. Die kulturelle Teilhabe und ästhetische Vielfalt sind uns sehr wichtig“, sagt Schöneberger. Das Badische Staatstheater mit seinen sechs Bereichen biete für Kinder ab drei Jahren bis hin zu den Senior:innen an allen Spielstätten ein umfangreiches Programm an.
Kunst und Vermittlung
Seit der Spielzeit 2024/2025 gibt es den Bereich Digitaltheater – auch für ein junges, digitalaffines Publikum. „Sowohl das Digitaltheater wie auch der neu gegründete Bereich Kunst + Vermittlung setzen auch auf partizipative Momente. So bietet die Abteilung Kunst + Vermittlung etwa Theaterlabore an, bei denen man selbst auf der Bühne stehen kann – an regelmäßigen Terminen, aber auch kompakt in den Ferien. Außerdem gibt es Workshops und regelmäßige Treffen. Kunst + Vermittlung bietet eine Kombination aus partizipativen Formaten und theaterpädagogischer Bildungsarbeit.
Austauschformate wie Workshops oder Vor- und Nachgespräche finden zum Teil vor Ort im Theater statt, oder direkt in Schulen und in Kindergärten. Im Dramakomitee sind Kinder von 10 bis 19 Jahren gefragt. Als Kinder- und Jugendbeirat geben sie den Teams wertvolles Feedback“, sagt Schöneberger. Auch frische Ideen seien gefragt.
Vorab-Einblicke
„Stückvorschläge werden mit dem Dramakomitee besprochen und geprüft. Außerdem gibt es seit dieser Spielzeit die ‚Sneak für junges Publikum‘, das hierbei vorab Einblicke in Proben aller Sparten bekommt. Auch für die Erwachsenen gibt es ein solches Format: ‚Vor der Premiere‘ dient zur Einstimmung auf die großen Premieren. Das Regie-Team führt zunächst kurz in Stück und Konzept ein, dann folgt ein gemeinsamer Probenbesuch. Darüber hinaus bekommt man durch Stückeinführungen oder Nachgespräche vertiefende Einblicke ins jeweilige Stück.“
Wer selbst gerne mal Theaterluft schnuppern möchte, kann z. B. auch als Statist:in bei den einzelnen Inszenierungen mitwirken. „Man kann sich jederzeit bewerben und zum Casting kommen, oder für den Extrachor vorsingen“, so Schöneberger.
Programm für alle
Beim Badischen Staatstheater möchte man ganz klar alle ansprechen. Auch Leichtzugängliches in Form von zum Beispiel Komödien kann sich das Publikum ansehen. Wer Expertise für Alte Musik habe, der besuche die Händel-Festspiele – die über Karlsruhe hinaus strahlen und den Barockzauber in die Fächerstadt tragen. „Da reisen die Menschen international an“, freut sich Barbara Schöneberger.
Familienübergreifend werde das Publikum mit Angeboten versorgt. Dieses sei sehr interessiert und liebe das niedrigschwellige Angebot genauso wie anspruchsvolle Aufführungen. Viele schauen sich schon seit 20 Jahren als treue Abonnent:innen Inszenierungen klassischer Opern an, doch auch Neuentdeckungen gehören stets zum Repertoire dazu. Für das jüngere Publikum wird das musikalische Angebot in Zukunft vertieft, wie z. B. mit der o.g. Jugendoper „Itch“. Wenn Lehrkräfte sich nicht sicher sind, ob das jeweilige Stück für die Schüler:innen geeignet ist, können sie vorab Sichttermine zu Inszenierungen wahrnehmen. Und es gibt mobile Klassenzimmerstücke wie z. B. das Stück „Raumrauschen“, mit denen das Theater direkt zu den Schüler:innen kommt.
Angebote für das junge Publikum
Auch jüngere Erwachsene, Schüler, Studierende oder Menschen in Ausbildung können von dem Angebot des Badischen Staatstheaters profitieren. Sie bekommen etwa 50 Prozent, wenn sie in der Ausbildung sind und einen Nachweis dafür liefern. Es gibt Last-Minute-Tickets, d.h. ab 60 Minuten vor Stückbeginn bekommt man Restkarten für einen günstigen Preis. Bei der „Studi-Flatrate“ kommen Studierende umsonst ins Theater. Ab drei Tagen vor der Vorstellung gibt es, je nach Verfügbarkeit, die Karten kostenfrei. Diese Kooperation gibt es bereits mit vielen Hochschulen, allerdings noch nicht mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dort bekommen Studierende aber ebenfalls 50 Prozent Rabatt.
Wer möchte, kann natürlich auch ein (Wahl-)Abo abschließen. Dies gibt es für Kinder ab der Grundschule. Schüler:innen, Auszubildende oder Studierende bekommen ein Paket mit fünf Gutscheinen, das 55 Euro kostet. Es gibt diverse Möglichkeiten. „Wir möchten es jungen Menschen sehr einfach machen, bezahlbar zu uns zu kommen.“ In der vergangenen Saison besuchten 55.000 Schüler:innen und Student:innen das Badische Staatstheater, etwa 23 Prozent des Publikums.
Zielgruppengerecht
Viele Schulen buchen regelmäßig Klassenzimmerstücke oder besuchen Vorstellungen in der Insel und im Konzerthaus. Am wichtigsten ist dabei der gute Kontakt zu den Schulen. „Es ist schön, dass viele Lehrkräfte den Kontakt pflegen und die Kooperationen aufrechterhalten. Es geht um das Publikum von heute. Wir wollen ja nicht, dass die Schüler erst als Erwachsene zu uns kommen, sondern sie jetzt schon mit dem Theater vertraut machen und als - am besten - regelmäßige Theaterbesucher gewinnen.“
Für alle
Das Theater, das aktuell bis voraussichtlich 2034 umgebaut und erweitert wird, spielt nach wie vor auf seinen Bühnen Großes Haus, Kleines Haus, Studio und der Spielstätte Insel vom Jungen Staatstheater. Auf der Webseite gibt es einen Lageplan, der genaue Auskunft über die Zugangswege gibt. „Wir versuchen verstärkt, kulturelle Teilhabe für möglichst Viele zu ermöglichen. Nicht nur bei den Opern gibt es Übertitel auf Deutsch und in anderen Sprachen, sondern auch im Jungen Staatstheater.
So können auch Menschen, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, die Handlung mitverfolgen. Daneben ist es ein Anliegen, das Theater für Menschen mit speziellen Bedarfen zu öffnen, zum Beispiel für diejenigen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Im Jungen Staatstheater gibt es Angebote für Taube Menschen oder Menschen mit Sehbehinderung.
Staatstheater entspannt
Es gibt spartenübergreifend außerdem das neue Format ‚Staatstheater entspannt.‘ Ausgewählte Vorstellungen werden dabei in besonders entspannter Atmosphäre gezeigt. Das Format richtet sich an Menschen, die z. B. Konzentrationsschwierigkeiten haben oder die empfindlich auf starke sensorische Reize wie das Licht reagieren. Man kann den Raum mit ‚Early Boarding‘ früher betreten als gewöhnlich, das Licht bleibt auf niedriger Stufe eingeschaltet, und man kann während der Vorstellung den Saal verlassen und wieder betreten. Es gibt einen Ruheraum im Foyer und Ansprechpersonen. Das Angebot richtet sich sowohl an Menschen im autistischen oder neurodiversen Spektrum, als auch z. B. an ältere Menschen, die inkontinent oder chronisch erkrankt sind“, so Schöneberger.
„Wir sind für Menschen mit anderen Bedürfnissen da und nehmen auch Ideen und Wünsche gerne an. So versuchen wir, für ein breites Publikum zugänglich zu sein“, so die Pressereferentin. Das Credo der neuen Leitung sei folglich: „Wir wollen das Publikum zu uns einladen, das bisher nicht den Weg zu uns gefunden hat, insbesondere das junge Publikum.“