Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. leben in Deutschland aktuell rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Jährlich rechnet man mit 300.000 Neuerkrankungen. Die Anzahl der Demenzerkrankten steigt aufgrund des demografischen Wandels kontinuierlich an, da die Anzahl der Neuerkrankten weitaus höher ist als die Anzahl der Sterbefälle innerhalb der bereits Erkrankten. Der Anstieg lässt sich durch die höhere Lebenserwartung und die zunehmende Anzahl von älteren Menschen erklären. Normalerweise verlaufen Demenzen irreversibel und enden mit dem Tod. Die verbleibende Lebenserwartung verkürzt sich dementsprechend, wobei sich die Krankheitsdauer im Einzelfall jedoch nicht zuverlässig vorhersagen lässt.
Was ist Demenz?
Der Begriff Demenz bezeichnet übersetzt „ohne Geist“. Demenzerkrankungen sind beschrieben durch die Verschlechterung und den Abbau geistiger Funktionen, die zum Verlust der Alltagskompetenzen führen. Meist ist dies gepaart mit Orientierungs- und Sprachschwierigkeiten, welche auch mit Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit einhergehen. Zu beachten ist, dass Demenz und Alzheimer nicht gleichzusetzen sind.
Video: Bewegung bei Demenz – positive Auswirkung
Durch medikamentöse Therapien ist Demenz zum aktuellen Zeitpunkt nicht heilbar. In Kombination mit Verhaltenstherapien können Medikamente den Patienten und ihren Angehörigen lediglich eine Unterstützung beim Krankheitsverlauf sein. Daher fällt der Fokus der Forschung immer mehr auf präventive Maßnahmen, die einen positiven Einfluss auf diverse Risikofaktoren zur Entstehung einer Demenzerkrankung haben. Es handelt sich dabei vor allem um die Beeinflussung verschiedener vaskulärer Faktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte oder Übergewicht. Darüber hinaus spielen aber auch Verhaltens- und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, körperliche Aktivität und Ernährung eine entscheidende Rolle.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass besonders der Einfluss der körperlichen Aktivität auf das Risiko der Entwicklung einer Demenzerkrankung sowie auf die kognitive Beeinträchtigung in diversen Studien untersucht wird und eine entscheidende Rolle spielt. Viele Studien zeigen bereits eine positive Beeinflussung durch körperliche Aktivität auf diverse Risikofaktoren zur Entstehung einer Demenz und indirekt sogar eine Auswirkung auf den kognitiven Abbau.
Bewegung als Entzündungshemmer
Neben den indirekten Auswirkungen von Sport und Bewegung wird auch der Einfluss auf strukturelle und funktionelle Mechanismen im Gehirn untersucht. Dort zeigt sich beispielsweise, dass Personen, die sich regelmäßig bewegen, geringere Entzündungsmarker im Blut haben. Ein geringes Niveau an Entzündungsmarkern ist mit einem geringeren Risiko für einen kognitiven Abbau verbunden.
Regelmäßige körperliche Aktivität spielt allerdings nicht nur in der Prävention eine wichtige Rolle. Da im Laufe einer Demenzerkrankung sowohl geistige als auch körperliche Fähigkeiten nachlassen, ist es wichtig, in jeder Phase der Erkrankung und bei jedem Alter aktiv zu sein beziehungsweise zu werden. So lässt sich die Selbstständigkeit im Alltag, wie das Gehen oder Aufstehen, sowie eigenständiges Essen und Trinken möglichst lange bewahren und damit einen gewissen Grad an Lebensqualität erhalten.
Video: TEAMGEIST für Menschen mit Demenz: Zehenspitzen
Neben der eigentlichen Erkrankung spielt also auch mangelnde körperliche Aktivität beim Verlust der Leistungsfähigkeit eine Rolle, was wiederum zu einem Rückgang der Kraft und des Gleichgewichts führt. Besonders der Alltag beinhaltet viele Situationen, in denen Bewegungen und geistige Anforderungen gleichzeitig gefragt sind. Durch eine unzureichende Aufmerksamkeitsleistung in Folge der Erkrankung werden Mehrfachhandlungen allerdings zu einer großen Herausforderung, woraus weitere Gefahren, wie beispielsweise Stürze resultieren.
Aktives Gedächtnistraining
Selbst wenn man bisher noch nicht körperlich aktiv war, ist es möglich, seine kognitiven Fähigkeiten durch gezielte Aktivität zu verbessern. Man geht davon aus, dass nicht nur Sport und Bewegung alleine, sondern auch das soziale Miteinander bei der Aktivität zur Verbesserung der Gedächtnisleistung beiträgt.
Voraussetzung für den langfristigen Erfolg eines Trainingsprogramms ist allerdings die regelmäßige Durchführung eines angeleiteten Trainings unter Berücksichtigung der individuellen Ressourcen und Beeinträchtigungen jedes Erkrankten. Grundlage des Trainingsprogramms sollte dabei das Krafttraining sein. Ein wesentliches Ziel ist dabei die Reduktion der Kraftdefizite, die ein hohes Risiko für Stürze darstellen sowie die Alltagsfertigkeiten und die aktive Gleichgewichtskontrolle beeinflussen. Das Krafttraining kann sowohl gerätegestützt als auch mit dem eigenen Körpergewicht ausgeübt werden, wobei darauf geachtet werden sollte, dass der Muskel ausreichend belastet wird.
Video: TEAMGEIST für Menschen mit Demenz: Übung Seiltanz
Darüber hinaus ist natürlich das Gleichgewichts- und Funktionstraining zum Üben von Alltagsbewegungen in den Trainingsplan zu integrieren, wodurch ebenfalls das Sturzrisiko minimiert werden soll und die Unabhängigkeit sowie Lebensqualität gesteigert werden kann. Zur Schulung und Steigerung der Aufmerksamkeitsleistung ist es außerdem anzuraten, Übungen durchführen zu lassen, die das gleichzeitige Ausführen einer Bewegung und einer kognitiven Aufgabe beinhalten.
Trainingsmöglichkeiten zur positiven Beeinflussung einer Demenzerkrankung gibt es viele. Daher sollten vor allem Betroffene in ihrem Vorhaben zur Aufnahme sportlicher Aktivität mit Hilfe ausgebildeter Gesundheitstrainer unterstützt werden.