Wer an Landhausgärten denkt, hat vielleicht Glockenblumen vor Augen oder Schwertlilien und ganz sicher Rosen. Was aber, wenn die Frühsommer-Party gelaufen und der erste Blütenrausch vorbei ist? Dann kommt die Zeit der echten Sonnenkinder. Wenn es heiß und trocken wird, legen sie erst richtig los.
Nicht nur die Politik kennt das Sommerloch, der Garten auch. Ich gebe die Schuld den Gartenmagazinen (an denen ich selbst eifrig mitschreibe). Die möchten ihren Lesern – also Ihnen – gefallen und zeigen deshalb immer nur die schönsten Ansichten. Und die kommen eben im Juni am leichtesten zustande. Deshalb frotzelte die berühmte Gartenbuchautorin Helen Dillon: „Sogar der vernachlässigteste Garten sieht grandios aus im Juni!“ Als Irin stammt sie zwar nicht aus dem Ländle, aber ihre Ansichten sind so realistisch und bodennah wie unsere.
Was tun wir also in Zeiten, in denen Verreisen kompliziert oder unmöglich geworden ist? Machen wir etwas aus Baden-Württembergs Hochsommergärten! Denn sie sind wertvoller geworden denn je und gar nicht so schwer zu gestalten. Hier die besten Pflanzen für hochsommerliches Blütenglück:
Spätzünder mit großer Wirkung: Blüten-Stars für Ihre Beete
Wer zuletzt blüht, blüht am besten
Taglilien (Hemerocallis), Sonnenbräute (Helenium) und Sonnenhüte (Echinacea) in verschiedenen Sorten ergeben wunderbare Spätsommeransichten. Die einjährige Rudbeckia ‘Cherry Brandy’ ist ein verlässlicher Farbträger, vor allem in Kombination mit Hohem Eisenkraut, das sich großzügig versamt.
Auch Echinacea legt im Hochsommer richtig los, zusammen mit Fackellilien – ein Farbknaller!
Kugeldisteln kommen im August so richtig in Schwung. Mit ihren Samenständen geben sie sogar im Winter gute Strukturpflanzen ab.
Betrachtet die Lilien im Topfe …
Selbst in der größten Hitze bewahren Lilien (5) ladylike die Haltung. Sie sind im Topf leichter zu kultivieren als im Freiland, weil die Nährstoffzufuhr (nicht zu sparsam) und Schädlingskontrolle (auf Lilienhähnchen achten!) leichter fallen.
Blühende Wände
Die kleinblütigen Clematis viticella (6) verwöhnen uns ab Hochsommer mit Massen von kleinen Blüten, die jede Wand zum spektakulären Display machen. Die gefürchtete Clematiswelke ist ihnen fremd, und sie werden im Spätwinter einfach abgeschnitten – was sie für Gärten mit Kindern und Hunden geeignet macht: Ein beschädigter Trieb ist kein Beinbruch. Während sie in zwei bis drei Meter Höhe glänzen, ist im Fußraum alles willkommen, was nicht zu viel Wurzelkonkurrenz macht: Ideal sind die Walzenblüten des Staudenknöterichs (7), der in vielen Größen und fast allen Rot-Schattierungen zu haben ist.
Sein dichtes Laub dient gleichzeitig als Bodendecker und gibt nicht nur für Clematis, sondern für viele Hochsommer-Stars ideale Begleiter ab, sogar zu Dahlien (8) oder Kapfuchsien (Phygelius capensis).
Spiel’s nochmal, Rosi!
Viele Rosen zeigen im August, September und Oktober noch einmal, was in ihnen steckt. Beim Kauf auf die Angabe „öfterblühend“ oder „remontierend“ achten. Auch diese Sorten legen nach dem Juni-Schub eine Blühpause ein, aber danach geht es umso schöner weiter. Aparte Kombinationen bilden sie mit Helenium (9) oder Dahlien.
Gekonnt mogeln
Schummeln Sie, wenn nötig, das ist erlaubt. Haben Sie sich in der Farbe verschätzt und die dunkle Hohe Fetthenne (10) sieht etwas trübe aus? Schwupp, Dahlie dazwischen. Und noch eine sonnentaugliche Fuchsie dazu.
Apropos …
Winterharte Fuchsien? Jawohl!
Sie sind noch nicht so bekannt, aber stark im Kommen. Fuchsia magellanica-Hybriden (11) machen nur einen Bruchteil der Arbeit, die das Überwintern fordert. Sie frieren im Winter bis zum Boden zurück, aber sie werden jedes Jahr schöner und geben gerade mit Helenium prächtige Bilder ab.