Rübengeister – das deutsche Kürbisschnitzen
Ist man am 31. Oktober abends unterwegs, sieht man an vielen Häusern leuchtende Kürbisse. Manch einer mag sich bei deren Anblick über die fortschreitende Amerikanisierung erzürnen, die Tradition, in Gemüse Gesichter zu schnitzen, gibt es in Baden-Württemberg allerdings schon seit geraumer Zeit. „Rübengeistern“ – oder in schönster Mundart Riabagoaschtern – nennt man eine Tradition, die im Zuge des Ersten Weltkriegs entstanden war.
Nach der Ernte hatten die Tagelöhner in der Zeit um Allerheiligen keine Arbeit mehr und hungerten. Viele stahlen dann Runkelrüben von den Bauern, kochten Suppen und schnitzten Gesichter in die Hüllen. In die gruseligen Rübengeistern stellte man eine leuchtende Kerze, hungrige Kinder zogen mit den Laternen durch die Straßen und bettelten. Auch wenn das Rübenschnitzen doch sehr den Jack O’Lanterns aus dem angelsächsischen Raum ähnelt, hat es eigentlich wenig damit zu tun. Vielleicht sind sie sogar schauriger, weil aus unförmigen Knollen hässliche Nasen oder Warzen werden können.
Riabagoaschterumzüge in Baden-Württemberg
In vielen Orten in Baden-Württemberg feiert man die fast vergessene Tradition bis heute. Im Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck im Landkreis Tuttlingen können Besucherinnen und Besucher Rüben schnitzen und „raue Kost“, althergebrachte schwäbische Rezepte aus der Alb und dem Schwarzwald, genießen. Abends ziehen die Kinder mit den leuchtenden Rübengeistern durch das Museumsdorf.
In anderen Gemeinden finden alljährlich traditionelle Umzüge statt. In Göllsdorf bei Rottweil findet jedes Jahr die „Saukirbe“ statt, am Dorfplatz neben dem Rathaus darf man im Zuge des Dorffestes beim Riabaschnitza teilnehmen, bevor es abends dann auf den Riabagoaschterumzug geht. Ein ähnlicher Umzug findet unweit auch in Denkingen statt, wo die Narrenzunft umherzieht und Sprüche aufsagt wie: „Wir sind die Rübengeister und kommen von weit her, wir bitten um eine Gabe, dann danken wir euch sehr!"
Allerheiligen: den Toten gedenken
Allerheiligen ist ein Gedenktag für Verstorbene und Heiliggesprochene. Im katholisch geprägten Baden-Württemberg ist es zudem ein gesetzlicher Feiertag, ein stiller Feiertag, an dem allgemeines Tanzverbot gilt. Friedhofsangestellte haben viel zu tun: Viele Menschen besuchen die Gräber ihrer Liebsten, schmücken und segnen sie.
Baden-Württemberg feiert das Fest mit Bräuchen und Traditionen. Auch wenn es vor allem eine Tradition aus Bayern, Österreich und Ungarn ist, verschenken auch in Baden-Württemberg Taufpaten traditionell die sogenannten Allerheiligenstriezel, ein mit Rosen verzierter Hefezopf, an ihre Patenkinder. In Neckarsteinach findet am 1. November des Weiteren ein Allerheiligenmarkt statt, auf dem kunstvoll geschmückten Markt gibt es regionale Spezialitäten oder handgefertigte Geschenke.
Wer mehr über das Halloween-Fest in Baden-Württemberg erfahren will, kann sich folgenden Artikeln widmen:
► Happy Halloween: Woher kommt der Brauch?