Weil die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Würtemberg (SSG) laut ihrem Geschäftsführer Michael Hörrmann im Schloss Schwetzingen in einen „dauerhaften Dialog zwischen Gartenerbe und moderner Kunst“ treten wollen, können dort bis zum 10. Oktober in der Orangerie, im Schlossgarten und im Ehrenhof 50 Skulpturen aus dem südlichen Afrika in Augenschein genommen werden. Erschaffen wurden diese von 34 Künstlerinnen und Künstlern aus Simbabwe.
Geschichten aus Stein
Die Ausstellung trägt den Namen „Chapungu. Stories in Stone - An African Perspective of Family“, was sich mit „Geschichten aus Stein - Eine afrikanische Perspektive der Familie“ übersetzen ließe. Kuratoren der Ausstellung sind die Eheleute Marcey Mushore und Roy Guthrie.
Kunst, die erzählen will
Kontakt aufgenommen habe man erstmals im September 2019, blickte Hörrmann nun zurück. Doch dann habe die Corona-Pandemie allen Ausstellungsplänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher könne die skulpturale Shona-Kunst, die eines der meist nachgefragten Segmente afrikanischer Kultur sei, er jetzt in der kurpfälzischen Sommerresidenz gezeigt werden. „Alle Figuren“, ging der SSG-Chef ins Detail, „erzählen viel und wollen viel erzählen.“ Folglich habe man es mit einer „sehr narrativen Kunsthaltung“ zu tun. Nicht unter den Tisch fallen lassen wollte er zum einen, dass für diese Ausstellung kein eigener Eintritt erhoben und dass es auch Führungen und Workshops geben werde. Und zum anderen, dass auch Werke erworben werden könnten. Der Verkaufserlös kommt nach seinen Worten der Ausbildung von Künstlerinnen und Künstler in Simbabwe sowie deren Familien zugute.
Ein Dankeschön
Roy Guthrie verband sein Dankeschön an den Künstler Brian Nyanhongo für dessen maßgebliche Beteiligung am Aufbau der Ausstellung sowie an den Galeristen Freddy Freiherr von Bettendorff für dessen „große Hilfe“ mit einem kurzen Einblick in die Shona-Kunst. Demnach handele es sich bei dieser um eine ganz besondere, ja sogar herausragende Kunst. Und das nicht zuletzt deshalb, weil Simbabwe ein kleines Land sei und eigentlich keine künstlerische Geschichte habe.
Pionier der Shona-Kunst
Hierzu muss man wissen, dass die Exponate aus der Sammlung von Guthrie stammen, der sich seit über 50 Jahre als Pionier für die Shona-Kunst einsetzt. 1970 gründete er die älteste Privatgalerie für Shona-Kunst in Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Daraus hat sich der heutige „Chapungu Sculpture Park Harare“ entwickelt, die weltweit größte Sammlung von Shona-Kunstwerken. Die Künstlerinnen und Künstler fühlen sich der kulturellen Tradition ihres Landes verpflichtet und verstehen sich Repräsentanten der Shona-Kultur. Sie verschmelzen in ihren Skulpturen archaische und moderne Elemente zu unverwechselbaren Kunstwerken mit geheimnisvollem Eigenleben. So entstehen Objekte von großer Ruhe.
Acht Themenbereiche
In acht Themenbereichen vermitteln die Skulpturen einen Eindruck der Lebens- und Vorstellungswelt der Menschen in Simbabwe: Brauch und Legende, die Rolle der Frauen, Familie und der Vorfahren, Natur und Umwelt, die Geisterwelt, die Dorfgemeinschaft, Stellungnahmen zur Gesellschaft. Marcey Mushore hielt wiederum fest, dass das Phänomen der Shona-Kunst in den späten 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt habe und ihr Ehemann die Vision gehabt habe, die Kunst aus Simbabwe weltweit bekannt zu machen. Letzteres scheint gelungen zu sein. Denn sie konnte die Bilanz aufmachen, dass es schon Chapungo-Ausstellungen in „vielen berühmten deutschen Gärten“ gegeben habe. Und nun eben auch in diesem „schönen Garten“. Denn mit der Ausstellung „Chapungu. Stories in Stone - An African Perspective of Family. Skulpturen aus Simbabwe“ erweitern die SSG den kulturellen Blickwinkel und zeigen zum ersten Mal eine große Ausstellung zeitgenössischer Kunst inmitten des barocken Gartens der kurfürstlichen Sommerresidenz. Lange schon eingeführt sind die Ausstellungen etwa in den Sälen der Orangerie oder der Zirkelbauten.
Impressionen der Ausstellung
Selber kreativ werden
Und wer schon immer mal selbst zu Hammer und Meisel greifen wollte, um seine eigene Skulptur zu schaffen, der hat hierzu im Rahmen der Chapungu-Ausstellung Gelegenheit. Unter der professionellen Anleitung von erfahrenen Shona-Künstlern können Interessierte einmal im Monat an drei Tagen selbst zum oder zur Bildhauer/in werden. Nussbaum Club-Mitglieder sparen hierbei sogar.
Wir waren mal mit dabei - einen ersten Eindruck gibt es hier.
Infos
Ausstellungsdauer: bis Mo., 10. Oktober
Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Schlossgartens geöffnet, täglich 9 bis 20 Uhr; letzter Einlass 19.30 Uhr.
Preise: Der Eintritt ist im Eintritt zum Schlossgarten enthalten, Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, Familien 20 Euro.
Nussbaum Club-Mitglieder sparen 10 % auf den Eintrittspreis: Infos hier
Workshops.
10. - 12.07. / 15. - 17.07. / 19. - 21.08. / 16. - 18.09. / 30.09. - 02.10., jeweils 10 - 18 Uhr
Kursgebühr: 220 Euro zzgl. Materialkosten - Nussbaum Club-Mitglieder sparen 10 % auf den Workshop-Preis: Infos hier
Anmeldung: chapungu@chapungusculpturepark.com oder 06202/81 469