Jährlich wird in Deutschland eine Fläche in der Größe von 100 Fußballfeldern betoniert, asphaltiert oder zugebaut. Genau dort sind häufig Überschwemmungen und Aufheizungen die Folge. Besonders in Großstädten sind zu wenig Grünflächen vorhanden. Doch es gibt Möglichkeiten, auch bei kleinen Grundstücken und dichter Bebauung der Natur ihren Platz zu geben. Eine Begrünung auf dem Eigenheim etwa bietet viele Vorteile.
Video: Aufbau und Arten von Dachgebrünung
Gründächer halten Niederschlag zurück
Über 90 % der deutschen Kommunen mit über 100.000 Einwohnern haben Gründächer in ihre Satzung aufgenommen, sei es durch Bauvorschriften, Förderprogramme, Gründachstrategien oder Gründachkataster. Das Interesse kommt nicht von ungefähr: Gründächer können als hilfreicher Sicherheitspuffer zum Regenwasserrückhalt genutzt werden. Je nach Bauart halten sie 50-90 % der Niederschläge zurück. Diese natürliche Verzögerungstaktik minimiert das Regenaufkommen und entlastet die Kanalisation enorm. Ein Großteil dieses Wassers verdunstet, der Rest fließt zeitverzögert ab.
Der Garten auf dem Dach kann Starkregen abpuffern und somit sogar Hochwasser-Ereignissen vorbeugen. Auch viele Kommunen haben diese Vorteile erkannt und unterstützen Bauherren, die eine Dachbegrünung planen, mit finanziellen Zuschüssen sowie günstigeren Konditionen bei den Abwassergebühren.
Gutes Klima
Zum Vergleich:Ein herkömmlicher und vielerorts bereits seltener ausgewachsener Stadtbaum verdunstet 300 bis 500 Liter Wasser am Tag. Ein 100 Quadratmeter großes, extensiv bepflanztes Gründach kommt bei guter Wasserversorgung auf dieselbe Größenordnung. Bei der Nutzung spezieller Pflanzenfamilien kann dieser Wert auf 700 bis 1.000 Liter pro Tag verbessert werden. Mittels Gründach entsteht durch Verdunstung und Kühlungseffekt ein verbessertes Klima im direkten Wohnumfeld.
Grüne Lunge und Lebensraum
Mit dem Rückgang an Grünflächen verlieren Insekten wichtige Lebensräume in Ballungsgebieten und Siedlungen. Gründächer mit einer blühenden und sprießenden Bepflanzung hingegen schaffen neue Refugien für Biene & Co.
Der neueste Trend bei der Dachbegrünung ist die Entwicklung zum Biodiversitätsdach: Mit Wasserbecken, Steinen, Grobkies und einheimischen Pflanzen wird dabei auf dem Dach die natürliche Landschaft der Region nachgebildet. Mit insektenfreundlichen Pflanzen legt das den Grundstein für eine arten- und blütenreiche Pflanzengesellschaft und ein breites Nahrungsangebot für Vögel und Insekten.
Möglichkeiten der Dachbegrünung im Vergleich
- Wer eine Dachbegrünung plant, kann dabei aus verschiedenen technischen Wegen auswählen. Eine extensive Dachbegrünung etwa gilt als kostengünstiger Einstieg. Sie ist pflegearm, jedoch nicht komplett pflegefrei. Unkraut muss regelmäßig beseitigt und die Bepflanzung bei Bedarf gedüngt werden.
- Nochmals deutlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten bietet eine intensive Dachbegrünung. Dabei lassen sich Ruhezonen einrichten, Gehwege anlegen sowie Beete mit Blumen oder Büsche und Bäume pflanzen - fast so wie in einem "normalen" Garten.
- Als dritte Variante ist selbst eine Begrünung von Schrägdächern möglich. Da Wasser bekanntlich immer nach unten fließt, kommen dabei allerdings spezielle Systeme zum Einsatz, abhängig unter anderem von der Dachneigung.
"Bei einer umfassenden Dachbegrünung sollten in jedem Fall Dachprofis aus dem Handwerk zu Rate gezogen werden. Sie wissen, worauf es bei einem sicheren und dichten Dachaufbau ankommt", empfiehlt Experte Wolfgang Holfelder. Wichtig sei es dabei, dass alle verwendeten Komponenten gut aufeinander abgestimmt sind. Erforderlich für die Dachbegrünung ist in jedem Fall ein wurzelfest abgedichtetes Dach. Außerdem muss die Entwässerung des Daches sichergestellt sein – entweder durch einen Ablauf oder eine Dachrinne.
Gute Gründe für ein Umkehrdach
Dass Flachdächer mittlerweile nicht nur dicht bleiben, sondern sogar zum Regenrückhalt genutzt werden können, liegt an den hochleistungsfähigen Baustoffen, aber auch an technologisch durchdachten Konstruktionen wie dem Umkehrdach. Hierbei wird die Dämmschicht oberhalb der Dachabdichtung verlegt. Ein eigens dafür entwickelter Dämmstoff stellt aufgrund seiner wasserresistenten und druckfesten Eigenschaften die optimale und tragfähige Basis für den Aufbau eines Gründachs dar. Die Wärmedämmung entlastet die Dachabdichtung und schützt sie zusätzlich.
Ein begrüntes Dach senkt die Temperaturschwankungen für eine Abdichtung um circa 30 Kelvin ab, verringert somit Schädigungen und verdoppelt dadurch die Lebensdauer des Flachdachs. Im Vergleich zum konventionellen Dachaufbau reduziert ein Gründach sowohl den Wärmeeintrag im Sommer als auch den Wärmeverlust im Winter um bis zu 19 %. Dazu kommen nochmals etwa bis zu 30 % an eingesparten Energieverlusten durch die Dämmung hinzu. Das bedeutet weniger Heizen im Winter und kühlere Räume an heißen Tagen.