Die Geschichte von Mensch und Pferd reicht schon mehrere Jahrtausende zurück, die Geschichte des Haut- und Landesgestüts in Marbach in Baden-Württemberg immerhin schon fünfhundert Jahre. Doch auch das ist eine lange Zeit. Die Zuchteinrichtung mit ihrer langen Tradition hat über die Jahrhunderte große Schicksalsschläge und viele Veränderungen miterlebt, die sie zu dem geformt haben, was sie heute ist. Die Geschichte des Gestüts ist eng mit der des Landes verknüpft - von den Anfängen im Herzogtum Württemberg bis heute.

Video: Impressionen des Marbacher Gestüts

500 Jahre Tradition

Heute ist das Haupt- und Landgestüt Marbach mit seiner über 500-jährigen Geschichte das älteste staatliche Gestüt in Deutschland: Eigentümer ist das Land Baden-Württemberg. Es ist auf der ganzen Welt bekannt und viele Pferdeliebhaber kommen extra deshalb auf die Schwäbische Alb. Idyllisch gelegen im Gomadinger Teilort Marbach zwischen Reutlingen und Bad Urach, mit den Höfen in Offenhausen und St. Johann tummeln sich hier 30 Warmblutstuten und 20 Vollblutaraberstuten mit ihrer Nachzucht auf den Wiesen der Alb. Das Gestüt ist ein besonderer Pferdezuchtbetrieb. Unter anderem werden neben den Vollblutarabern und dem Deutschen Sportpferd auch alte Traditionsrassen wie die Schwarzwälder Kaltblüter und Altwürttemberger gezüchtet, die vom Aussterben bedroht sind. So soll das Überleben dieser Pferderassen gesichert bleiben.

Marbach: Haupt- und Landgestüt

Stephan Kube, Greven

Idyll auf der Alb: Blick auf das Gestüt Marbach

Die frühen Jahre

Der legendäre Eberhard im Bart, Graf von Württemberg-Urach und später auch der erste regierende Herzog von Württemberg und Teck, soll das Gestüt in 1491 im benachbarten Oberbach gegründet haben und dort Pferde aus vielen verschiedenen Ländern untergebracht haben. Der früheste bekannte schriftliche Beleg für eine Pferdezucht in Marbach findet sich 1514 während der Herrschaft Herzog Ulrichs (1487- 1550): In einem Verhör gibt ein des Aufruhrs verdächtigter Knecht an, zur fraglichen Zeit auf dem Weg zum „Gestüt seines Herren in Marbach an der Lauter“ gewesen zu sein. Unter Herzog Ludwig (1554 - 1593) wird die Zucht durch den Kauf der damals sehr beliebten Hengste aus Andalusien und Neapel neu ausgerichtet. Eine urkundliche Erwähnung fand das allererste Mal in 1554 statt. Und im 16. Jahrhundert zog das Gestüt nach Marbach um. Der 30-jährige Krieg brachte Tod, Seuchen und Verwüstung auch nach Württemberg: 1635 wüten in Marbach die bayrischen Truppen, Pferde werden Kriegsbeute oder sogar geschlachtet.

Wilhelm I. Friedrich Karl von Württemberg wagte 1817 einen Neuanfang in der Pferdezucht. Marbach wurde zum Landgestüt des Königreichs Württemberg erhoben. Im Reformprogramm zum Wiederaufbau des Landes sollen dort neben Militär-Pferden vor allem Rassen für die Landwirtschaft gezüchtet werden, die für die besonderen klimatischen Bedingungen des Landes geeignet sind.

Marbach: Haupt- und Landgestüt

Archiv des Haupt- und Landgestüts Marbach, Baden-Württemberg

Hengst Bairactar war das Leibreitpferd von König Wilhelm I. von Württemberg

Schwierige Zeiten

Im Laufe der Jahre war dies nicht leicht, denn durch die Industrielle Revolution und die gegensätzlichen Interessen von Militär und Bauern musste das Marbacher Gestüt sich immer neuen Situationen anpassen. Der größte Zuchterfolg aus Marbach ist das Württembergische Warmblutpferd, das bei den Bauern rasch beliebt wird. Von den zwei Weltkriegen blieb das Gestüt größtenteils verschont, doch die Pferdezucht wurde drastisch eingeschränkt und unter dem Personal gab es viele Tote. Auch auf dem Gestüt werden Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter eingesetzt. Die ab 1940 entwickelten Pläne der Nationalsozialisten, ein zentrales Reichsgestüt mit der Eingliederung aller Landgestüte zu schaffen, bedrohen die Selbstständigkeit Marbachs.

Haupt- und Landgestüt

Schmid,Reutlingen

Marbach im Jahr 1873

Große Veränderung

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zucht völlig neu ausgerichtet und auf ein neues, vielseitiges Pferd für Sport und Freizeit spezialisiert. In den 1970ern wurden umfangreiche Pferdesportanlagen gebaut und die ersten Frauen wurden in den Gestütsdienst übernommen. Heute ist Marbach der größte Ausbildungsbetrieb für den Beruf Pferdewirt in Deutschland. Die Auktionen am Hauptgestüt ziehen regelmäßig Interessenten aus Deutschland und dem benachbarten Ausland an. 2014 wurde das 500. Jubiläum des Haupt- und Landgestüts gefeiert.

Marbach: Haupt- und Landgestüt

Stephan Kube

Nachwuchs: Araberfohlen in Marbach

Attraktionen

Heute ist das Gestüt in Marbach eine denkmalgeschützte Anlage, die für die Öffentlichkeit erhalten bleiben soll. Das Gestüt hält durchschnittlich 570 Pferde, davon sind etwa 330 eigene Pferde. Die bekanntesten Attraktionen im Jahreskalender sind die Auktionen junger Reitpferde, die zentrale Hengstvorstellung im März sowie die großen Hengstparaden im Herbst. In der dreistündigen Parade werden die edelsten Pferde präsentiert.

Haupt- und Landgestüt

Oliver Seitz

Marbacher Araberhengst Said ox mit Gestütswärter in Galauniform
Haupt- und Landgestüt

Stephan Kube, Greven

Marbacher Hengstparade, Araberhengst Nahdmi von Serenity Habib ox-Gharib mit Hauptsattelmeister Horst König
Marbach: Haupt- und Landgestüt

Maximilian Schreiner, Unterstall

Tanz der Pferde: Bei den Marbach Classics gehen Dressur und Reitkunst Hand in Hand
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Nächste Veranstaltungen 2024

21. Juli                                    Tag der Landwirtschaft auf dem Gestütshof
                                                  St. Johann

25. Juli – 8. September        Tägliche Gestütsführung in den Sommerferien

8. – 11. August                      Dressurpferde-Festival mit Süddt. Berufschampionat

10. August                              Trakehner Fohlenchampionat und Stutbucheintragung

03. September                       Marbacher Herbstturnier der IG Vielseitigkeit

29. September                       Hengstparade 1 mit Gastland Slowenien

03. Oktober                             Hengstparade 2 mit Gastland Slowenien

06. Oktober                             Hengstparade 3 mit Gastland Slowenien

25.-27. Oktober                      Marbacher Wochenende

26. Oktober – 3. November  Tägliche Gestütsführung in den Herbstferien

13.–17. November                 German Masters mit Marbacher Infostand

15. Dezember                          Krippenfestspiel Lebendige Bilder
                                                   zur Weihnacht mit Weihnachtsmarkt

Video: Hengstparade 2023