Das marotte-Figurentheater im denkmalgeschützten Theaterhaus im Herzen von Karlsruhe, in der Kaiserallee 11, gilt als ein wichtiger Bestandteil der Karlsruher Kultur- und Theaterszene. Speziell Kinder lieben Kinderbuchklassiker wie „Hotzenplotz“, „Eisbär“ oder „Furzipups“.
marotte-Leiter Thomas Hänsel, „Diplom-Puppenspieler“, berichtet: „Im Kinderprogramm wissen die Eltern, sie gehen mit ihren Kids in ein professionelles Theater mit kindgerechten Stücken, die auch auf sie eine Faszination ausüben. Gerade das Stück ‚Furzipups‘ geht durch die Decke. Es ist sehr beliebt. Es sind nicht mehr so gehaltvolle Geschichten wie die von Otfried Preußler und Astrid Lindgren. Bei uns lebt es von den bekannten Sachen wie ‚Winnetou‘, ‚Was man von hier aus sehen kann‘, oder ‚ Monty Python‘ - zeitlose Sachen mit überwiegend skurrilen Geschichten. Mit Figuren kann man schon mal schrägere Geschichten spielen. Letztens habe ich mit meiner Frau ‚Der Zauberer von Oz‘ aus dem Jahr 1939 im Film gesehen. Wir schauen immer, dass die Kinder und Zuschauer ihre Fantasie entfalten können. Wir wollen Bilder im Kopf erzeugen. Es geht darum, dass man nicht alles so perfekt macht, dass die Leute auch noch drüber nachdenken können.“
Bandbreite künstlerischer Mittel
Schaut man sich die Stücke im Theater an, fühlt man sich auch gleich in eine andere Zeit hinein versetzt, wenn die Figuren und damit auch die Geschichten zum Leben erwachen. Hänsel beschreibt dieses Faszinosum so: „Die Animation leblosen Materials, die Möglichkeiten der Überhöhung und der kreative Umgang mit Figuren als Trägern der Erzählung machen das Puppenspiel außerdem so besonders.“
Die Beliebtheit der marotte zeichnet sich gerade durch die Umsetzung literarischer Stoffe aus. Nachgefragt bei Thomas Hänsel, welche literarischen Stoffe das sind, sagt dieser: „Meistens bekannte Kinderbücher, Filme oder Romane.“ Die „Bandbreite künstlerischer Mittel“, umfasse alle möglichen Figurenarten wie Hand-Stabpuppen, Marionetten, Objekte, Schattenfiguren, Projektionen, Masken usw.
Einzigartig
Das marotte-Figurentheater sei das das einzige Figurentheater in der Region von insgesamt 300 Theatern in Deutschland, sagt Hänsel. Zwischen 600 und 650 Stücke spielt das marotte Figurentheater in einer Saison. Die Hälfte davon sind Gastspiele.
„Wir erziehen das Publikum.“ Unter der Woche gibt es Vorstellungen für Kindergärten und Schulen, vormittags oder auch mal nachmittags. „Aber wir spielen auch mal extra, wenn eine größere Gruppe an Kindern einen besonderen Wunsch hat, zum Beispiel. Das kann man buchen. In der Regel gehen die Kinder aber in die Vorstellungen, die es eh schon gibt“, sagt Hänsel. Auf die Frage, wie die Stücke entstehen, antwortet er: „Es gibt als eine Idee eines Stückes. Wenn man ein Kinderstück plant, bespricht man das. Dann braucht man eine Regie, ohne die man nicht arbeiten kann. Das sind Leute von außerhalb oder aus der Gruppe, immer unterschiedlich.“ Wer als Zuschauer oder Zuschauerin regelmäßig das marotte-Figurentheater besucht, profitiert. Es gibt eine Art von Zehnerkarten für 60 Euro. Diese haben aber einen Wert von 70 Euro. Das ist ein Angebot für die Eltern. Der Förderverein des Theaters besteht aus 100 Mitgliedern.
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Abschied und Neuanfang
Im marotte-Figurentheater selbst geht eine Ära zu Ende. 1987 kam Thomas Hänsel zur marotte. Nun übergibt er zum Jahresende das Zepter an Manuel Speck. Vor rund 15 Jahren hat er zum ersten Mal im marotte-Figurentheater gespielt. Speck hat das Stück „Rocky Waschbär“ nach einem Kinderbuch entwickelt und spielt es für die marotte. „Eigentlich ist er kein Puppenspieler, aber er hat Theaterwissenschaft und IT studiert und sollte Bescheid wissen, wenn er das Theater übernimmt“, so Hänsel. Der scheidende Leiter selbst wird aber auch weiterhin seine Stücke spielen und dem neuen Chef unter die Arme greifen.