Wetten dass? Der Kraichbach fließt zwar durch einige Orte Kraichtals, doch die wenigsten Menschen aus der 15.000-Einwohner-Stadt haben wahrscheinlich der Kraichquelle einen Besuch abgestattet – oder? Dabei ist es eigentlich gar nicht so weit bis nach Sternenfels.

Natürlich muss der Radler oder Wanderer die Stadtgrenze passieren, doch auf zumeist gut ausgebauten und beschilderten Wegen ist man ruck, zuck am Westrand des Strombergs. Kraichbach wird im Übrigen gedeutet als „gewundener Bach“, wobei sich das Wort „Kraich“ von alten, germanischen Wörtern, die Biegungen, Buchten, Krümmungen oder Windungen bezeichnen, ableitet.

Die eigene Region entdecken

Radfahrer und Wanderer im Kraichgau sind gerade bei schönen Wetter gern unterwegs.

Hans-Joachim Of

Radfahrer und Wanderer im Kraichgau sind gerade bei schönen Wetter gern unterwegs.

Nicht wenige Zeitgenossen bemerken plötzlich, welche Natur- und Kulturschätze darauf warten, entdeckt zu werden. Gerade in Baden-Württemberg gibt es zahlreiche Top-Ziele, die man gut mit der Bahn, dem Fahrrad oder auf „Schusters Rappen“ erreichen kann. Wander- oder Radurlaub anstatt „in der Weltgeschichte herumzufliegen“ ist für manche Familie keine schlechte Alternative. Eine Möglichkeit ist, das Kraichgauer Hügelland und die nähere Heimat auf dem erst vor vier Jahren eingeweihten „Kraichradweg“ – den man natürlich auch erwandern kann – kennenzulernen.

„Badische Toskana“

Dabei führt die erste Teilstrecke zunächst durch Kraichtal bis nach Sternenfels mit seinen rund 2.800 Einwohnern, quer durch die „Badische Toskana“. Von der Quelle bis zur Mündung sind es von Sternenfels aus rund 65 Kilometer, immer am Kraichbach, dem Namensgeber für den Kraichgau, entlang. Dieser verbindet durch den meist gut ausgebauten Kraichradweg die attraktiven Regionen Naturpark Stromberg-Heuchelberg, Kraichgau und Oberrheinische Tiefebene und damit die Landkreise Enz, Karlsruhe und Rhein-Neckar-Region miteinander. Die ganze Strecke kann man bequem in einem oder an zwei Tagen durchfahren oder, wer gut zu Fuß ist, durchwandern.

Ein Wildgehege bei Sternenfels

Hans-Joachim Of

Ein Wildgehege bei Sternenfels

Start

Start ist, wie auch bei den jüngst beschriebenen Touren, wieder der Kirschen- und Weinort Unteröwisheim mit den weiteren Kraichtaler Stadtteilen Oberöwisheim, Münzesheim und Gochsheim Museen, Talmühle. Weiter geht es über Flehingens wunderschöne Kirche St. Martin und Oberderdingen mit den Hotspots „Weinanlage Kupferhalde“, „Kelterplatz“ und „Ölmühlental“ bis zum sehenswerten Etappenziel Sternenfels im Enzkreis. Der Hauptquellast befindet sich südlich in den Randhöhen des Strombergs. Ein Quellstein steht etwas weiter nördlich an der Grundschule von Sternenfels im Kraichweg in der Mulde eines kürzeren, rechten Quellbaches, wobei man gleichzeitig den mit rund 300 Metern höchsten Punkt der Tour erreicht. Nach einigen hundert Metern durchfließt das Bächlein den Kraichsee. Dabei führt der Weg an Weinanlagen und Streuobstwiesen hinab durch den Wald den romantischen Trinkwaldsee und durchbricht die historische Wehranlage „Eppinger Linie“.

Hin zum Rhein

Jetzt kann man natürlich die gleiche Strecke zurückfahren rund 25 Kilometer oder wandern und ist dann wieder am Startpunkt Unteröwisheim angelangt. Wer jetzt wissen will, wo der Kraichbach auf seinem Weg in den Rhein weiterfließt, kann je nach Zeit oder Kondition weiter über Ubstadt-Weiher Römermuseum Stettfeld, Firstständerhaus in Zeutern reisen, denn dort tritt das jetzt schon breitere kleine Flüsschen in die Oberrheinische Tiefebene ein. Über den Kurort Bad Schönborn mit Langenbrücken und Mingolsheim Thermal-Sole-Bad mit Aktiv-Park, AHNU-Obst-Gen-Garten, Naturdenkmal Posidonien-Schieferwand geht es weiter nach Kronau, das auch als „Portal zur Hügellandschaft des Kraichgau“ gilt. Dort kreuzen sich am sogenannten „Radkompass“ etliche überregionale Radwege. Der Rhein-Neckar-Kreis beginnt in St. Leon-Rot Golfplatz, Feucht- und Schilfgebiete, St. Leoner See und Reilingen Archäologiepark Burg Wersau, Historisches Gasthaus „Zum Löwen“ mit Heimatmuseum. Über die Rennstadt Hockenheim mit seinen imposanten Jugendstilbauwerken im Ortszentrum und der Gartenwirtschaft Johanneshof geht es zum Zielort Ketsch, wo der Kraichbach in den Altrhein mündet.

Vermutlich noch nicht alles Kraichtaler haben die Kraichbachquelle besucht.

Hans-Joachim Of

Vermutlich noch nicht alles Kraichtaler haben die Kraichbachquelle besucht.

Rast in Ketsch

Der dortige „Karl-Ludwig-See“ mit seiner artenreichen Flora und Fauna sowie das Restaurant „Bootshaus“ – falls offen – sind ein Besuch wert. Der ganze Weg mit seiner angenehmen Topographie hat also unterwegs einiges zu bieten. Neben sonnigen Weinanlagen, verwunschenen Waldseen und dichten Wäldern am Oberlauf der Kraich, sieht man auch hügelige Streuobstwiesen und idyllische Bachauen im mittleren Abschnitt. Der Unterlauf ist gespickt mit Baggerseen und weitläufigen Feldern, dazu kleine Dörfer mit sehenswerten Ortskernen und Kirchen, geschichtsträchtigen Fachwerkbauten, Burgen und Schlössern sowie vielseitige Einkehrmöglichkeiten sofern wieder geöffnet! und reizvollen Landschaftsbildern. Alles zusammen ergibt ein einzigartiges Rad- oder Wandererlebnis in einer, zwei, vielleicht sogar drei Tagesetappen, frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“.

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