Im rheinischen Karneval halten närrische Prinzenpaare Hof und in der schwäbisch-alemannischen Fasnet bevölkern skurrile und furchterregende „Hästräger“ die Straßen. Während der tollen Tage steht die Welt Kopf und die Narren führen das Regiment. 

Fastnacht, Fasching oder Karneval zelebrieren eine Gegenwelt und die zentrale Figur dieses Kosmos ist seit dem 14./15. Jahrhundert bis heute der Narr. Diese Symbolfigur in Schellentracht mit Eselsohrenkappe und Marotte (wer kennt nicht Till Eulenspiegel?) hatte eine didaktische Funktion.

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Narr symbolisiert Gottesferne und Vergänglichkeit

Vor dem Hintergrund der Fastnacht als einem christlichen Fest am Vorabend der österlichen Fastenzeit verkörpert der Narr Gottesferne und Vergänglichkeit. Allen weltlichen Genüssen hemmungslos zugewandt verleugnet er die gottgegebene Ordnung,.Anstatt Nächstenliebe zu üben, frönt er ganz und gar der Eigenliebe, ja leugnet gar die Existenz Gottes (Psalm 53,1: „Der Narr spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott!“). Mehr Irrglaube, ja Sünde geht nach christlicher Vorstellung nicht, solche Verrücktheit im Glauben ist Teufelswerk und kann nur ins Unheil führen.

Sünder im Fleckenkleid: Der Narr

Gekennzeichnet durch sein bunt „beflecktes“ Torenkostüm (im Gegensatz zum makellosen liturgischen Weiß) steht der Narr nicht nur durch sein Verhalten, sondern auch sichtbar außerhalb der Norm und wird zum Gegenentwurf des gottgefälligen Menschen. Die katholische Kirche tolerierte die Fastnachtsfeiern, auch aus der Überlegung heraus, dass man das Übel kennen müsse, um sich umso überzeugter dem Heil zuzuwenden und dass dem reuigen Sünder am Aschermittwoch vergeben werde.

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