Der Wildbach rauscht, der Waldbrunnen tröpfelt leise vor sich hin und der Wind bringt die Bäume zum Singen. Irgendwo hämmert ein Specht seinen ganz eigenen Rhythmus. Willkommen im Schwarzwald! Und dann das: Ein Motorrad röhrt, ein Auto brummt, ein Wanderer schnauft. Auch das gehört in die schwarzen Wälder.
Den Schwarzwald, Deutschlands höchstes und größtes zusammenhängendes Mittelgebirge, kennt dem Namen nach - wohl auch dank einer beliebten Arztserie - fast jeder.
Video: Vier Jahreszeiten im Nationalpark Schwarzwald
Heute geht man davon aus, dass die Römer bereits vor rund 2000 Jahren dem Schwarzwald seinen Namen gaben. Sie nannten das Gebiet "Silva Nigra", was so viel bedeutet wie "Schwarzer Wald". Seinen deutschen Namen trägt er schon seit über 1100 Jahren: In einem Urkundenbuch im Kloster St. Gallen ist 868 erstmals vom „saltu Svarzwald“ die Rede. Dabei ist der Schwarzwald eigentlich alles andere als schwarz: Egal, ob leuchtend grüne Tannenwipfel, bunte Sommerwiesen, auf denen braun-scheckige Kühe weiden und farbenfrohe Schmetterlinge tanzen oder die leuchtend roten Bollenhüte, eines der Markenzeichen der Region, der Schwarzwald ist ganz schön bunt.
Hier bewegen sich nicht nur Hirsch, Luchs und Auerhahn, sondern auch Touristen. Zudem ist das Mittelgebirge besiedelt. Die der Einfachheit halber Schwarzwälder genannten Badener und Württemberger erkennt ganz Deutschland an ihrem alemannischen Singsang und ihrem Sinn fürs gute Leben.
Hast du schon was gegessen? Na, dann setz dich!
Römer, Räuber, Holländer: Geschichte des Schwarzwalds
Vor langer, langer Zeit waren die Waldbewohner noch gefürchtet. Erst um 74 nach Christus trauten sich die Römer in den Nigra Silva (lat. für Schwarzwald) und bauten eine Garnison, das spätere Rottweil. In Baden-Baden ließen sich die alten und jungen Römer von heißen Quellen verführen. Bis heute ist Wellness hier Programm.
Ob daher das Wort Wellnesstempel kommt?
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Später siedelten sich Mönche in Allerheiligen, Alpirsbach sowie St. Märgen an und Adelsgeschlechter lockten Leute in die Wälder. Es wurde gebaut, geackert und gebraut, gepflanzt, geschlagen und geflößt: Die größten Tannen gingen als „Holländer“ auf eine lange Reise zu den Werften an der Nordsee …
Das mit dem Holz ging nicht lange gut. Vor dreihundert Jahren war der Schwarzwald nahezu baumlos. Dann kam die Besinnung und heute sind es sage und schreibe 75 Prozent Wald. "Alles so schön grün hier. Wie im Paradies. Wer gießt die Bäume?"diese Frage wurde tatsächlich schon gestellt, von einem spanischen Touristen am Fohrenbühl, Hornberg, selbst erlebt...
Der große Schwarzwald
Deutschlands höchstes und größtes Mittelgebirge misst 6000 Hektar. Landschaftlich unterscheidet es sich stark, der Süden hat mehr Bergweiden, der Norden mehr Wald. Die höchste Erhebung ist der Feldberg, das meiste Wasser ruht im Schluchsee – und seit 2014 gibt es sogar einen Nationalpark.
Ein Wald zeigt Farbe
Der Schwarzwald mit seinen Fichten, Tannen und Buchen ist aber gar nicht schwarz, sondern leuchtend grün. Nicht nur die Bäume, auch Farne, Waldgras und Moose zeigen eine gesunde Farbe, ebenso die Bergweiden. Wer einmal auf dem 285 Kilometer langen Westweg von Pforzheim nach Basel war oder auf der 5,4 Kilometer kurzen Breitnauer Sonnenrunde (um nur mal die ganze Bandbreite zu nennen), weiß das.
Im Frühjahr ziehen gelbe Blütenwolken über die Wipfel, im Sommer flattern Zitronenfalter und leuchten gelbe Butterblumen und lila Orchideen, im Herbst schwelgt die Natur in den schönsten Farben vom warmen Gelb über leuchtendes Orange bis zum tiefsten Braun. Und es riecht wunderbar nach Pilzen. Das macht Appetit und Lust auf Natur!
Fast neun Millionen Touristen wurden vor der Pandemie gezählt. Sie kommen aus Amerika, aus Frankreich, Italien und Belgien und sogar aus Fernost. Beautiful und nice, jauchzen die einen beim Anblick der höchsten Wasserfälle oder der weltgrößten Kuckucksuhr in Triberg, die anderen staunen und raunen Forêt-Noire respektive Black Forest wenn sie nach einer Schneeschuhtour den Sonnenaufgang auf dem Belchen erleben oder in der Gondel zum Feldberg schweben.
Wasserfälle, Stau- und Bergseen, Hochmoore, Hochweiden mit glücklichen Kühen, Burgen und Schlösser, formschöne Gipfel mit oder ohne Aussichtstürme sowie alpines Gelände sind Programm.
Die vielen Touristen machen den Schwarzwald so nicht nur zum meistbesuchten Mittelgebirge Deutschlands sondern auch zur wichtigsten Tourismusregion des Bundeslandes. Der Nationalpark Schwarzwald als einer der jüngsten in Deutschlands bietet seltenen Tieren und Pflanzen Schutz, doch auch der Naturpark Südschwarzwald und der Naturpark Schwarzwald Mitte sind einzigartige Refugien für Auerhahn, Rotwild und Luchs. Im Alternativen Wolf- und Bärenpark in Bad-Rippoldsau Schapbach sind sogar Wölfe zuhause, wenn auch gut abgezäunt hinter weitläufigen Waldstücken.
Wohnt hier nicht die Schwarzwaldmarie? Ein bisschen Kitsch und alte Sagen wie die vom Mummelsee verzaubern auch. Das Kontrastprogramm dazu sind Städte wie Freiburg mit „dem schönsten Turm der Christenheit“ und den besten Bratwürsten der Welt. Dazu Freudenstadt und sein Marktplatz, das märchenhafte Altensteig oder die charmanten Kurstädte Baden-Baden und Bad Wildbad.
Die Liste geht noch länger … Warum nicht auch mal nach Sulzburg, Wolfach oder Schramberg fahren?
Berg und Tal
Über 150 Kilometer erstrecken sich die dichten Wälder über zahlreiche Berge vom Hochrhein im Süden bis zu den Ausläufern des Kraichgaus im Norden, immer parallel zur Rheinebene. Landschaftlich ist alles geboten, von wildromantischen Schluchten, hohen und im Winter schneebedeckten Gipfeln hin zu idyllischen Tälern. 28 Flüsse entspringen hier, darüber hinaus finden sich zahlreiche Seen, die zum Teil noch aus der Zeit der Gletscher stammen: Titisee, Feldsee, oder Schluchsee laden im Sommer zum Baden, zur Bootsfahrt oder einfach nur zu einer Wandertour drumherum ein.
Tradition und Brauchtum, Naturerlebnis und Heimatgefühl jenseits von Klischees aber auch hier und da eben ein wenig Kitsch – nirgendwo sonst im Land treffen so viele Faktoren auf engem Raum aufeinander. Schwarzwälder Kirschtorte, Kuckucksuhren oder Glasbläserhandwerk – alle diese Spezialitäten haben ihre Geschichte und erzählen Geschichten.
Prominente Besucher im Schwarzwald
Nicht nur die Mundpropaganda hat das Mittelgebirge berühmt gemacht, auch die Prominenz. Mark Twain wanderte durch den Schwarzwald, Ernest Hemingway angelte Forellen im Oberprechtal und ein Lenny Kravitz wurde schon beim Biken auf dem Feldberg gesichtet. Der Fremde wandert, spaziert oder radelt, verspeist eine Schwarzwälder Kirschtorte oder liegt auf einer Himmelsliege. Nicht die Kalorien zählen, höchstens die Gutwetterwolken, lautet die Devise.
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Nebenan bimmeln die Kuhglocken. Aber was macht der Einheimische? So wie es Tradition ist, wird er wohl was arbeiten, auch am Samstag. In alter Zeit waren sie Schnitzer, dann Tüftler (Kuckucksuhren!), heute haben sie prächtige Gärten und rocken die Welt mit Hightech, auch wenn man das anfangs gar nicht erwarten würde...
Schwarzwald-Bewohner: Schaffer und Genießer
Da „immer schaffe“ (auf Hochdeutsch: arbeiten) aber auch nichts bringt, sind die Schwarzwälder zu einem Paradebeispiel des modernen Genussmenschen geworden. Man schätzt das gute, ehrliche Produkt und weiß es zuzubereiten. In dieser Hinsicht sind sie wahrlich die Schlausten!
Einige der besten Köche Deutschlands – Christian Bau, Harald Wohlfahrt, Martin Herrmann – sind Kinder des Schwarzwalds. Und in Baiersbronn leuchten gleich acht Michelinsterne!
Insgesamt 34 Michelin-Sterne leuchten hier über 26 Restaurants.
Schlemmerparadies Schwarzwald
Kulinarik-Fans finden hier inmitten von Wiesen und Wäldern ein Paradies, der Schwarzwälder Schinken ist in der ganzen Welt berühmt, Milch und Käse gibt’s direkt vom Erzeuger. Und auch sonst sind im Schwarzwald die Feinschmecker zuhause. Von den Hängen Richtung Rheinebene grüßen die Weinreben und Tannezäpfle wachsen hier nicht nur auf den Bäumen.
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Es geht natürlich auch einfacher, ohne dass es schlechter ist. Wer schon einmal einen kaltgerauchten Speck gevespert hat, weiß, dass die Konkurrenz in Italien nicht besser arbeitet, sondern nur anders. Auch der Bibeleskäs (ein Frischkäse) mit Holzofenbrot ist ein originärer Genuss. Ein Muss ist auch die Bachforelle.
Dazu der Wein und später das hausgebrannte Kirschwässerle oder ein Gin mit Schwarzwaldkräutern. Auch wenn sonntags in und um Gutach noch Bollenhüte getragen werden, der Geist ist wach und offen für Neues, das Beispiel Gin zeigt es.
► Gin ohne Alkohol? Der kommt zwar nicht ganz direkt aus dem Schwarzwald, aber nördlich davon...
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Immer der Straße nach
Auf der Schwarzwaldhochstraße kann man von Baden-Baden aus rasch ins Herz des nördlichen Schwarzwalds gelangen. Hier reiht sich nicht nur eine atemberaubende Fernsicht an die nächste, mit dem Mummelsee, dem Nationalparkzentrum Ruhestein, dem Lothar-Pfad und weiteren Ausflugs-Highlights reihen sich die Sehenswürdigkeiten gerade wie an einer Perlenschnur. An Wochenenden und in den Ferien ist die Straße oft schon zu stark frequentiert, vor allem bei Motorradfahrern ist sie sehr beliebt. Wer es eher ruhig mag, sollte daher eher ausserhalb dieser Zeiten eine Fahrt wagen, es lohnt sich.
Wanderglück im Schwarzwald
Für Wanderer ist der Schwarzwald ein wahres Paradies. Auf insgesamt 24.000 Kilometern Wanderwegen lässt er sich wunderbar zu Fuß erleben, von der Halbtagestour bis hin zu Strecken wie dem Westweg, der von Pforzheim im Norden bis nach Lörrach im Süden durch das gesamte Gebiet führt. Aber auch zahlreiche Premium-Wanderwege wie die Murgleiter, die Gernsbacher Runde oder der Wasserweltensteig lassen sich in mehreren Etappen erkunden.
Ausflugsziele wie die Wasserfälle in Allerheiligen, Triberg oder Geroldsau bieten atemberaubende Anblicke, wer es lieber ruhig hat, genießt auf den Wanderpfaden durch die Wutachschucht wildromantische Natur. Hoch hinaus über die Wipfel geht es zum Beispiel auf dem Baumwimpfelpfad in Bad Wildbad, ganz oben auf der spektakulären Aussichtsplattform liegt einem schließlich der Schwarzwald quasi zu Füßen.
Schwarz auf Weiß
Auch in Sachen Wintersport ist der Schwarzwald eine sichere Bank. Anderswo hat der Klimawandel schon voll zugeschlagen - hier liegt meistens ab Ende November schon Schnee, in den höheren Lagen rund um den Feldberg herrscht den gesamten Winter über eingermaßen Schneesicherheit.
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Langlauf, Rodeln oder Ski alpin, in Hinterzarten sogar Skisprung, der Schwarzwald hat für alle Sportarten das richtige Terrain parat - und dass mit Georg Thoma, seinem Neffen Dieter, Martin Schmitt oder jüngst Benedikt Doll einige der großen Wintersport-Legenden und Medaillenhoffnungen hier groß geworden sind, kommt nicht von ungefähr.
Oh Schwarzwald, Oh Heimat!
Da es besagte 24.000 Kilometer Wanderwege gibt, dazu Radwege, Loipen, die wildromantische Schwarzwaldbahn, Panoramastraßen wie die Schwarzwaldhochstraße mit ihrem herrlichen Ausblick und wilde Strecken für Abenteurer, wird früher oder später jeder seinen Weg in den Schwarzwald finden. Auf zum Roadtrip in den Black Forest!
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„O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!“, dichtete Ludwig Auerbach vor lange Zeit. Das stimmt immer noch. Aber auch wenn der Schwarzwald nicht zur Heimat wird – schließlich sind im Südwesten die Bauplätze arg begrenzt – einen Platz im Herzen wird er sich garantiert erobern. Das könnte sogar mit einem simplen Honigbrot passieren.
Echt Tanne!
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Der Gartenhägler
Der Gartenhägler ist kein Mensch, der im Garten häkelt oder strickt, sondern ein Fruchtwein aus dem Schwarzwald. Sein Name hat er von den Beeren, die am Gartenzaun ranken. Der Zaun heißt im alemannischen Dialekt „Hag“, folgerichtig ist ein Wein, der mit roten und schwarzen Johannisbeeren sowie wilden Heidelbeeren gemacht wird, ein Gartenhägler. Der berühmte Skispringer Georg Thoma musste als Kind Beeren für den Gartenhägler sammeln und verkaufte einen Teil heimlich, damit er sich ein paar Ski leisten konnte. Da der Wein süß und süffig ist, heißt es Obacht! Nach ein paar Gläsern findet man den Heimweg nicht mehr...
Hemingway im Schwarzwald
Paris ist zwar der Nabel der Welt, aber die ChampsÉlysées und der Eiffelturm sind halt auch nicht alles. 1923 kam das frisch verheiratete Paar Hemingway für zwei Wochen aus Paris in den Schwarzwald und erlebte eine „wunderbare Zeit“ beim Angeln und Wandern. Im Oberprechtal wurde der passionierte Angler Ernest Hemingway (1899-1961) von aufgebrachten Bauern mit der Mistgabel vertrieben, weil er Ausländer war (obwohl er einen Angelschein hatte). Bei Triberg holte er aus einem Forellenbach „vier ordentliche Forellen, jede ungefähr dreiviertel Pfund …“ Heute stehen Schwarzwaldforellen aus dem Wildbach unter Naturschutz.
Das ganze Land auf einen Blick
In unserer Serie "Regionen in Baden-Württemberg" stellen wir das ganze Land in 11 Regionen vor. Hier finden Sie die weiteren Teile der Serie:
► Was die Schwäbische Alb alles zu bieten hat
► Der Odenwald - Ein Streifzug durch den Wald der Sagen
► Ein See, drei Länder, viele Möglichkeiten - der Bodensee
► Prägende Epoche: Oberschwaben-Allgäu und seine Barockschätze
► Der Kraichgau: Ein Streifzug durch die Badische Toskana
► Stuttgart - Landeshauptstadt mit weitem Horizont
► Hohenlohe - Im Land der Schlösser und Burgen
► Kultur und Kulinarik: Das Heilbronner Land