Ob mit Schokolade gefüllt, Spielzeug, Parfüm, Kosmetik oder gar Bier und Whisky – der Adventskalender ist bei vielen Kindern, aber inzwischen auch immer mehr Erwachsenen, in der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. Können wir doch so die Ungeduld bis zum Fest etwas zügeln und zugleich die Vorfreude schüren. Als Erfinder gilt der Schwabe Gerhard Lang. Doch eines nach dem anderen.

Bereits seit 1839 verbreitete sich in vielen Familien zunehmend der Brauch, während der Vorweihnachtszeit einen Adventskranz mit 24 Kerzen zu errichten und jeden Tag eine von ihnen anzuzünden. Dieser Brauch geht auf Johann Heinrich Wichern, Leiter des evangelischen Knabenrettungshauses „Rauhes Haus“ bei Hamburg, zurück.

Der Theologe hatte für die verwaisten Kinder den Einfall, einen Adventskranz mit 24 Kerzen aufzustellen. Dieser sollte ihnen nicht nur zeigen, wie weit es noch bis zum Fest ist, sondern auch ein wenig Licht in ihre dunklere Kindheit bringen. Andere Familien griffen den Brauch auf.

Ein Adventskalender aus dem Jahr 1933 von Dora Baum.

Deutsches Weihnachtsmuseum

Ein Adventskalender aus dem Jahr 1933 von Dora Baum.

Eine zeitliche Orientierung

In ärmeren Haushalten malte man statt des Aufstellens des Adventskranzes 24 Kreidestriche an die Tür. Jeden Tag durften die Kinder einen wegwischen. Auch wurden von Kindern oft Strohhalme in die Krippe gelegt, um das Bett des Christkinds angenehm weich zu machen. Wieder andere Familien hingen jeden Tag ein christliches Bild an die Wand.

An diesen Beispielen zeigt sich auch, welchen Zweck die Urformen eigentlich erfüllten. Sie dienten vor allem als zeitliche Orientierung fürs Fest, aber auch dazu, um die Ungeduld der Kinder beim Warten auf Weihnachten ein wenig auszubremsen und gleichzeitig die Vorfreude noch etwas zu schüren. Soweit zu den Ursprüngen der Tradition.

Video: Gengenbacher Adventskalender - der größte der Welt

„Im Lande des Christkinds“

Der eigentliche Adventskalender in gedruckter Form stammt jedoch von Gerhard Lang. Auch in seiner Familie verbreitete sich ein solcher Brauch. Der Sohn eines Pastors aus Maulbronn wurde jedes Jahr von seiner Mutter mit 24 Gebäckstücken, sogenannten Wibele, die sie auf einen Karton nähte, verwöhnt. Jeden Tag durfte er eines naschen. Diese Kindheitserinnerung griff er als späterer Inhaber einer Druckerei auf und veröffentlichte 1904 den ersten Adventskalender, der damals aber noch Weihnachtskalender hieß, unter dem Titel „Im Lande des Christkinds“.

Von Gerhard Lang entwickelt und damals noch als Weihnachtskalender bezeichnet, konnten Kinder die Bilder aus „Im Lande des Christkinds“ ausschneiden und zu passenden Gedichten kleben.

Deutsches Weihnachtsmuseum

Von Gerhard Lang entwickelt und damals noch als Weihnachtskalender bezeichnet, konnten Kinder die Bilder aus „Im Lande des Christkinds“ ausschneiden und zu passenden Gedichten kleben.

Dieser hatte noch keine Fenster, sondern bestand aus zwei Blättern. Auf dem ersten befanden sich 24 weihnachtliche Gedichte, die auf Kästen gedruckt waren, auf dem zweiten Bilder, die zu den Gedichten passten. Die Kinder konnten diese ausschneiden und zum passenden Gedicht kleben.

Die Idee geht weiter

Lang entwickelte seine Idee weiter und auch andere Firmen sprangen auf den Zug auf. Ab 1920 folgten erste Kalender mit Fenstern, in welchen Bibelverse oder christliche Bilder versteckt waren. Nach und nach wurden die christlichen Motive von profaneren verdrängt. Schätzungsweise um 1930 setzte sich sodann die wohl beliebteste Variante durch, der Schokoladen-Adventskalender. Auch hier gilt Lang mit seinem „Christkindleinshaus zum Füllen mit Schokolade“ als Vorreiter.

In dieses Einklebeheft von „Im Lande des Christkinds“ kamen die Bilder des Weihnachtskalenders Langs.

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In dieses Einklebeheft von „Im Lande des Christkinds“ kamen die Bilder des Weihnachtskalenders Langs.

Von Wurst, Krimi bis hin zur DDR

Heute gibt es die verschiedensten Kreationen. Der Schokokalender bleibt wohl die beliebteste Variante, aber eben auch Kalender mit Kosmetik und Parfüms haben sich durchgesetzt. Hinzu kommen „kuriosere“ Versionen wie Adventskalender mit Wurst oder auch spezifischere Varianten für Angler mit Anglerhaken oder Ködern gefüllt gibt es. Für Nostalgiker ist auch der DDR-Adventskalender eine Idee wert. Und da Deutschland bekanntlich auch Krimi-Land ist, was Bücher und TV angeht, dürfen auch Adventskalender mit kurzen Kriminalgeschichten nicht fehlen.

Die Mehrheit der Baden-Württemberger bastelt ihren Adventskalender selbst
Tipps zum Basteln & Befüllen des Adventskalenders (inkl. Videos) gibt's hier!

Es wird lebendig

Sogar lebendige Adventskalender gibt es inzwischen. Dabei verabreden sich Menschen vor dekorierten Fenstern, Türen oder Garagentoren zum gemeinsamen Singen, beten oder Geschichten vortragen, oft auch mit einem kleinen Glühwein-Umtrunk verbunden. Diese Tradition wird meist von Vereinen, Familien, Nachbarschaften, Kirchengemeinden oder auch Schulklassen organisiert. Auf diese Weise sollen Menschen zusammengebracht werden.

Mit seinem „Christkindleins Haus“ hat Lang die Adventskalender weiterentwickelt.

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Mit seinem „Christkindleins Haus“ hat Lang die Adventskalender weiterentwickelt.

Übrigens begannen nicht alle Adventskalender mit dem 1. Dezember. Manche setzten auch mit dem ersten Adventssonntag ein (der ja auch im November liegen kann), an welchem traditionell das neue Kirchenjahr beginnt. Wieder andere setzten mit dem Nikolaustag, am 6. Dezember ein.

So oder so hat sich die Idee des Adventskalenders durchgesetzt und in vielen Haushalten ist er noch heute in der Vorweihnachtszeit unverzichtbar. Denn ein bisschen Kind sind wir ja alle, auch als Erwachsene. 

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