Die geheimnisvolle Welt der Klöster in Baden-Württemberg

Von ihrer Gründung im Mittelalter an waren Klöster immer auch landwirtschaftliche Betriebe. Im Spätsommer und Herbst stand die Ernte an.

Zisterzienserkloster Maulbronn

Besonders die Zisterzienser sind bekannt dafür, dass sie Einöden in fruchtbare Landschaften verwandelten. Um autark zu leben, bauten Mönche Obst und Gemüse an und zogen Kräuter, so auch im Kloster Maulbronn.

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Im Kräutergarten, angelegt nach dem Modell des Benediktiners Walahfrid Strabo aus dem 9. Jahrhundert, wachsen heute noch bekannte Kräuter wie Schnittlauch und Rosmarin (der ein Kraft-Spender ist, mehr über Rosmarin auch hier!), aber auch weniger bekannte, etwa der Andorn, der bei Husten hilft. An diese Tradition knüpft der beliebte Kräuter- und Erntemarkt im September an.

Bereits zum zwölften Mal füllte er 2021 den Klosterhof mit buntem Markttreiben, eine sinnliche Einladung in die bis heute von der Arbeit der Zisterzienser geprägte Landschaft des Kraichgaus. Neben Gabriele Bickel, der „Maulbronner Kräuterhexe“, bieten auch viele andere Händler und Produzenten Naturerzeugnisse und Kräuterprodukte ganz in der Tradition der klösterlichen Landwirtschaft an. Erzeugnisse aus der Region bestimmen das Angebot.

Klar, dass auch Maultaschen dazugehören, die der Legende nach in Maulbronn entstanden sein sollen.

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► Und wenn Sie's selber mal probieren wollen, finden Sie hier das Rezept

Der Klosterhof ist der richtige Ort für diesen Markt: Über Jahrhunderte hin wurde hier die Ernte der Umgebung eingebracht. Davon zeugt bis heute beispielsweise die Maulbronner Stadthalle. Sie ist nichts anderes als der mittelalterliche Fruchtkasten, ein Lagerhaus für die Produkte der Landwirtschaft. Vom Klosterhof aus ist auch der alte „Closterweinberg“ mit seinen steinernen Stützmauern zu sehen. Dem Kloster gehörten weitläufige Weinberge – darunter viele heute noch berühmte Lagen.

Meerrettich: Sonderführungen im Kloster Lorch

Der Kräutergarten in der mittelalterlichen Klosteranlage Lorch, eingebettet zwischen der Klosterkirche und der südlichen Ringmauer, lädt zum Verweilen ein. In den Beeten gedeihen duftende Kräuter neben Blumen, die die Mönche zur Herstellung von Tinkturen und Salben verwendet haben. Hier wächst auch die „Heilpflanze des Jahres 2021“: der Meerrettich. Man schätzte ihn bereits im 12. Jahrhundert für seine medizinische Wirkung. Wegen seiner schleimlösenden Eigenschaften wurde er vor allem bei Husten angewendet. Die Inhaltsstoffe, besonders die Senföle, helfen auch bei bakteriellen Infektionen wie Erkältungen und Blasenentzündungen; die frischen, scharf schmeckenden Wurzeln kommen außerdem bei Rheuma und Gicht zum Einsatz.

Die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten der Meerrettichpflanze sowie die klösterliche Heilkunde und ihre Grundlagen stehen im Mittelpunkt der Sonderführungsreihe der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: Im August und September können die Gäste diese besondere Pflanze im Garten von Kloster Lorch mit allen Sinnen entdecken.

Neben der Ernährung spielte die Symbolik der Pflanzen und die Marienverehrung eine wichtige Rolle. Der Rundgang „Klösterliche Gartengeschichten“ im September und Oktober vermittelt Wissenswertes zu Gartenkräutern von damals und heute sowie zu Heilwirkung und Anwendungen – mit Kostproben natürlich.

Übrigens wächst der Meerrettich, der gesundheitsfördernde Kreuzblütler, auch im Kräutergarten von Kloster Bebenhausen. Nach mittelalterlichem Vorbild werden hier traditionelle Heilpflanzen und Kräuter angebaut.

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Das Leben der Mönche

Jahrhundertelang lebten Mönche in den ehrwürdigen Mauern. Längst sind die Bauten zu eindrucksvollen Museen einer untergegangenen Zeit geworden. Aber die besondere Stimmung spürt man heute noch. Ob mächtige Klosteranlage oder romantische Ruine, von der feierlichen Schlichtheit einer mittelalterlichen Kirche bis zum barock jubilierenden Festsaal – was man heute in den Klöstern erleben kann, ist beeindruckend. Jährlich laden die schönsten Monumente zum „Erlebnistag im Kloster“ in ganz Baden-Württemberg, vom Norden bis nach Salem am Bodensee ein.

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Am  „Erlebnistag im Kloster“ öffnen sie ihre Tore mit speziellem Programm, das sich besonders für Familien und Kinder lohnt. Unter dem Titel „Faszination des Fremden“ können Besucherinnen und Besucher bei Konzerten, Sonderführungen, Märkten und Mitmachaktionen eine unbekannte Welt voller Überraschungen erleben.

Im Kloster Schussenried wird der berühmte historische Pater Mohr durch das Kloster führen und erklären, warum er vor 400 Jahren den Menschen das Fliegen beibringen wollte. Im Kloster Bebenhausen entdecken die Kinder das prachtvolle Sommerrefektorium mit seinen Engeln, Heiligen und Einhörnern im Deckengewölbe. Gregorianische Gesänge und ein Workshop zur exotischen Kunst der Gregorianik finden im Kloster Lorch statt, und im Kloster Salem endet der Tag mit einem Konzert mittelalterlicher Vokalmusik im Münster.