Während Mönchsgrasmücke, Nachtigall und Fitis erst nach und nach aus Südeuropa und Afrika zurückkehren, herrscht bei den hiesigen Höhlenbrütern bereits Hochbetrieb. Die Blaumeisen etwa müssen in ihren gut geschützten Nestern aus Moos in Baumhöhlen oder Nistkästen zwischen sechs und fünfzehn stets hungrige Vogelschnäbel stopfen. Bis zu 400-mal am Tag schaffen sie kleine Raupen, Würmchen und andere Insekten herbei. Bei den Blaumeisen übernimmt die Futtersuche und den Transport überwiegend das Männchen, übergibt die Beute dann aber dem Weibchen. So ist es kein Wunder, dass manche Vögel am Ende der Brutzeit doch ziemlich blass und zerzaust aussehen. Nur etwa zwei bis sechs Junge muss der Schwarzspecht, unsere größte heimische Spechtart, füttern. Viel mehr Junge hätten in der bis zu 50 Zentimeter tiefen Nisthöhle auch keinen Platz; er zimmert sie meist in einer Höhe von neun bis zwanzig Metern in frei stehenden Rotbuchen, seltener in Kiefern oder Fichten. Sind die Jungen noch klein, erhalten sie von den Altvögeln einen Futterbrei aus Ameisen und Ameisenlarven; später, wenn die Jungvögel wartend aus der Höhle „spechten“, bekommen sie auch Borkenkäfer, Holzwespen, Bockkäfer, Schmetterlinge sowie deren Larven, aber auch Spinnen in die Schnäbel.

Futtern was der Schnabel hält – Vogeleltern haben jetzt Dauereinsatz bei der Futterbeschaffung. Die jungen Schwarzspechte erhalten einen Futterbrei aus Ameisen und deren Larven.

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Futtern was der Schnabel hält – Vogeleltern haben jetzt Dauereinsatz bei der Futterbeschaffung. Die jungen Schwarzspechte erhalten einen Futterbrei aus Ameisen und deren Larven.
Junge Blaumeisen freuen sich über ein Mahl aus Raupen, Maden und Spinnen.

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Junge Blaumeisen freuen sich über ein Mahl aus Raupen, Maden und Spinnen.
Die jungen Steinkäuze warten auf Mäuse.

Herbert Keil

Die jungen Steinkäuze warten auf Mäuse.
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Wenn Leben lebensgefährlich wird

Nicht so geschützt wie die Höhlenbrüter wachsen die Jungen der Stockente auf. Erst mal aus dem Ei geschlüpft, laufen und schwimmen die Nestflüchter schon nach wenigen Stunden der Entenmutter nach. Nicht selten schwimmen die flauschigen Küken schon Ende März auf Seen, Teichen und Flüssen in Reih und Glied hinter der Entenmutter. Instinktiv bleiben sie eng zusammen, denn dann wirkt der Pulk, von unten betrachtet, als Ganzes und damit größer – ein Schutz auch vor Fressfeinden im Wasser, wie dem Hecht. Ein Schutz, der aber nicht immer das Überleben garantiert.

Junge Füchse wachsen die erste Zeit in der schützenden Höhle auf.

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Junge Füchse wachsen die erste Zeit in der schützenden Höhle auf.
Auch die jungen Dachse verbringen die erste Zeit in einer Höhle, bevor sie sich auf ihre ersten Erkundungstouren begeben.

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Auch die jungen Dachse verbringen die erste Zeit in einer Höhle, bevor sie sich auf ihre ersten Erkundungstouren begeben.
Junge Feldhasen sind auf gute Tarnung angewiesen.

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Junge Feldhasen sind auf gute Tarnung angewiesen.
Die Frischlinge der Wildschweine werden durch die ganze Rotte beschützt.

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Die Frischlinge der Wildschweine werden durch die ganze Rotte beschützt.
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Für alle Tierkinder sind die Gefahren, vor allem in den ersten Stunden und Tagen in der freien Natur, überaus groß. Rehkitze sind ihres Lebens nicht sicher, wenn sie vom Fuchs oder im Hochgebirge vom Steinadler entdeckt werden. Deshalb setzt die Ricke, wie das weibliche Reh in der Jägersprache heißt, ihre Kitze an gut versteckten Stellen, etwa an Gehölzen oder in Mähwiesen auf einer rund zwei Quadratmeter großen Fläche, für die das Muttertier das Gras selbst niedergewälzt hat. Nach einer knappen halben Stunde versuchen die Rehkitze aufzustehen. Wenn die Mutter größere Äsungsausflüge unternimmt, ruhen die Kitze eingerollt am Liegeplatz und verhalten sich still, bis sie zum Säugen zurückkehrt. Erst nach vier Wochen begleiten die Kitze sie und halten zur Ricke ebenso wie zu den Geschwistern Geruchskontakt.

Eine große Gefahr für ruhende Kitze sind unangeleinte Hunde, die unkontrolliert umherstreifen, aber auch die heutzutage so schnellen Mähmaschinen, mit denen das Gras der ohnehin selten gewordenen Wiesen geerntet wird. Deshalb suchen Jäger gemeinsam mit verantwortungsvollen Bauern und Tierschützern – heute oft unterstützt durch Drohnen – große Wiesenflächen vor der Mahd ab, um die Kitze vor dem sicheren Mähtod zu retten. Der Schutz­instinkt des Rehnachwuchses lässt ihn in der ersten Lebenszeit nicht weglaufen. An sicherer Stelle wieder ausgesetzt, werden sie von der Ricke wieder angenommen. Nicht selten beobachtet sie das Geschehen von der Ferne aus. Besser geschützt sind die Jungen von Fuchs und Dachs, die ihre früheste Jugend im geschützten Bau verbringen, bevor sie die Umgebung erkunden.

Gut behütete Tierkinder: Die noch flauschigen Küken der Höckerschwäne schlüpfen immer mal wieder unter die wärmenden Federn der Altvögel.

Claus Koenig

Gut behütete Tierkinder: Die noch flauschigen Küken der Höckerschwäne schlüpfen immer mal wieder unter die wärmenden Federn der Altvögel.
Junge Haubentaucher suchen die schützende Nähe zu den Eltern.

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Junge Haubentaucher suchen die schützende Nähe zu den Eltern.
Die bis zu 15 jungen Stockenten bleiben nahe der Entenmutter.

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Die bis zu 15 jungen Stockenten bleiben nahe der Entenmutter.
Auch die Küken der Blesshühner entfernen sich nicht allzu weit vom Muttervogel.

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Auch die Küken der Blesshühner entfernen sich nicht allzu weit vom Muttervogel.
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Mit Abstand am besten

Wo auch immer man ist, jetzt im Frühling gilt es, auf Tierkinder Rücksicht zu nehmen und auf den Wegen zu bleiben. Schließlich sollen schöne Spaziergänge und Wanderungen nicht von Tierleid begleitet sein (siehe Kasten). Und es ist auch zu unserem eigenen Schutz Vorsicht angesagt. Denn wenn manche Tiere ihren Nachwuchs gefährdet sehen, können sie recht aggressiv werden. So attackieren Bussarde und Eulen immer wieder Spaziergänger und Radfahrer, wenn sie der Brut zu nahe kommen. Auch Höckerschwäne, die Junge haben, können äußerst aggressiv werden und erstaunliche Geschwindigkeiten entwickeln. Deshalb heißt es unbedingt respektvollen Abstand halten, auch zu den „niedlichsten“ Tieren.

Vorsicht und Rücksicht

Ob im Wald, in der freien Flur oder in Parks und Gärten, an Seen und Flüssen: Wenn wir einige Regeln beachten, führen unsere Aufenthalte in der Natur nicht zum Tierkinder-Tod.

Wege nicht verlassen – Wiesen und Äcker nicht betreten; auch die Waldwildnis muss tabu sein, weil das QuerDurchstreifen Nester und Gelege oder Jungvögel von Bodenbrütern gefährdet oder zerstört. Hunde an der kurzen Leine führen. Nicht in der Nähe von Bruthöhlen, Nistkästen oder anderen Vogelnestern Rast machen.

Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind, keinesfalls mitnehmen, sondern – wenn die Jungen noch nicht flügge sind – das Nest suchen und
die Tiere vorsichtig zurücksetzen. Andere Jungvögel allenfalls vom Weg oder von der Straße vorsichtig wegtragen und an geschützter Stelle bei Hecken, Sträuchern oder Bäumen absetzen. Nach einiger Zeit kommen die Altvögel zurück und versorgen die Jungen wieder.

Überall Vorsicht walten lassen. Vielfach überqueren Schwäne, Gänse und Enten mit ihren Jungen im Gefolge auch Rad- und Wanderwege. Radfahren gilt zwar als umweltfreundlich, kann aber für so manches Wildtier genauso tödlich sein, wie wenn es von einem Auto erfasst wird.

Grillen – nur an den dafür vorgesehenen Feuerstellen.

An Seen und Flüssen – mit dem Ruder- oder Schlauchboot sowie Stand Up Paddle den Röhricht- und Schilfzonen nicht zu nahe kommen. Schilfrohrsänger, Rohrammer und andere Röhrichtbrüter reagieren empfindlich auf Störungen.

Menschen, die Jungtieren zu nahe kommen – vielleicht unbeabsichtigt – oder Wildtiere anderweitig stören, freundlich auf deren Schutzerfordernis hinweisen.

Und noch eines: Nicht durch die Gegend lärmen; der Naturgenuss ist umso schöner.