Die passende Dimensionierung der Elektroinstallation macht den Alltag sicherer und komfortabler, außerdem lässt sich noch Energie sparen. Unser Expertentipp räumt mit weit verbreiteten Irrtümern in Sachen Elektroinstallation auf und verrät, wie viele Steckdosen das Minimum sind.

Irrtum Nr. 1: Auf eine Steckdose mehr oder weniger kommt es nicht an

Steckdosen oder auch Leuchtenauslässe fehlen öfter, als man denkt – zum Beispiel, wenn Zimmer im Laufe der Jahre umgeräumt oder anders genutzt werden. Eine vorausschauende Planung bei der Modernisierung ist daher enorm wichtig. Denn liegen die Stromkreise erst einmal unter Putz und wurden die verschiedenen Auslässe positioniert, sind die Nutzungsmöglichkeiten der heimischen Elektroanlage auf Jahre festgelegt. Also lieber zu viel als zu wenig einplanen. Ein Beispiel: In einem bis zu 20 Quadratmeter großen Wohnzimmer sind elf Steckdosen und drei Kommunikationsanschlüsse für Telefon, PC, Radio und Fernseher das Minimum für einen zeitgemäßen Standard.

Video: SWR Marktcheck Brandrisiko Mehrfachsteckdosen

Irrtum Nr. 2: Fehlen Steckdosen, hilft ein Mehrfachstecker

Steckdosenleisten sollten nicht als Dauerlösung genutzt oder sogar hintereinandergeschaltet werden. Der Einsatz vieler Geräte über Mehrfachsteckdosen überfordert schnell die Steckdosenleiste, was zu Wärmeentwicklung führt und schlimmstenfalls einen Brand auslösen kann. Sind nicht genügend Steckdosen vorhanden, sollte die bestehende Elektroinstallation besser nachträglich erweitert werden, zum Beispiel mit so genannten Sockelleistenkanälen und Aufputzinstallationskanälen mit integrierten Steckdosen.

 

Gewitterstimmung mit Unwetter-Warnschild

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Bei heftigen Unwettern ist man mit einer Blitzschutzanlage auf der sicheren Seite.

Irrtum Nr. 3: Solange der Kirchturm höher ist als mein Haus, muss ich mir um Blitzeinschlag keine Sorgen machen

Verlassen sollte man sich darauf besser nicht. Der einzig wirksame Schutz vor Gewitterschäden ist eine fachgerecht installierte Blitzschutzanlage. Ein anderer weitverbreiteter Irrglaube ist der, dass Blitzableiter Blitze erst recht anziehen würden. Richtig ist, dass selbst Blitzeinschläge in einem Umkreis von bis zu zwei Kilometern ihren Weg über die Leitungen ins Haus finden und dort Überspannungsschäden verursachen können. Schnell sind so empfindliche Geräte wie Computer oder Telefon lahmgelegt. Ein mehrstufiges Blitzschutzsystem aus Blitz- und Überspannungsschutz leitet die Blitzenergie kontrolliert in die Erde ab und gleicht Überspannungen zuverlässig aus.

Mann installiert Rauchmelder

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Geprüfte Rauchmelder zählen zu den wichtigsten Schutzeinrichtungen im Brandfall.

Irrtum Nr. 4: Wozu ein Rauchwarnmelder? Einen Brand bemerkt man wegen Hitze und Rauch selbst noch rechtzeitig.

Zwei Drittel aller Brandopfer werden im Schlaf überrascht. Besonders gefährlich ist der Rauch. Eine Rauchvergiftung wirkt bereits nach zwei Minuten oder ein paar tiefen Atemzügen tödlich. Aber auch in der Küche wird schnell einmal ein Topf auf dem Herd vergessen, so dass es zu einem Brand kommt. Ein Rauchwarnmelder schlägt rechtzeitig Alarm und rettet im besten Falle Leben. Daher ist er in vielen Bundesländern bereits Pflicht und wird bei einer Modernisierung automatisch installiert. Im Einfamilienhaus sollten Rauchwarnmelder miteinander vernetzt werden. So hört man auch im Schlafzimmer, wenn im Kinderzimmer ein Rauchwarnmelder angesprochen hat. Sind Elektroinstallationsrohre vorhanden, ist die Vernetzung auch nachträglich ohne großen Aufwand möglich.

Elektriker installiert Küchengerät

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Bei der Installation von Küchengeräten braucht es manchmal mehrere Stromkreise.

Irrtum Nr. 5: Ein Stromkreis pro Raum genügt

Das kommt auf die Nutzung der jeweiligen Räume an. Mehrere Stromkreise sind beispielsweise in der Küche notwendig. Einen Festanschluss mit eigenem Stromkreis benötigen der Elektroherd, Dampfgarer und Kochfelder in Einbauküchen, die nicht mit dem Backofen in einem Kombigerät integriert sind. Der Anschluss aller anderen Geräte erfolgt über Steckdosen. Um die Elektroinstallation nicht zu überlasten, benötigen auch diese ab einer Anschlussleistung von 2.000 Watt einen eigenen Stromkreis. Hierzu zählen der Geschirrspüler, Backöfen und auch viele Mikrowellengeräte.

Smart Home Vernetzung im Haushalt

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Smart Home bedeutet Hausautomation und kann in jedem normalen Haus installiert werden.

Irrtum Nr. 6: Ein Smart Home ist nur etwas für große, ganz moderne Häuser

Aus jedem normalen Haus kann ein Smart Home werden, das mehr Komfort bietet und für weniger Energieverbrauch sorgt. Hausautomation bedeutet, dass viele Abläufe im Haus selbsttätig erfolgen. Die schlaue Technik im Smart Home denkt mit und reguliert zum Beispiel die Heizung automatisch, sobald ein Fenster geöffnet wird.

Informationen zur richtigen Elektroinstallation im Smart Home finden Sie hier

Inzwischen gibt es dafür einfache Lösungen auf Funkbasis, die sämtliche gebäudetechnischen Komponenten miteinander vernetzen. Alle Informationen werden über entsprechende Schnittstellen untereinander verteilt. Intelligent wird dieses System durch das Zusammenspiel von Sensoren und Aktoren, also Steuer- und Regeleinrichtungen wie Raumtemperaturregler, Bewegungssensoren, Regen-, Wind- und Außentemperatur- oder Helligkeitssensoren sowie automatische Motorantriebe für die Rollläden und Jalousien.

Frau spart energie dank Mehrfachsteckdosen

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Im Homeoffice herrscht unterm Schreibtisch nicht selten "Kabelsalat"

Bei Sanierung der Elektroinstallation zugleich modernisieren

Nicht nur das Haus an sich und bestimmte Bauteile kommen in die Jahre. Bei vielen Altbauten ist daneben auch die Elektroinstallation veraltet. Wer also eine Sanierung im großen Stile plant, sollte die Chance nutzen und die Elektroinstallation unbedingt gleich mit erneuern. Denn der Anspruch der Hausbewohner hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert und das betrifft nicht nur das Design von Schaltern und Steckdosen. Viel mehr Elektrogeräte gehören heute zur Ausstattung eines Haushalts, die das alte Leitungsnetz oft an den Rand der Leistungsfähigkeit bringen oder sogar zur Überlastung der Elektroleitungen führen.

Gar nicht zu reden von den heute vielfach benötigten Kommunikationsanschlüssen für Computerarbeitsplätze. Mit einer richtig dimensionierten Elektroinstallation wird der Alltag dagegen sicherer und komfortabler. Das gilt vor allem dann, wenn gleich die Vernetzung der Haustechnik im sogenannten Smart Home eingeplant wird.

Gibt es Fördermittel für die Sanierung der Elektroinstallation?

Ein spezielles Förderprogramm, das auf den Austausch bzw. die Erneuerung der Elektroinstallation ausgelegt ist, gibt es bisher nicht. Für Arbeiten am eigenen Haushalt können Bewohner jedoch den Steuerbonus für Handwerkerleistungen in Anspruch nehmen und 20 Prozent der Handwerkerlohnkosten steuerlich geltend machen.

Darüber hinaus fördert der Staat Arbeiten an der Elektroinstallation im Rahmen der BEG-Förderung für Smart-Home-Systeme. Dazu zählen Lösungen, welche die Effizienz oder die Netzdienlichkeit der technischen Anlagen in einem Gebäude (Heizung, Trinkwarmwasserbereitung, Lüftungs-/Klimatechnik, Beleuchtung etc.) optimieren. Fördermittel erhalten Antragsteller in diesem Fall auch für notwendige Nebenarbeiten wie die Verkabelung.

► Eine Liste der förderfähigen Smart Home-Installationen finden Sie hier

Kommt die Smart-Home-Förderung infrage, erhält man Zuschüsse oder Darlehen mit Tilgungszuschüssen in Höhe von 20 bis 25 Prozent. Beantragt werden diese vor der Vergabe von Liefer- und Leistungsverträgen zusammen mit einem Energieberater über die Webseite des BAFA oder über die jeweilige Hausbank (KfW).