Dem Heiligen Martin wurden an sehr vielen Orten Kirchen geweiht. Die Kirchweihe fand traditionell immer am Martinstag statt, bevor andere Termine eingeführt wurden. Bei der „Kerwe“ wird nach wie vor ordentlich gegessen und getrunken, insofern kennen wir diese feste im Herbst auch heute noch und feiern sie wie eh und je.
Wichtiger Tag im bäuerlichen Jahreslauf
Die Feldarbeit war am 11. November abgeschlossen und die Ernte eingebracht. Dieser Tag war ein wichtiger Einschnitt im bäuerlichen Jahreslauf. Bereits im 6. Jahrhundert werden Martini-Feste nachgewiesen. Häufig wurde der Wein rituell verkostet, was nicht selten zu größeren Ess- und Trinkgelagen ausgeartet ist – ein Widerspruch zum asketischen Leben des Heiligen Martin. Im Hochmittelalter war der Begriff der „Martinsminne“ in der Volkssprache weit verbreitet.
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Auftakt zur Fastenzeit
Zu Martini begann die 40-tägige Fastenzeit bis zum 6. Januar (Epiphanie). Man rechnete vom 6. Januar an zurück, weil das Weihnachtsfest als Hochfest in der heutigen Form noch nicht bekannt war. Gelage und Festessen mit Martinsgans, Umzüge mit Laternen und Heischegänge der Kinder waren am Vorabend des 11. November ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens an vielen Orten. Dieser Tag markierte als erster Fasttag, ähnlich dem Aschermittwoch, den Beginn der Vorbereitungszeit auf ein kirchliches Hochfest.
Für die Bevölkerung bedeutet dies die letzte Gelegenheit für eine richtige Feier, dann musste man sich einschränken. Trotz Änderungen und Verkürzungen der Fastenzeit hat sich die Bedeutung des Martinstags erhalten. Fleisch war in der Fastenzeit verboten, daher gab es zum Martinstag noch einmal Fleischgerichte. Für Bauern und Metzger hatte das Martinsschlachten eine sehr wichtige Bedeutung, denn nicht alle Tiere konnten von ersteren durch den Winter gebracht werden und letztere hatten aufgrund der von der Kirche vorgeschriebenen fleischfreien Zeiten erhebliche finanzielle Einbußen.
Weiterhin waren Eier, Butter, Milch oder Fett in der Fastenzeit tabu. Deshalb stellte man sehr viel Schmalzgebäck her, weil man möglichst viele dieser Zutaten zu verwerten hatte. Bei einem sogenannten Heischegang, einem Zug von Haus zu Haus, wurden diese Gebäck dann, in Erinnerung an die Mantelteilung des Heiligen Martin, erbeten und verschenkt. Ein bisschen erinnert das an den Halloween-Brauch aus Irland, der es über Nordamerika wieder nach Europa zurückgeschafft hat: hier ziehen Kinder von Haus zu Haus und bitten um Süßes. Man erkennt, dass es sich hier um eine Tradition handelt, die in allen von der katholischen Kirche geprägten Gebieten auf die eine oder andere Weise umgesetzt wurde, auch wenn die Anlässe sich unterscheiden.
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Ausdruck der Lichtsymbolik
Fackelzüge mit einem anschließenden Martinsfeuer kannte man bereits im 15. Jahrhundert. Diese waren oft mit den Heischezügen kombiniert. Früher schrieb die katholische Kirche eine Tagespredigt für den 11. November vor, die die Durchführung dieser Lichterfeste erklärt. Sie lautete nach Lk 11, 33-36 „Niemand zündet ein Licht an und stellt es in ein Versteck oder unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, das Licht sehen.“
So wurden diese Worte aus der Bibel zum Anlass genommen, um selbst das Licht in die Welt zu bringen und der Lichtsymbolik Ausdruck zu geben. In Anlehnung daran ziehen heute Kinder, meist im Kindergartenalter, bei Einbruch der Dunkelheit mit selbstgebastelten Laternen durch die Straßen. Wurden früher noch echte Kerzen benutzt, so ist man heute mit LED-Lichtern auf der sicheren Seite. Mancherorts gibt es ein Schauspiel mit einem Darsteller des Heiligen Martin auf seinem Pferd und ein größeres Feuer, oft wird auch kostenlos Gebäck verteilt.
Bauernregeln
„Hat Martini einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart.“
„Wenn an Martini Nebel sind, wird der Winter meist gelind.“
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