Es rumpelt und quietscht schon ganz gewaltig, bis der Rote Flitzer seinem Namen Ehre macht. Aber wenn das ochsenblutrote Gespann dann einmal sein Reisetempo erreicht hat – maximal 90 km/h – laufen die Büssing-Motoren in der Regel wie am Schnürchen. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit dem heutigen Komfort einer Bahnfahrt, es rattert immer noch ganz schön, Dieselgeruch liegt in der Luft und Stoßdämpfer, wie sie moderne Bahnen haben, sind hier auch Fehlanzeige. Dafür tönt ab und zu laut und kräftig das Signalhorn und weckt wohlige Nostalgiegefühle. Und wenn sich Ohr und Geist dann dem Rhythmus der Schienen angepasst haben, entschleunigt das einfach ungemein ...

Alle Termine 2023 für Sonderfahrten gibt's auf der Ausflugsziel-Seite

Roter Flitzer: Historischer Schienenbus

Schienenbus e.V.

Unterwegs im Ländle: Ob an Neckar oder durch den Schwarzwald - der Rote Flitzer tourt durch ganz Baden-Württemberg
Roter Flitzer: Historischer Schienenbus

jr/NM-Archiv

Eisenbahnromantik pur kommt auf, wenn der Blick durch die Panoramafenster schweift.
Immer die Nase vorn Dank umklappbarer Sitze geht der Blick aus den Panoramafenstern immer in Fahrtrichtung.

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Auf den Nebenstrecken der Schwarzwaldbahn ist der Rote Flitzer gern gesehener Gast.
Roter Flitzer: Historischer Schienenbus

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Fenster, Vorhänge, Beschriftung: Der Rote Flitzer versprüht jede Menge 50er-Charme
Roter Flitzer: Historischer Schienenbus

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Aus Kornwestheim in die Welt: Zahlreiche Sonderfahrten stehen für den Roten Flitzer auf dem Jahresfahrplan
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Wunderkinder

Schienenbusse waren in der Wirtschaftswunderzeit der 1950er im Bahnverkehr allgegenwärtig. Vor allem auf Kurzstrecken waren sie das, was heute die modernen S-Bahn-Wagen sind. Alltägliche Transportmittel. Heute stehen die Züge, die genauso aussehen, wie sie heißen – eben wie ein Omnibus auf Schienen –, in Museen oder werden von Vereinen in Schuss gehalten.

Video: Der Schienenbus - Retter der Nebenbahnen

Nicht auf dem Abstellgleis

Der Rote Flitzer ist einer von ihnen. Doch anders als viele seiner Zeitgenossen zählt er noch lange nicht zum Alteisen. Mehrmals pro Saison rollt die aus bis zu fünf Wagen bestehende Schienenbus-Garnitur aus der Eisenbahner-Stadt Kornwestheim hinaus ins Ländle, zu liebevoll zusammengestellten Ausflugsfahrten. Beim Förderverein Schienenbus e.V. kümmern sich die Mitglieder um Vorstand und Bahn-Nostalgie-Enthusiast Gerd Hesse um den vereinseigenen Fuhrpark. Peter Paga ist einer von ihnen. Als „Schreibtischtäter“ kannte er Eisenbahnen „eigentlich nur von Märklin“, wie er gesteht. Als Hesse ihn fragte, ob er die Pressearbeit des Vereins übernehmen wolle, sagte er sofort zu. Und fand schnell Gefallen am Hobby-Eisenbahnerdasein.

Auf der Schiene

Auf den Fahrten schlüpft er dann auch gern selbst in die Uniform des Zugbegleiters. Auch Beate Blaschke und Jürgen Kraft lieben den Rollentausch mit ihren Alltagsjobs. Mindestens viermal im Jahr besteigen auch sie den Roten Flitzer, kontrollieren Fahrkarten und versorgen die Passagiere mit Snacks und Getränken. Sogar eine Theke findet sich im Beiwagen, am Tresen kommen die beiden schnell ins Gespräch mit den Gästen.

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Hobby-Schaffner aus Leidenschaft: Beate Blaschke und Jürgen Kraft tauschen gern Alltagskleidung gegen Zugbegleiter-Uniform.
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Schaltzentrale: Hier sitzt der Zugführer.
Roter Flitzer: Historischer Schienenbus

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Die Strecke im Blick. Die Rückspiegel erinnern an einen klassischen Omnibus.
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Profis am Werk

Ganz vorn im Führerstand sind allerdings die Profis zugange. Für Fahrten auf öffentlichen Strecken gelten bei der Bahn strenge Regeln, auch für Gerhard Dietzmann. Der ist nicht nur ehrenamtlich Zugführer, sondern auch im Beruf. Aus Liebe zum Oldtimer setzen er und seine Kollegen sich auch in der Freizeit hinters Schaltpult. Neben einer speziellen Zulassung für den jeweiligen Zugtyp müssen die Fahrzeugführer mindestens 200 Stunden Erfahrung aufweisen, und auch Streckenkenntnis ist gefragt. Dafür gibt’s analoges Fahrgefühl fernab digitaler Steuertechnik.

Blick nach vorn

Die Passagierliste reicht vom Eisenbahner im Ruhestand über Großeltern mit Enkelkindern bis hin zu Wochenendausflüglern. Sie müssen eigentlich nur eines mitbringen: Zeit. Unterwegs kann es immer mal wieder vorkommen, dass die Bahn einen Halt macht, um einen planmäßigen Zug passieren zu lassen. Belohnt wird die Geduld mit tollen Panoramablicken aus frisch geputzten Scheiben, dank klappbarer Lehnen sitzt man immer in Fahrtrichtung.

Roter Flitzer: Historischer Schienenbus

Schienenbus e.V.

Panorama: Aus dem Führerstand hat man einen guten Überblick. Vorteil: Auch Passagiere können dem Lokführer über die Schulter schauen.
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Die Strecke im Blick. Die Rückspiegel erinnern an einen klassischen Omnibus.
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Immer die Nase vorn: Dank umklappbarer Sitze geht der Blick aus den Panoramafenstern immer in Fahrtrichtung.
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Einsteigen, mitfahren

Wer jetzt Lust bekommen hat, mal mitzufahren: Fahrten bietet der Verein ganzjährig an. Ob an den Bodensee, in den Schwarzwald oder zu den Weihnachtsmärkten im Land. Meist ist früh Aufstehen angesagt, aber das lohnt sich.

Sommerfrische

Und in den sonnigsten Monaten des Jahres ist der Rote Flitzer an den Wochenenden auch gemütlich im idyllischen Krebsbachtal zwischen Bad Rappenau und Neckarbischofsheim unterwegs auf der letzten noch originalen Nebenbahnstrecke im Norden des Landes. Zwischendurch kann man prima für eine kleine Wandertour aussteigen oder in einem der zahlreichen Biergärten verweilen. Und wie am besten hinkommen? Klar, per Bahn, denn die Baden-Württemberg-Tickets für den Regelverkehr schließen die Krebsbachtalbahn mit ein. Also einfach mal einsteigen, entschleunigen und Nostalgie genießen.

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