Einen großen Anteil an der wachsenden Popularität des Fahrrads hat heute das Elektrorad. Im Laufe der letzten Jahre haben E‑Bikes ihr Reha-Image fast gänzlich abgestreift und sich zu einem festen Bestandteil individualmobiler Lösungen gemausert. Neue Marktteilnehmer aus Industrie- und Kommunikationssektoren fanden sich ein und beinahe jeder Radhersteller hat inzwischen Räder mit Elektroantrieb im Programm, nicht wenige konzentrieren sich sogar ausschließlich darauf.

Zahlen und Fakten zum E-Bike

Die Verkaufszahlen für Pedelecs explodierten in den letzten Jahren förmlich – nach Berechnungen des Zweirad-Industrie-Verbands e. V. (ZIV) fuhren zum Jahresbeginn 2019 fast viereinhalb Millionen Elektroräder durch Deutschland. Davon rollten allein 2018 etwa 980.000 Stück aus den Shops – 2005 waren es noch 20.000. Im Jahr 1992 gab es weltweit genau drei Elektroräder aus Serienproduktion. 2014 zählte der testende Verein Extra Energy e. V. ganze 1.500 verschiedene E‑Bike-Modelle allein aus deutscher Produktion; der Händlerverband VSF ermittelte für 2018 einen Durchschnittspreis von 3.372 Euro.

E-Bike als Antwort auf moderne Fragen

Dass ausgerechnet ein Radtyp das Umdenken befeuert, der am Prinzip der Fortbewegung durch pure Muskelkraft gehörig modelliert, zeigt deutlich, wie die Fahrradwelt Konventionen über Bord geworfen und Vorurteile überwunden hat. Das E‑Bike füllt eine Lücke im Moment ihres Entstehens. Zur rechten Zeit am rechten Ort, gibt es Antworten auf drängende Fragen der Zeit, wie vom Verkehr verstopfte Städte, Umweltverschmutzung und steigenden Energiebedarf. Als ideales Verkehrsmittel rundet es die Individualmobilität hinsichtlich Reichweite, Transportvolumen und Geschwindigkeit ab.

So ist das E‑Bike ein Lösungsmodell für alle, die Rad fahren wollen: Für den Transport auf täglichen Wegen, um frisch im Büro anzukommen und sich trotzdem bewegt zu haben, um mal etwas weiter oder schneller zu fahren, ohne dass großer Trainingsaufwand nötig wäre, aber auch für solche, die ganz definiert trainieren wollen – und schließlich auch für die lustvolle (Wieder-)Gewinnung ganz individueller Freiheit.

Frau mit Pedelec im Feld

Viktorcvetkovic/iStock/Getty Images Plus

E-Bikes unterstützen beim Fahrradfahren. Es gibt sie in vielen verschiedenen Ausführungen, deshalb sollte man sich vor dem Kauf unbedingt beraten lassen.

Arten von E-Bikes

Es gibt kaum eine Fahrradgattung, die nicht unter Strom steht – hier die gängigsten Konzepte und beispielhaftesten Vertreter.

1. Citybike

Stadträder sind sowohl bei Fahrrädern als auch bei E‑Bikes am weitesten verbreitet. Sie bieten eine aufrechte Sitzposition, meist eine wartungsarme Nabenschaltung sowie leichten Komfort, wie etwa Federgabel und Federsattelstütze.

2. Touren-Pedelec

Das elektrische Äquivalent zum Trekkingrad hat meist ein paar mehr Gänge aus einer Kettenschaltung, eine etwas sportlichere Ergonomie und verträgt auch einiges an Gepäck. Um mit einem Pedelec auf größere Reisen zu gehen, bedarf es eines durchdachten Akku-Managements. Spezielle E‑Bike-Reiserouten bieten Austausch-Akkus an (z. B. die Herzroute in der Schweiz).

3. Kompakt-E-Bike

Die Motorisierung von Falträdern steht etwas im Konflikt mit den Eigenschaften, die Faltrad-Fans besonders schätzen: schnelles Handling und geringes Gewicht. Caravan-Urlaubern und Pedelec-Freunden mit begrenzten Staumöglichkeiten bietet sich allerdings eine brauchbare Alternative in Form kompakter E‑Bikes. Bei Bedarf sind diese Räder auch schnell an Fahrer mit unterschiedlichen Körpergrößen angepasst.

4. Lastenrad

Sobald etwas mehr Gepäck im Spiel ist, spielt die Elektrounterstützung ihre Vorteile voll aus. Cargobike-Konzepte sind so vielfältig wie die Nutzungsprofile: von dreirädrigen Schwerlasträdern bis hin zu den einfacher zu steuernden Zweirädern. Bei letzteren finden sich drei Hauptbauweisen: das „Long John“-Prinzip mit der tiefen Ladefläche zwischen Lenker und Vorderrad, die klassische Postradbauweise mit zwei großen Körben über dem Vorder- und Hinterrad, sowie seltener auch Räder mit verlängertem Hinterbau („Midtails“ und „Longtails“) und sehr großem Gepäckträger.

5. Mountainbike

Selbst Sportradgattungen sind mittlerweile durchweg elektrifiziert. Vor allem das E‑Mountainbike erfreut sich stark wachsender Popularität, denn es vergrößert die Hausrunde, macht bisher unerkundete Anstiege bezwingbar und effektiveres Training möglich. Die Bandbreite reicht hier vom puristischen Touren-Hardtail über vollgefederte Allrounder und verstromte Enduro-Geräte – bis hin zu amtlichen Downhill-Bikes mit eingebautem Lift. Erwähnenswert: Gerade bei sportlicherem Radeinsatz spielt das ausgewogene Handling des Mittelmotors seine Vorzüge aus.

6. Rennrad

Mit dem unter Strom gesetzten Rennrad ist seit kurzer Zeit auch die letzte Bastion der Traditionalisten gefallen. Sicherlich ist man auch mit herkömmlichen Rennrädern schneller unterwegs als die 25 km/h, bei denen Pedelecs die Motorunterstützung abregeln; das elektrifizierte Rennrad spielt seinen Vorteil denn auch hauptsächlich am Berg aus. Das E‑Rennrad dürfte sich darum als „Equalizer“ etablieren, wenn unterschiedlich starke Fahrer gemeinsam unterwegs sind. Und als Trainingsgerät wird das E‑Bike immer häufiger genutzt. Denn was zunächst paradox klingt, birgt präzise Steuerungsmöglichkeiten der Belastung nach Trainingsplan.

7. Liegerad

Unter den Liegerädern und Liegedreirädern finden sich ebenfalls zunehmend elektrifizierte Ausführungen. Oftmals ist die E‑Option als Ausstattungsvariante innerhalb des Baukastensystems der Hersteller erhältlich. Fahrdynamisch sind diese Räder quasi für den Zusatzantrieb prädestiniert, denn das Gewichts-Plus macht sich dank des tiefen Schwerpunkts des Rads kaum bemerkbar.

8. Spezialräder

Sogar die Exoten der Radwelt wie das Fatbike sind mit elektrischem Zusatzantrieb erhältlich.