Hinter den Mauern des Forsthaus Rehmühle auf Bad Wildbader Gemarkung, im Wald gelegen, mit viel Grün und noch mehr Stille drumherum, verbirgt sich ein Teeladen, ein Teesalon und noch vieles mehr. „In meinem Teeladen in Stuttgart-Vaihingen hatte ich mehr Laufkundschaft“, erzählt Gabriele Helbig, die als Kunst-, Tanz- und Bewegungstherapeutin arbeitet, lachend und fügt hinzu: „Aber wir wollten, nachdem mein Mann Jonas als Pfarrer im Ruhestand war, in die Natur – und zwar mitten rein.“ So „landete“ das Ehepaar mehr oder weniger zufällig im Forsthaus Rehmühle in der Nähe von Bad Wildbad-Aichelberg. Für uns öffnen die Helbigs die Türen.
Kleiner Teesalon
Außergewöhnlich mutet Gabrieles „Kleiner Teesalon“, der jeden Samstag von 10 bis 21 Uhr im Haus und im Garten geöffnet ist, an. Da Gabriele stets saisonal passende Kuchen, Frühstücksangebote und kleine kulinarische Köstlichkeiten für ihre Gäste bereithält, sollte man sich für einen Besuch anmelden. Neu im Programm sind englische Teepartys mit Scones und Teegeschichten. „Das kommt sehr gut an“, so Gabriele Helbig, die jedes Gericht nur einmal im Leben kocht oder backt – auch wenn es noch so gut schmeckt und gut gelingt. „Das ist eine Marotte von mir“, gibt die passionierte Hobbybäckerin und -köchin zu, die im Forsthaus dafür sorgt, alle Geschmackswünsche zu erfüllen.
Großer Teeladen
Samstags ist im Eingangsbereich des Forsthauses außerdem der große Teeladen mit ausgewählten Teesorten und -spezialitäten und Kunsthandwerk aus der Region geöffnet. Gern berät Gabriele ausführlich, kennt sie doch fast jedes Kraut und hat während ihrer vielen Fernreisen auf diversen Teeplantagen mit angepackt. Heilkräutertees stellt sie übrigens selbst zusammen.
Wissen vermitteln
Das Wissen darüber hat sie von ihrer Großmutter, mit der sie unter anderem in Wald und Wiese zum Kräuter sammeln unterwegs war. Sie war es auch, die Gabriele Helbig die Sensibilität für Kräuter mitgegeben hat: „Wenn man sich ein Kraut auf die Zunge legt und in sich hineinhorcht, merkt man, welches Organ reagiert. So erkenne ich die Kräuter, die für meinen Organismus gut sind.“ Jetzt ist Gabriele Helbig selbst Großmutter – und gibt ihr Wissen weiter – nicht nur an ihr Enkelkind. Sie hält im Forsthaus Rehmühle regelmäßig Teeseminare. Gefragt nach ihrem Lieblingstee, antwortet die Expertin: „Ich liebe säurearme Teesorten, im Sommer zum Beispiel gerne Grüntee, im Frühling Rooibostee, im Winter und Herbst gerne einen Schwarz- oder Kräutertee.“ Da Kräutertees immer als Heilmittel gelten, sollte man die Kräuter regelmäßig wechseln, lautet ihr Expertenrat.
Mit Herzblut
Alles, was die Helbigs machen, tun sie mit Herzblut, Enthusiasmus, fröhlicher Energie, Kenntnisreichtum und Überzeugung. Genau das erlaubt es ihnen, nur bei solchen Kaffee- und Teeplantagen einzukaufen, bei denen sie ein gutes Gefühl haben und sie wissen, dass nur mit reiner Natur gearbeitet wird. Gleiches gilt fürs Essen: Was auf den Tisch kommt, stammt aus der eigenen Küche oder aus dem gemauerten Backofen im Untergeschoss des Forsthauses, in dem regelmäßig Brotbacktage stattfinden.
Märchenabende und Jahreszeitenfeste
In der Seele des Hauses, wie die beiden ihren Teesalon nennen, finden darüberhinaus eine Reihe von Veranstaltungen statt. Kulinarische Märchenabende, Jahreszeitenfeste, Kurse zu diversen Themen rund ums Essen sowie Teeseminare, in denen Gabriele Helbig ihr Wissen weitergibt und in denen auch fleißig probiert wird.
Im Einklang mit der Natur
„Die Natur ist bei uns im Forsthaus und im umgebenden Waldgebiet besonders spürbar. Das ‚Vergehen‘ im Winter und das ‚Werden‘ im Frühjahr – das Eintauchen in die dunklen Raunächte und das Auftauchen, wenn die Tage wieder langsam länger werden – die Stille und Ruhe des Winters und das Lärmen der Vögel, wenn es wieder wärmer wird – das Erstarren in Eis und Schnee und das Bewegt werden von plätscherndem Wasser, sprudelnden Quellen und taufrischen Gräsern im Frühling – all' das, was ‚außen‘ geschieht, geschieht in der Regel auch ‚Innen‘, das heißt der Jahreszeitenzyklus beeinflusst unseren Organismus, unser Energie- und Kraftfeld. So ist die Natur ein Spiegel unseres Seins. Daher nutzen wir das Feiern der Jahreszeitenfeste, um uns wieder im Einklang zu fühlen“, erklärt Gabriele Helbig. Und genau deshalb ist die Rehmühle zu jeder Jahreszeit ein passender Ort, um in Bewegung und Begegnung zu gehen.
Ein wunderbares Kleinod
Immer war das nicht so. 1840 als Forsthaus erbaut, erwarb der Sindelfinger Kaufmann Alexander Kiermair 1987 das Haus im Schwarzwald, nachdem es etliche Jahre leer stand und dem Verfall preisgegeben war. Eigentlich als ein groß ausgefallenes Wochenendhaus für den Sindelfinger und seine Familie gedacht, verliebten sich die Kiermairs dann aber so sehr in das Forsthaus, dass sie nach der Renovierung für immer einzogen. „Nach sechs, sieben Jahren merkte vor allem meine Frau Karin: Es ist doch sehr einsam hier. Ohne Auto geht gar nichts. Die nächste Bushaltestelle ist ewig entfernt“, erzählt Alexander Kiermair, der sein mit viel Herzblut und Liebe zum Detail saniertes „Baby“ nicht verkaufen, sondern vermieten wollte.
Gesucht und gefunden
Schlussendlich kam eines zum anderen: Jonas Helbig suchte nach über 20-jähriger Berufstätigkeit als Pfarrer in Stuttgart-Vaihingen mit seiner Frau Gabriele ein neues Projekt – am liebsten ein Haus mitten in der Natur. „Wir erkannten sofort, was für ein Kleinod das Forsthaus ist“, schwärmen Gabriele und Jonas Helbig noch heute. Die Sympathie für Forsthausbesitzer Kiermair war glücklicherweise gegenseitig, so, dass heute alle drei dankbar und froh über diese wunderbare Fügung sind.
Wandertipp: Fautsburg-Rundwanderung und Schnapsbrunnen
Direkt am Forsthaus führt der Fautsburg-Wanderweg vorbei. Durstige Wanderer können sich hier am Schnapsbrunnen bedienen, der täglich geöffnet ist. Im Backhaus steht außerdem ein Kühlschrank mit Getränken, die gegen einen geringen Obolus gekauft werden können.