Die Geschichte hinterlässt ihre Spuren, so heißt es oft. Darin steckt viel Wahrheit, lassen sich doch oftmals in der Natur noch Belege für bedeutende Ereignisse finden. Eines davon war der Pfälzische Erbfolgekrieg und die in diesem Zuge entstandenen Eppinger Linien. Entlang dieser historisch geprägten Strecke gibt es eine Wanderroute, die sich inzwischen auch durch ihre künstlerische Konzeption ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen hat.  

Zwischen Eppingen und Mühlacker kann man auf 41, 1 Kilometern, aufgeteilt in zwei Tagesetappen, in die Geschichte eintauchen. Der Wanderweg liegt im Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Südlich des Naturparks gehen die Eppinger Linien sogar noch ein Stück weiter bis Pforzheim. Eine gesunde Kondition sollte man für die Tour mitbringen, geht es doch gleich zu anfangs die Himmelsleiter auf zahlreichen Stufen steil nach oben.

Treppenstufen, Himmelsleiter

Stadt Eppingen/Konrad Plank

Gleich zu Beginn der Wanderung geht es zahlreiche Stufen die Himmelsleiter hinauf.

Wo gehts los?

Ein möglicher Startpunkt ist am Parkplatz an der Heilbronner Straße in Eppingen oder am Bahnhof Eppingen. Die erste Etappe hat als Zielpunkt Sternenfels. Endpunkt am zweiten Tag ist am Bahnhof Maulbronn Ost oder Bahnhof Mühlacker. 

Pfälzischer Erbfolgekrieg

Man lernt auf dem Weg viel über die historischen Gründe, kann Chartaquen (Wachtürme) begutachten. 18 Infotafeln vermitteln die historischen Hintergründe über den einstigen Verteidigungswall, von welchem sich an einigen Stellen noch Überreste entdecken lassen.  Doch worum geht es genau?

Ausgangspunkt der Eppinger Linien war der Pfälzische Erbfolgekrieg. Im Mittelpunkt stand in gewisser Weise Liselotte von der Pfalz, die einst den Bruder Ludwig XIV, Herzog Philipp von Orléans heiratete.  Nach dem Tod ihres Bruders Karl, 1685, erhob Frankreich jedoch Anspruch auf Teile der Pfalz, und das, obwohl dies im Ehevertrag rechtlich ausgeschlossen war.

1688 fielen französische Truppen im Südwesten ein. Viele Orte wurden niedergebrannt, wie beispielsweise Mannheim, Heidelberg, Speyer, Worms oder Bretten. Entsprechend hoch waren die Schäden und Verluste. Infolgedessen kam es auch zu Plünderungen und somit auch zu Hungersnöten und Seuchen.

Der Wanderweg Eppinger Linien ist etwa 41 Kilometer lang.

Stadt Eppingen/Konrad Plank

Der Wanderweg Eppinger Linien ist etwa 41 Kilometer lang.

Der „Türkenlouis“

1693 übernahm Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, auch als Türkenlouis bekannt, die Befehlsgewalt.  Er war es, der von 1695 bis 1697 den Verteidigungswall zwischen Pforzheim und Neckargemünd errichten ließ.  Zielsetzung war es, diesen mit wenigen Truppen zu verteidigen. So entstanden die Eppinger Linien. Dadurch sollte das Einfallen französischer Truppen weiter ins Landesinnere unterbunden werden.

Man machte sich dabei auch die Natur zunutze. So wurden Wälder und Flusstäler in den Verlauf der Eppinger Linien mit eingebunden. Außerdem bildete man einen Verhack aus übereinander gefällten Bäumen, errichtete einen Erdwall und Palisaden. Chartaquen sollten Übersicht über den Feind geben. Auch das Kloster Maulbronn war mit seinen Mauern Teil der Verteidigungsanlage.

Für den Aufbau wurde die Bevölkerung in der jeweiligen Umgebung in Frondienst genommen, was für diese eine große Belastung bedeutete. Denn die Zeit fehlte wiederum für die Arbeit auf dem Feld. Doch bei Verweigerung drohten hohe und drastische Strafen.

Wer noch mehr erfahren möchte: Das Stadt- und Fachwerkmuseum Eppingens und auch das Dorfmuseum Schmie geben noch tiefere Einblicke in die Geschichte der Eppinger Linien. 

Historische Zeugnisse

Insgesamt erreichen die Eppinger Linnen eine Länge von etwa 86 Kilometern. Genau genommen geht der Verteidigungswall sogar noch weiter entlang des westlichen Schwarzwaldes bis an den Hochrhein (Schwarzwaldlinien).

Noch heute sind einige Relikte der Verteidigungsanlage erhalten bzw. wurden restauriert. Diese historischen Zeugnisse verdeutlichen die mühselige Arbeit der Bevölkerung. Bei Eppingen und Mühlacker lassen sich beispielsweise noch Chartaquen bestaunen.

Ein Wachturm im Wald

Stadt Eppingen/Konrad Plank

Mit Hilfe der Chartaque (Wachturm) sollten die feindlichen Truppen gut beobachtete werden können.

Der Verlauf des einstigen Graben-Wall-Systems kann entlang der Route nachvollzogen werden. Dabei bieten sich den Wanderern viele herrliche Ausblicke, beispielsweise auf das Heilbronner Land, Schwarzwald, Odenwald und den Kraichgau an, Wälder und Streuobstwiesen inklusive.

Fachwerkhistorie

Doch neben der Natur hat die Wanderung auch noch kulturhistorisch viel zu bieten. So gewinnt man Einblicke in die Fachwerkhistorie, führt die Wanderung entlang der Eppinger Linien doch durch verschiedene Städte, die von jahrhundertealtem Fachwerkhäusern geprägt sind. Hier lassen sich das traditionelle Gewerbe und die verschiedenen Stile des südwestdeutschen Fachwerks erleben.

Noch mehr zu Fachwerk lässt sich auf der Deutschen Fachwerkstraße erfahren. 

Eine Tisch-Skulptur von Hinrich Zürn

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Auf dem Wanderweg Eppinger Linien finden sich verschiedene Skulpturen des Künstlers Hinrich Zürn.

Einen weiteren Höhepunkt entlang der Strecke stellt mit Sicherheit das Kloster Maulbronn, inmitten der Hügellandschaft des Strombergs, dar. Es gilt als die am besten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters in Europa. Die ehemalige Zisterzienser-Abtei wurde 1147 errichtet und 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.   

Kunst als Brückenschlag

Inzwischen wird der Wanderweg auch durch ein künstlerisches Konzept begleitet. 2014 wurden entlang der Route Großplastiken des Gemminger Künstlers Hinrich Zürn errichtet. Diese sollen den Wanderweg einerseits attraktiver machen und andererseits die geschichtlichen Hintergründe sowie Allgemeines zur deutsch-französischen Geschichte symbolisch vermitteln.

Die Skulpturen selbst stehen dabei nicht im Fokus, sondern die Symbolik dahinter. Sie sollen die Auswirkungen des Krieges auf die einfache Bevölkerung darstellen und zudem einen Bezug zum heute vereinten Europa herstellen. Ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. An insgesamt neun Stationen erwarten die Wanderer verschiedene Skulpturen.

Skulptur von Hinrich Zürn

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Diese Skulptur "Begegnung" von Hinrich Zürn soll den Kontrast aufzeigen, wie der pfälzische Erbfolgekrieg als eine Geburtsstunde der deutsch-französischen Erbfeindschaft gesehen werden kann und wie letztlich daraus eine deutsch-französische Freundschaft gewachsen ist.

Die Skulptur „Begegnung“ soll beispielsweise den Kontrast aufzeigen, wie der pfälzische Erbfolgekrieg als eine Geburtsstunde der deutsch-französischen Erbfeindschaft gesehen werden kann und wie letztlich daraus eine deutsch-französische Freundschaft gewachsen ist.

Mit der Skulptur „Arm und Reich“ wird ein Tisch aus rostendem Eisen präsentiert. Die ungleiche Gestaltung der Sitze symbolisiert hier einmal die prunkvolle Barock-Bevölkerung und einmal die deutlich ärmere, arbeitende Bevölkerungsschicht, die unter Kriegshandlungen, Frondiensten und Hungersnöten litt.

Ein Gefühl des Gefangenseins

Mit der Skulptur „Verhack“ soll ein Gefühl des Gefangenseins erzeugt werden. Ein mit Palisaden eingefasster Raum wird künstlerisch von einigen Pfählen durchbohrt. Die Spitzen sind dabei gegen den Besucher gerichtet, was eine bedrohliche Wirkung erzeugen soll. Innerhalb des Palisadenraums sind Weg und Sicht versperrt, sodass das Gefühl des Gefangenseins entsteht.

In der Nähe der Skulptur „Weitblick“ in Kürnbach befinden sich die Originalgrundrisse einer Chartaque, inklusive Graben. Diese diente der Beobachtung feindlicher Truppen. Von dort aus lässt sich auch ein Panoramablick auf die umgebende Landschaft gewinnen.

Video: Eppinger Linien-Qualitätsweg Wanderbares Deutschland

Flyer zum Download

Der Wanderweg bietet also eine gelungene Abwechslung zwischen Natur-Impressionen, kulturellen, künstlerischen und historischen Eindrücken. 

Weitere Infos zum Eppinger Linien-Weg gibt es hier im Flyer zum Download oder beim Naturpark Stromberg-Heuchelberg.