Susanne Kahlig ist Gästeführerin aus Leidenschaft. Das merkt man schon, wenn man ihr Haus in Dossenheim bei Heidelberg betritt, das gleichzeitig der Sitz ihrer Agentur „event & eventchen Heidelberg“ ist. Prospekte liegen auf dem Tisch, überall grüßt die Stadt am Neckar. In der Ecke ein Regal voller Bücher über Heidelberg – Historisches, Belletristik, Antiquarisches, querbeet, gesammelt über 20 Jahre. Stolz zeigt Susanne Kahlig ein altbetagtes Exemplar von „Alt Heidelberg“: „Das hab ich mal im Antiquariat gekauft.“ Das Lustspiel von Wilhelm Meyer-Förster war 1901 der große Hit und die Grundlage für das Musical „The Student Prince“, das bis vor wenigen Jahren noch regelmäßig bei den Schlossfestspielen aufgeführt wurde – derzeit leider nicht mehr…

Das weiß Susanne Kahlig natürlich, ebenso wie den Fakt, dass die durchaus kitschige Story auf die Geschichte von Joseph Freiherr von Eichendorff zurückgeht, der sich 1807 in Heidelberg in Katharina Förster verliebt hat, aber auch, dass der Hollywood-Kracher „Der Prinz aus Zamunda“ mit Eddie Murphy die Geschichte adaptiert hat. Fakten eben, aber unterhaltsam verpackt.

Neustart vor 22 Jahren

Alles fing an, als sie sich 2000 nach einer langen Familienpause umorientieren wollte. „Geschichte hat mich schon immer interessiert.“ Zwar ist Susanne Kahlig in Berlin geboren, seit ihrem dritten Lebensmonat ist sie aber in Heidelberg zuhause. Und kennt die Stadt quasi aus dem Effeff. Das Angebot des damaligen Verkehrsvereins einer Gästeführer-Ausbildung ließ sie sich deshalb nicht entgehen. Und so kam eines zum anderen. „Ich führe für mein Leben gerne“, sagt Kahlig.

So hat sie ihre Heimat nochmal ganz neu kennengelernt: „Ich bin ja selbst hier aufgewachsen und  dachte, ich kenne Heidelberg. Dann habe ich die Ausbildung gemacht und Bauklötze gestaunt.“ Danach ging es vom Empfang beim Verkehrsverein über die Mitarbeit bei Heidelberg Marketing, der Geschäftsführung der Touristikgemeinschaft Kurpfalz bis zur eigenen Firma, die sie 2002 gründete.

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Erfolgsgeschichte

Heute, 20 Jahre später, ist Kahlig Chefin einer erfolgreichen Agentur. Ihr Sohn Oliver Miltner, ebenfalls zertifizierter Gästeführer, ist seit sechs Jahren mit im Boot, Mitarbeiterin Marina Kling unterstützt die beiden. „Ich bin da reingewachsen, Schritt für Schritt“ blickt Susanne Kahlig zurück.  2017 kam nach der Übernahme der Agentur eines befreundeten Kollegen ein weiteres Standbein hinzu: mit der Agentur kmte Heidelberg GmbH betreuen Kahlig und Miltner exklusiv Flusskreuzfahrtsreisende auf Touren durch Heidelberg. Doch in „event & eventchen“ fließt nach wie vor ihr Herzblut, das merkt man sofort. Den Namen, verrät sie, hat sie übrigens geträumt: „Weil auch eine Führung für zwei Personen ein Event sein kann – es soll halt immer Spaß machen.“

Trio mit Schloss: Susanne Kahlig, Oliver Miltner und Marina Kling sind zusammen event & eventchen

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Trio mit Schloss: Susanne Kahlig, Oliver Miltner und Marina Kling (v.l.) sind zusammen event & eventchen

Mit Spaß bei der Sache

Der steht bei „event & eventchen“ vornedran. „Man sollte die Leute nicht mit Zahlen erschlagen, Geschichte kann man auch ganz individuell und unterhaltsam vermitteln.“ Inzwischen hat sich die Agentur in der Region einen Namen gemacht. „Weil wir uns Zeit nehmen“, erklärt Kahlig. Auch die Freude am Beruf ist über die Jahre noch gewachsen. „Ich mach´ was, was mir richtig Spaß macht.“

In der Tat: Wenn sie als schräge Baronin, siebenmal verwitwet aber durchaus bereit, ein achtes Mal den Bund der Ehe einzugehen, im Kostüm durch die Stadt zieht, eine Touristengruppe im Schlepptau, ist Kahlig voll in ihrem Element. „Mich hat mal irgendwann jemand gefragt, was ich denn eigentlich im richtigen Leben mache, ob ich Kabarettistin sei“, lacht sie. „Nein, das ist die Schule des Lebens.“ Dass sie Heidelberg wie ihre Westentasche kennt, ist ein großer Vorteil: „Das macht es mir leicht, mir etwas auszudenken, weil ich weiß, wo man die Leute hinbringen kann.“ Natürlich darf da die Altstadt nicht fehlen, doch auch eine Fahrradtour nach Handschuhsheim, ein Spaziergang auf dem Philosophenweg bis hinauf zum Heiligenberg, oder eine Fahrt im Oldtimerbus hat Kahlig im Portfolio.

Auf über 50 Guides kann sie dafür inzwischen zurückgreifen. „Jeder und jede einzelne auf seine Art und Weise liebenswert, mit Fachgebieten und Vorzügen, vom begnadeten Erzähler, über den Experten für Universitätsgeschichte hin zu einer Kollegin, die tolle Kostümführungen macht.“

Heidelberger Schloss

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Die schönste Ruine Deutschlands ...
Friedrich-Ebert-Haus Heidelberg

Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Die Küche des Geburtshauses von Friedrich Ebert ist in der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte liebevoll abgebildet.
Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren

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Achtung: Herzverlustgefahr! In Heidelberg hat so mancher sein Herz verloren
Schifffahrt auf dem Neckar

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Eine Schifffahrt, die ist lustig
Blick auf das Heidelberger Schloss von der Scheffelterrasse

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Diesen Schlossblick von der Scheffelterrasse liebt Susanne Kahlig besonders.
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Krimispass und Genussprogramm

Eine einfache Führung fängt bei zwei Stunden an, egal ob für zwei Personen oder 20. Bei speziellen Führungen, zum Beispiel der Krimiführung braucht es eine Mindestzahl. Und kreative Führungen sind ohnehin die Spezialität: Egal, ob eine Fahrt in einer Piaggio Ape Calessino mit Sektempfang auf dem Schloss, die  kulinarische Führung inklusive Kurpfälzer Drei-Gänge-Menü in zwei regionalen Restaurants oder eine Bierprobe im Klosterhof nach einer Schifffahrt mit der „Weißen Flotte“.

Die oft schon lange im Voraus ausgebuchte Krimiführung hat Kahlig mit einer Kollegin zusammen konzipiert, sich die einzelnen Charaktere ausgedacht, nun darf in verteilten Rollen gerätselt werden, wer derjenige war, der den armen Studenten umgebracht hat.

„Man kann Heidelberg jetzt natürlich nicht neu erfinden, aber man kann ihm immer wieder eine neue Schleife verpassen. Ich liebe meine Stadt und will den Leuten auch zeigen, wie schön es bei uns ist. Und ich bin mit einer Gabe gesegnet: ich habe viel Fantasie, mir fällt immer was ein.“ Dass das so ist, hat auch die Corona-Krise gezeigt: MIt der YouTube-Reihe "From Heidelberg with Love" haben Susanne Kahlig und ihr Team kreative, witzige und multilinguale Wege gefunden, die Stadt auch auf Abstand und "To Go" zu präsentieren. Hier eine Episode zum reinschauen.

From Heidelberg with Love: Der Berg ruft

Lieblingsplatz Schloss

Inzwischen hat sich ihre Expertise herumgesprochen: 2011 erschien das erste Buch aus ihrer Feder, sechs sind es inzwischen geworden, darunter auch „Heidelberg zu Fuß“. Die Antwort auf die Frage nach ihrem Lieblingsplatz in Heidelberg kommt ohne Zögern: „Immer noch das Schloss. Die Scheffelterrasse in den Abendstunden …“ Und schon wieder ist Schwärmen angesagt: „Auch mit der Alten Bergbahn auf den Königstuhl zu fahren, ist immer noch toll, oben einfach sitzen und den Ausblick genießen. Da sieht man auch, wie schön Heidelberg gelegen ist. Der Blick in die Rheinebene, das Neckartal, auf die Vogesen, die Pfalz, und alles eigentlich alles zum Greifen nah.“

Im Zickzack durch die Jahrhunderte

Die Führungszeit hat keine Grenzen. Am besten geht das, meint Susanne Kahlig, wenn man Altstadt und Schloss kombiniert genießt und dann entschleunigt. Also eben nicht durchrennt, sondern sich Zeit nimmt. Die Gäste nicht mit Jahreszahlen zu überschütten, sondern einen ausgewogenen Mix aus Fakten, Geschichte und Geschichten zu erzählen, das ist ihr Anspruch. „Das Schöne an Heidelberg ist, man kann hier im Zickzack durch die Jahrhunderte springen und überall etwas entdecken kann – die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zum Beispiel, dort die Alte Brücke, das Schloss. Heidelberg hat so vieles, es ist wie ein Edelstein, der immer wieder mit neuen Facetten geschliffen werden kann.“

 „Wenn die Chemie mit der Gruppe stimmt, dann ist das einfach ein Highlight, dann geh ich abends heim und sage, ich hatte einen tollen Tag, ich hab den schönsten Beruf überhaupt in der schönsten Stadt.“ Und auch für die Zukunft hat Susanne Kahlig schon wieder den nächsten Plan. Im Moment schreibt sie gerade wieder an einem Buch, und auch die Krimi-Führung bekommt Zuwachs. Der Titel steht schon: „Die Perlen des Weinbergs“. Von Heidelberg aus geht es im Oldtimerbus auf eine Zeitreise in die 50er Jahre. Klingt spannend, wird es sicher auch.

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