Schwetzingen/Region. Die Lust rauszugehen und Neues zu entdecken, ist ungebrochen. Dabei hat die badische Region unglaublich viel zu bieten – man muss die Schönheiten und Highlights nur entdecken wollen. Die heute vorgeschlagene Fahrradtour führt uns wieder einmal in Richtung Hardt und endet in der schönen Spargelstadt Schwetzingen.

Für die Gesamtstrecke von rund 50 Kilometer (gerechnet ab Menzingen) sollte man schon ein wenig Zeit einplanen und auch immer wieder nach links und rechts schauen. Wer wandert, kann den Ausflug mit einem oder zwei schönen Ferien- oder Urlaubstagen verbinden und zunächst den Kraichgau mit allen Sinnen genießen. Für alle Neubürger ist diese Tour mit dem Zweirad, E-Bike, Pedelec oder auf „Schusters Rappen“ die beste Möglichkeit, alle neun Stadtteile ein wenig besser kennenzulernen.

Einfach mal verweilen

Vom Kloster Waghäusel führt der Radweg zunächst nach Oberhausen-Rheinhausen, wo man über den Hochwasserdamm am Rhein entlang zunächst zum Erlichsee und Modellflugplatz auf flacher Strecke und weiter über die Wagbachniederung schnell in Neulußheim angekommen ist. Wer Zeit und Lust hat, kann auch einen kleinen Schlenker nach Altlußheim machen, doch wer gerade neben der Landstraße L560 und Bahnlinie weiterradelt, ist bald in der Rennstadt Hockenheim. Der schöne Park und das Gelände der Landesgartenschau laden zum Verweilen ein, doch wir wollen schließlich nach Schwetzingen.

 Neptun residiert auf dem großen Weiher im Schlossgarten.

Hans-Joachim Of

Neptun residiert auf dem großen Weiher im Schlossgarten.

Ketsch lassen wir links liegen und fahren durch den Wald auf dem Heuweg und Sternweg schnurstracks in Richtung Schloss Schwetzingen und Schlossgarten, der aktuell für Besucher unter Einhaltung der Corona-Regeln wieder geöffnet ist. Nach lösen der Eintrittskarte und dem Abarbeiten der Formalitäten steht die Tür für den Besuch offen, wobei man sich im Eingangsbereich sinnvollerweise mit einem Lageplan eindeckt, zumal die großzügige Parkanlage nicht wenige versteckte Ecken hat, die man nicht außer Acht lassen sollte.

Der Schlossgarten öffnet sich

Nachdem man durch das große Tor des Schlosses, das vor allem den pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor als Sommerresidenz diente, hindurch ist, öffnet sich dem Besucher der im 18. Jahrhundert angelegte Schlossgarten. Dort finden die alljährlichen Schwetzinger Festspiele, Konzerte und alle zwei Jahre das Lichterfest statt. Das Schloss wurde bereits im Jahr 1350 zum ersten Mal als Feste und mittelalterliches Wasserschloss urkundlich erwähnt. Die Schlosshaltung in Schwetzingen sei in den warmen Monaten von Schloss Mannheim nach Schloss Schwetzingen verlegt worden, ist überliefert. Viele bekannte Künstler wie Alessandro Galli da Bibiena, Peter Anton von Verschaffelt oder Nicolas de Pigage waren an der Ausgestaltung von Schloss und Garten beschäftigt, natürlich auch Hofgärtner und sogar Gartenbaudirektoren.

Impressionen aus dem Schlossgarten in Schwetzingen

Heute zählt das gesamte Ensemble zum Weltkulturerbe und bietet zahlreiche Highlights wie den Französischen und Englischen Garten, Arboretum und Seen sowie Bauten wie den Merkurtempel, Minervatempel, Apollotempel oder Tempel der Waldbotanik. Auch Badhaus, wasserspeiende Vögel, die Orangerie, Römische Wasserleitung oder Paladio-Brücke („Chinesische Brücke“) sind sehenswert. Ebenso Brunnen und Skulpturen und natürlich die Moschee mit dem Türkischen Garten. Die Gartenmoschee ist eine absolute Rarität und orientalische Fantasie.

Zeugnis europäischer Orientbegeisterung

Zu ihrer Entstehungszeit im 18. Jahrhundert gab es auch in vielen anderen Schlossgärten orientalisierende Kulissenarchitekturen, doch der in vielerlei Hinsicht aufwendige Bau in Schwetzingen ist ein Unikum – und ein faszinierendes Zeugnis der europäischen Orientbegeisterung. Kurfürst Carl Theodor hatte seinen Architekten Nicolas de Pigage von 1779 bis 1795 mit der Errichtung der Moschee beauftragt, doch diese war nie als Gebetshaus gedacht, da entsprechende Einrichtungsgegenstände fehlen. Es ist – bis heute – eher ein Ort innerer Einkehr in einer turbulenten Zeit. Das Zitat über dem Eingang „Es ist nur ein einzig wahrer Gott“ spielt auf die gemeinsame Basis von Judentum, Christentum und Islam an. Die Besucher sollten sich viel Zeit, alle reich geschmückten Details, die Säulen und Nischen und natürlich die hohe Kuppel genau in Augenschein nehmen.

„Faszination und Fantasie“

 Zwischenstopp des Berichterstatters auf dem Gelände der Landesgartenschau, die 1991 in Hockenheim stattfand.

Hans-Joachim Of

Zwischenstopp des Berichterstatters auf dem Gelände der Landesgartenschau, die 1991 in Hockenheim stattfand.

Das „Themenjahr 2021“ hat die Exotik mit der „Faszination und Fantasie“ in den Schlössern, Gärten und Klöstern im Land in den Mittelpunkt gestellt. Mit vielen neuen Eindrücken wird man den Schlossgarten und Schwetzingen wieder verlassen. Zuvor lohnt noch ein Blick auf den wunderbar gestalteten Vorplatz mit dem Spargelmonument sowie den zahlreichen Cafés oder Restaurants, wo die Gäste im Sommer draußen sitzen können. Auf der Rückfahrt in den Kraichgau macht es auch wegen der Abwechslung Sinn, durch den Hardtwald über Oftersheim und Hockenheim bis nach Reilingen zu fahren. Wer hat‘s gewusst? Das Waldschutzgebiet „Schwetzinger Hardt“ hat eine Fläche von 3.125 Hektar und ist das größte, regionale Waldschutzgebiet in Baden-Württemberg!

Auf der Heimreise geht es meist schnurgerade durch den Wald und schnell ist man in Kirrlach und damit wieder in der Großen Kreisstadt Waghäusel. Von dort kann man die bekannte Strecke zurück nehmen, oder über Kronau, Bad Schönborn, Ubstadt-Weiher die kleine Nordroute wählen. Fazit: Das Schwetzinger Schloss mit dem Schlossgarten ist neben dem Bruchsaler Barockschloss, Heidelberger oder Mannheimer Schloss auf jeden Fall eine Reise wert.

Rad- und Wanderstrecken in und um den Kraichgau

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