Die Sternwarte Kraichtal, mitten im Kraichgauer Hügelland, im Dreieck Oberöwisheim, Odenheim und Zeutern gelegen, ist mit seinem wunderschön, von Roland Zimmermann gestalteten, Astronomiepark immer ein Besuch wert.

Unsere heutige Fahrradtour führt jedoch wieder einmal in Richtung Hardt und endet in Waghäusel. Auch dort gibt es seit 2019 eine Sternwarte, die sich unweit der Eremitage Waghäusel befindet und vom Verein der „Astronomiefreunde Waghäusel“ betrieben und unterhalten wird. Die Gesamtstrecke von rund 32 Kilometer (gerechnet ab Menzingen) kann man locker in kurzer Zeit erreichen und mit einem schönen Ferien- oder Urlaubstag verbinden. Wer beispielsweise in Landshausen startet, kann nahezu alle Kraichtaler Stadtteile durchfahren und so manche Neuentdeckung, frei nach dem Motto: „Das habe ich bisher auch noch nicht gesehen“, machen.

Stadtteile neu erkunden

Für alle Neubürger ist diese Tour mit dem Zweirad, E-Bike oder Pedelec eh die beste Möglichkeit, alle neun Stadtteile ein wenig besser kennenzulernen. Wenn man in Unteröwisheim angekommen ist (am besten, man meidet die Ortsdurchfahrt und fährt an der Bahnlinie entlang auf dem beschilderten Radweg) führt der Weg weiter nach Ubstadt, allgemein als „Tor zum Kraichgau“ bekannt. Auf flacher Strecke geht es weiter nach Weiher und durch den Wald über die Autobahn nach Hambrücken.

 Sternengucker in Waghäusel, mit einem der größten Teleskope im Umkreis.

Hans-Joachim Of

Sternengucker in Waghäusel, mit einem der größten Teleskope im Umkreis.

Schon von Weitem sieht man in der Ortsmitte die Kirche St. Remgigius, den „Dom der Lußhardt“. Bis nach Wiesental ist es dann nur noch ein Katzensprung, ebenso bis zum kleinen Stadtteil Waghäusel, der zusammen mit Kirrlach und Wiesental im Jahre 2013 zur Großen Kreisstadt, die heute rund 22.000 Einwohner aufweist, wurde. Die an dieser Stelle bereits beschriebene Eremitage Waghäusel ist nicht zu verfehlen, ebenso die weithin bekannte Marien-Wallfahrtskirche mit dem Kloster der „Brüder vom Gemeinsamen Leben“.

Domizil der „Sternengucker“

Auf dem weitläufigen Industriepark Waghäusel und unweit der Stelle, wo bis vor kurzer Zeit die Silos der ehemaligen Zuckerfabrik standen, haben die „Sternengucker“ ihr Domizil. Seit zwei Jahren kann man also auch in der Großen Kreisstadt Waghäusel durch ein riesiges Teleskop bis in die unendlichen Tiefen des Universums und in das Reich ferner Galaxien und Quasare blicken. Nach etwas mehr als einjähriger Bauzeit hatten die im Jahre 2000 gegründeten Astronomiefreunde Waghäusel seinerzeit im Beisein zahlreicher Gäste aus Politik, Gesellschaft und des öffentlichen Lebens mit einem kleinen Festakt die Sternwarte Waghäusel eingeweiht und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 Ein Blick mit dem Teleskop zu den Sternen fasziniert die Menschen seit jeher.

Hans-Joachim Of

Ein Blick mit dem Teleskop zu den Sternen fasziniert die Menschen seit jeher.

„Ein Meilenstein“, so Vorsitzender Wolfgang Stegmüller. Die neun Meter lange und 4,50 Meter breite Sternwarte ist in drei Funktionseinheiten eingeteilt, wobei im mächtigen Eingangsportal und Hauptraum neben einer Spendertafel ein Großbildschirm die Teleskopbilder auch für weitere Besucher transparent macht.

Riesiges Teleskop

Die größte Anziehungskraft wird jedoch das riesige Teleskop auf der erhabenen Beobachtungsbühne ausüben. Unter der 3,60 Meter großen drehbaren Sternwartenkuppel, welche vollständig in Eingenarbeit gebaut wurde und die über eine ausgeklügelte Mechanik zur Beobachtung des Sternenhimmels geöffnet werden kann, verrichtet ein Teleskop vom Typ Ritchey-Cretien und einer Öffnung von 400 mm (16 Zoll) seinen Dienst. „Eines der größten im weiten Umkreis“, heißt es bei den „Sternenguckern“. Der Teleskopspiegel sammelt rund 6.000-mal mehr Licht als das menschliche Auge. „Dadurch werden auch fernste Objekte im Universum sowie die ganze Wunderwelt des Nachthimmels für alle Besucher erreichbar“, so Stegmüller.

Der bekannte Orionnebel wurde erstmals 1610 entdeckt.

Hans-Joachim Of

Der bekannte Orionnebel wurde erstmals 1610 entdeckt.

Autarke Versorgung

Die Energieversorgung der Sternwarte ist zu 100 Prozent autark. Der Strom für den Betrieb aller Geräte wird tagsüber von einer, vom örtlichen Unternehmen Wirsol gespendeten, Photovoltaikanlage gewonnen und in leistungsstarken Batterien gespeichert. Von dort bezieht die Sternwarte den in der Nacht benötigten Strom. Ehrenvorsitzender Rudolf Woll:

„Ich hoffe, dass früher oder später ein um die Sonne kreisender Kleinplanet namens Waghäusel hier erstmals entdeckt wird.“ Im Rahmen einer Führung (siehe Info) kann für die interessierte Öffentlichkeit auch das Vereinsheim und die Dauerausstellung der Astronomiefreunde im „Astro“-Kavaliershaus der Waghäuseler Eremitage besucht werden.

 Auch Waghäusels OB Walter Heiler (links) und Vereinsvorsitzender Wolfgang Stegmüller informieren sich.

Hans-Joachim Of

Auch Waghäusels OB Walter Heiler (links) und Vereinsvorsitzender Wolfgang Stegmüller informieren sich.

Info

Die Astronomiefreunde Waghäusel sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein mit aktuell rund 300 Mitgliedern. Oberste Satzungszwecke sind die Verbreitung astronomischen Wissens in der Bevölkerung, die Pflege der volkstümlichen Astronomie und die Unterstützung der Mitglieder bei allen Fragen der Astronomie und der Beobachtung des Sternenhimmels.
Einer der Schwerpunkte des Vereins ist die Jugendarbeit. Derzeit werden rund 50 Kinder und Jugendliche in drei Gruppen mit unterschiedlichem Kenntnisstand im Rahmen monatlich stattfindender Gruppenabende betreut. Die Astronomie mit ihren interdisziplinären Kompetenzen Mathematik, Physik, Biologie, Philosophie, Geologie eignet sich in hervorragender Weise dazu, Kinder mit ihrem Interesse für das Weltall und die Sterne an die Naturwissenschaften heranzuführen und sie dafür zu gewinnen.

Als gemeinnütziger Verein ist man befugt, Spendenbescheinigungen auszustellen. Spender werden um Nennung ihres Namens und Adresse gebeten. Als symbolisches Dankeschön erhält jeder Spender eine Sternpatenschaft und zudem einen Platz auf der Spendertafel in der Sternwarte. Weitere Informationen zu Spenden und Sponsoring gibt es auf der Vereins-Homepage www.afw2000.de, ebenso Infos zur aktuellen Besucherregelung in Sachen Corona. 

Rad- und Wanderstrecken in und um den Kraichgau

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