Perfekt! Ein Morgen wie aus dem Bilderbuch: blauer Himmel, die Sonne geht gerade auf, es ist kurz nach sieben Uhr in der Frühe. Wir stehen mit unseren Pedelecs auf dem Feldberg, mein Ehemann Klaus und ich, und sind sprachlos. Diese Aussicht, diese Atmosphäre, dieses Gefühl der Freiheit, der Lässigkeit. Gemeinsam mit dem Lieblingsmenschen genau diesen Moment einzufangen – so, glaube ich, fühlt sich Glückseligkeit an.
Auch, wenn wir früh raus mussten an diesem Morgen. Um fünf Uhr klingelte der Wecker und nach einer Katzenwäsche und Zähneputzen gab’s Kaffee und eine Brezel unterwegs. Unser Vorhaben: An diesem Tag als erste Besucher oben auf dem Feldberg stehen und dann einen besonderen Radweg ausprobieren. Ja, wenn’s nur das gewesen wäre …
Älteres Pärchen …?
Mit dabei waren aber zwei junge Männer, die uns als „älteres“ Pärchen gefilmt haben. Die haben sich was getraut. Die große Überraschung: Es war gigantisch – und für mich eine völlig neue Erfahrung. Und das, obwohl ich in 36 Jahren Berufserfahrung als Redakteurin und Moderatorin bei Zeitung, Radio und Fernsehen gelernt habe, mit Kameras umzugehen.
Und mein Mann ist seit langem Spurensicherungs-Komparse bei Soko Stuttgart und damit auch sehr filmerfahren. Den Hemmschuh „Kamera-Angst“ mussten wir uns also nicht anziehen. Aber was hinter einem Videoclip heutzutage an Zeitaufwand steckt? Mein lieber Herr Gesangverein! Da sind meine Dreharbeiten für „Sonja in …“ in der SWR-Landesschau ein Spaziergängle!
Wie‘s dazu kam
Fabian und Liam Rudolph, zwei Brüder, einer noch Jurastudent und einer schon Referendar, haben sich bereits in jungen Jahren dem Filmen verschrieben. Als sie anfragten, ob wir Zeit für „ein paar Einstellungen“ auf einer speziellen E-Bike-Strecke im Hochschwarzwald hätten, haben wir natürlich zugesagt. Honorar? Gerne eine Spende für die Deutsche Kinderkrebsnachsorge. Deal!
Zurück also wieder auf den Feldberg: diese Bergwelt des Schwarzwalds – fantastisch, das Wetter – einmalig, der Tag – unglaublich. Und unglaublich lang dazu. Meine Beine glichen am Tag nach den Fahraufnahmen einem Hundertwasser-Gemälde. Ungefähr 100-mal aufs Rad und runter steigen hat Spuren hinterlassen. Einstellungen von der Länge eines Wimpernschlags, aber zehnmal hintereinander gedreht. Puh! Dazu in meinem Alter (hüstel …).
Über Stock und Stein und Schutzhütten
Die Herausforderung für sportliche Fahrer mit Mountainbike: alles an einem oder zwei Tagen. Für solche wie meinen Mann und mich: gemütlich in mehreren Etappen. Es geht an anspruchsvollen Hängen hoch und runter, über Stock und Stein, zu einmaligen Aussichtspunkten. Die Daten bleiben für alle dieselben: Der Gipfeltrail geht über 138 Kilometer und 3900 Höhenmeter.
Gleich nach dem Start in Neustadt, das mit dem Zug gut zu erreichen ist, taucht man ein. In eine Welt der schmalen, breiten, flachen, steilen und definitiv auch fordernden Wege. Aber in grandiose Naturlandschaften im Schwarzwald. Wenn man am ersten Tag am Mathisleweiher vorbeifährt, wird das Grinsen im Gesicht breiter, so schön ist es dort. Ja, anstrengend auch, doch die Schinderei lohnt sich. Im Westen reicht der Blick oft über den Oberrheingraben hinweg bis zu den Vogesen im Elsass.
► Wer gerne in die Ferne schaut, genießt auch den Ausblick vom Feldbergturm
Der Trail ist gut ausgeschildert und steuert die landschaftlichen Highlights in der Region an. Die Schutzhütten am Wegesrand bieten die ideale Gelegenheit, um ausgiebige Pausen einzulegen und die Vorräte aus den Taschen zu verzehren. Neue Energie und leichteres Gepäck machen das Leben leichter.
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Tipp
Für die Gemütlichen unter uns: Wer will, kann die Runde auch mit gebuchten Unterkünften absolvieren; anstrengend für Beine und Popo bleibt es trotzdem. Ein besonderes Abenteuer ist es allerdings, sich unabhängig von jeglicher Infrastruktur mit Rad und Übernachtungsausrüstung wie Schlafsack und Isomatte in den Gepäcktaschen auf den Weg zu machen. Naturburschen vor! Und gute Reise! Wir, mein Mann und ich, hatten jedenfalls ein mega Aha-Erlebnis!
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