Seit vielen Jahren arbeitet Achim Freund als Förster. Sein Beruf ist wohl für jeden von uns ein Begriff, was genau zu Freunds täglichen Aufgaben zählt, wissen nur wenige.  Uns hat er im Gespräch verraten, vor welchen Herausforderungen er aktuell steht und was ihn bis heute an seinem Beruf reizt.  

LOKALMATADOR.DE (LM): Herr Freund, wie wird man eigentlich Förster?  

Achim Freund: Ich habe Abitur gemacht und bin dann an die Forsthochschule Rottenburg gegangen. Nach dem Abschluss musste ich noch ein Referendariat machen.  

LM: Hatte der Wald in Ihrem Leben schon immer eine Bedeutung?  

Freund: Ja, ich bin aufgewachsen in einem Aussiedlerhof, welcher umgeben war von schönen Wäldern und durch die Tätigkeit meiner Eltern hatte mein Leben immer mit Natur zu tun. Mit 14, 15 wusste ich auch schon, dass ich einen Beruf aus diesem Bereich ergreifen will.  

LM: Für wen ist der Förster-Beruf das Richtige?      

Freund: Es sollte auf jeden Fall eine Liebe zur Natur da sein, aber auch technisch-praktisches Verständnis und Wissen darüber, dass der Wald betriebswirtschaftlich genutzt werden muss.  


LM: Was bedeutet betriebswirtschaftliche Nutzung? 

Freund: Der Förster kümmert sich um alle Belange seines Forstreviers. Dazu zählen auch Management, Verwaltungsaufgaben, Dokumentation, Verbuchung, Lohnerfassung, organisatorische Tätigkeiten. Mein Beruf setzt sich zu bis zu 50 Prozent aus Büroarbeit zusammen.  

LM: Und was genau sonst sind die Aufgaben eines Försters?  

Freund: Der Förster ist zuständig für die ihm zugewiesene Fläche. Er kümmert sich auch um den Erhalt der Nutz-, Schutz- und der Erholungsfunktion. Das sind die drei Funktionen, die der Wald erfüllt. Er ist auf der einen Seite Holzproduzent, das ist seine Nutzfunktion. Des Weiteren ist er gleichzeitig ein Schutzort, da er sowohl viele Tiere beheimatet, als auch für Luftreinhaltung, Zurückhalten von Lärmemissionen und Wassergenese wichtige Aufgaben übernimmt. Des Weiteren ist er für den Menschen ein Erholungsraum. Er steht jedem 24 Stunden, sieben Tage die Woche zur Verfügung. Es gab keine Corona-Schließungen. Man kann Radfahren, man kann Spazieren, man kann hier joggen. Und: Wir haben eine Calistenics-Anlage. 

Der Wald dient vielen Menschen als Erholungsraum.

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Der Wald dient vielen Menschen als Erholungsraum.

LM: Ist der Forstberuf so, wie Sie ihn sich vorgestellt haben?  

Freund: Man hat während des Studiums bereits Vorpraktika gemacht und so einen Eindruck gewonnen. Hat Praxissemester gehabt oder während der Ferien gejobbt. Entweder in Forstverwaltungen oder bei Unternehmen, in denen man mitgearbeitet hat. So brachte das Studium schon einen guten Überblick über die Tätigkeit, die folgt.  

LM: Und Ihre Wahl haben Sie bis jetzt nie bereut?  

Freund: Für mich ist weiterhin ein Traumberuf. In jedem Beruf gibt es Dinge, die man gerne oder nicht so gerne macht. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden und bin auch froh darüber, dass es geklappt hat. Nicht alle, die diesen Berufswunsch hatten, sind tatsächlich in diesem Beruf gelandet.  

LM: Wie kann ein Arbeitstag bei Ihnen aussehen? 

Freund: Das wechselt von Tag zu Tag intensiv. Meist fängt der Tag schon um 7.30 Uhr an. Oft sind dann erstmal eineinhalb Stunden Bürotätigkeit notwendig. Danach folgt der Besuch bei den eingesetzten Gruppen und Unternehmern bei den Tätigkeiten, mit denen sie gerade beschäftigt sind. Gerade steht vor allem die Pflege der Jungbäume an. Es kann zum Beispiel auch sein, dass man den Waldweg mit einer Maschine durchmulcht oder eine Bank aufstellt. Oder auch im Bereich Naturschutz tätig wird. Bei mir im Revier sind die Dünen sehr bedeutsam und auch dort finden Pflegeeinsätze statt. Im Winter geht es dann stärker um den Holzeinschlag, also die Holzernte. Die muss vorbereitet werden, Maschinen oder Forstwirte führen die Baumfällungen durch und das Holz, das am Wegesrand liegt, muss eingeteilt, vermessen und lackiert werden.  

Förster Achim Freund

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Denkt er an die Auswirkungen des Klimawandels, kann Achim Freund auch schonmal kritisch schauen.

 LM: Was sind aktuelle Herausforderungen? 

Freund: Die Veränderungen, die wir durch den Klimawandel haben, die jetzt seit 2018 in einer neuen Intensivität aufgetreten sind. Davor waren die Veränderungen eher schleichend. Mit den drei Dürrejahren 18, 19 und 20 hat die Geschwindigkeit ein ganz neues Niveau erreicht. Es findet gerade ein Wechsel statt. Wir haben auf einigen Flächen gerade Auflösungserscheinungen unseres bestehenden Waldes. Wir sind gefordert, es unter diesen schwierigen Bedingungen - höhere Temperaturen, ausbleibender Niederschlag - zu schaffen, den Wald möglichst stabil für die Herausforderungen des Klimawandels zu erhalten. Und dabei gibt es auch Rückschläge. In vielen Dingen müssen wir uns neue Techniken, neue Möglichkeiten überlegen, wie der Wald hier für die nächste Generation erhalten werden kann. 

LM: Was sind Taktiken dafür?  

Freund: Wir benötigen eine Umstellung in Sachen Baumarten. Mit dem Ziel, den Wald neu aufzubauen mit Bäumen, die mit den klimatischen Bedingungen besser zurecht kommen, als diejenigen, die wir bisher in der Schwetzinger Hardt haben.  Anders als in der Landwirtschaft haben wir dabei jedoch keine einjährigen Kulturen. Wenn wir einen neuen Baum pflanzen, sollte dieser länger als 100 Jahre auf dieser Fläche zurechtkommen. Und aktuell setzt sich der Wald hier besonders aus Kiefer und Buche zusammen. Beides sind wohl keine Baumarten, die unter den zu erwartenden Temperaturbedingungen zurecht kommen. Der Umbau ist dann besonders verbunden mit der Eiche.  

Förster Achim Freund

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Im Wald ist Achim Freund ganz in seinem Element

LM: Trotz aller Herausforderungen. Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besonders Spaß?  

Freund: Wenn ich die Möglichkeit habe, Natur auch aktiv zu steuern und das dann auch gelingt, das gibt einem eine berufliche Befriedigung. Also letztendlich Waldbestände zu schaffen, die ja eine längere Zeit überdauern als meine Berufslaufbahn. Wir haben hier Bäume im Wald, die sind mehr als 140, 150 oder 160 Jahre alt. Ich kann als Förster ein Revier für eine Zeit von maximal 40 Jahren prägen. Damit gibt es im Wald immer eine Art Generationenvertrag, weil man nie das erntet, was man selbst sät, sondern immer auf die Arbeit seiner Vorgänger angewiesen ist. Und meine Nachfolger auch auf meine Arbeit.