Im Experteninterview gibt Dr. Ingrid Gerhard, Gynäkologin, Universitätsprofessorin und Autorin mit dem Schwerpunkt Naturheilkunde und Umweltmedizin Tipps für Frauen:

Welche Früherkennungsuntersuchungen sollte man als Frau regelmäßig wahrnehmen?

Für viele Krankheiten gilt: Je früher sie erkannt werden, desto größer sind die Heilungschancen. Zu den wichtigsten Früherkennungsuntersuchungen für Frauen gehören daher die Krebsvorsorgeuntersuchung mit PAP-Abstrich, Tastuntersuchung und US Brust. Frauen ab 50 haben zudem die Möglichkeit, alle zwei Jahre ein Mammografie-Screening durchzuführen.

Herz vor dem Bauch mit den Händen formen

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Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen, gesund zu bleiben und mögliche Risiken früh zu erkennen und gegenzusteuern.

Wie lassen sich Menstruationsbeschwerden mindern?

Schon durch eine bewusstere Lebensweise lassen sich die Beschwerden, die während der Menstruation auftreten, erleichtern. Entspannungsübungen wie z. B. Yoga lösen Spannungen und wirken krampfmildernd. Auch Bewegung mittleren Anspruchs wie z. B. leichter Ausdauersport kann helfen. Eine Ernährungsumstellung mit einem reduzierten Anteil an tierischen Proteinen und tierischen Fetten, viel Magnesium und Kalzium sowie vermehrt mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. in Borretschsamen-, Lein- oder Fischöl), viel Biofrischkost und möglichst keinen einfachen Kohlenhydraten und wenig Kaffee kann sich positiv auf das Wohlbefinden während der Periode auswirken.

Warum sind Frauen von Blasenentzündungen häufiger betroffen als Männer?

Das liegt primär an der Tatsache, dass die Urethra (= Harnröhre) der Frauen kürzer ist als bei Männern. Auf diese Weise können Keime leichter in die Harnblase gelangen und dort eine Infektion hervorrufen. Zudem wird die Harnröhre beim Geschlechtsverkehr mechanisch mitbeansprucht. Die Reizung ermöglicht es den Darmbakterien, leichter in den Harntrakt zu gelangen und aufzusteigen. Auch Hormonschwankungen können den Infekt begünstigen, da während des Zyklus die Östrogenmenge schwankt und somit die Anzahl an sog. Laktobazillen beeinflusst wird, die für das saure Milieu der Scheidenflora sorgen.

Mehr Über Blasenentzündung und was man tun kann lesen Sie hier.

Die richtige Ernährung in der Schwangerschaft ist wichtig

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Das Baby isst mit!

Auf was müssen Frauen während der Schwangerschaft besonders achten?

Auf ihre Gedanken und die Psyche, denn das Baby fühlt mit. Große seelische Belastungen können zudem das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Werdende Mütter sollten sich daher besonders schonen und Stress meiden. Auch in der Schwangerschaft spielt die Ernährung eine wesentliche Rolle, denn das Baby isst mit. Die Art der Ernährung beeinflusst das Ungeborene bis ins Erwachse-nenalter. Zudem sollte auf ausreichend Bewegung geachtet werden, damit die Sauerstoffversorgung der Gebärmutter optimiert wird.

Welches sind die häufigsten Beschwerden in den Wechseljahren und was kann man dagegen tun?

Hitzewallungen, Schlafstörungen, Nervosität und Konzentrationsstörungen gehören zu den häufigsten Erscheinungen während des Klimakteriums. Dagegen können Entspannungsmethoden helfen, aber auch Sport in Kombination mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung kann sich positiv auswirken. Zusätzlich haben sich Pflanzentees, Phytopharmaka, Homöopathie, Akupunktur, bioidentische Hormone als wirksame Behandlungsmaßnahmen erwiesen.

Erhöht die Pille das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken?

Nein, dieses Risiko ist nach 50 Jahren Pille nicht erkennbar.

Was können Frauen selbst tun, um ihre Gesundheit zu erhalten?

Die wichtigsten allgemeinen Empfehlungen sind eine gesunde Ernährungsweise, ausreichend Bewegung an der frischen Luft und Entspannung. Frauen müssen lernen, öfter einmal „nein“ zu sagen. Auch Meditation, Achtsamkeitstraining.

Über Dr. Ingrid Gerhard

1993 gründete sie neben der Ambulanz für Naturheilkunde an der Univ. Frauenklinik in Heidelberg auch die Arbeitsgemeinschaft für Naturheilverfahren, Akupunktur und Umweltmedizin (NATUM) in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der größten frauenärztlichen Fachgesellschaft. Dr. Gerhard ist für ihr unermüdliches Engagement und die Integration komplementärer Heilverfahren in die Frauenheilkunde bekannt und erhielt neben zahlreichen Auszeichnungen 1995 auch das Bundesverdienstkreuz. Seit 2009 betreut sie das sehr erfolgreiche Internetportal netzwerk-frauengesundheit.com.

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