Das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos. Das olympische Dorf in Paris. Saeid Fazloula ist einer der wenigen Menschen, die an beiden Orten waren. In seinem Buch „Gegen die Strömung – Mein langer Weg aus dem Iran nach Deutschland – und zu Olympia“, das er mit Taufig Khalil geschrieben hat, erzählt er davon.
Saeid Fazloula ist ein 32 Jahre alter Kanute aus dem Verein Rheinbrüder Karlsruhe e. V. Er lebt mit Frau und Sohn in Eggenstein bei Karlsruhe. Für einen Kanuten sei es das größte Ziel, an einer Olympiade teilzunehmen, notiert er im vierten Kapitel „Mein Traum von Olympia“.
Früh mit dem Kanu in Berührung gekommen
Aufgewachsen ist Saeid Fazloula im Iran am Ufer des Kaspischen Meers, was ihn schon früh in ein Kanu und aufs Wasser bringt. Allerdings, geregeltes Training gefällt dem Buben nicht. Sein Potenzial jedoch ist groß, und als er auch national erfolgreich wird, beschließt er, sich bis zur Olympiareife anzustrengen.
Er siegt 2008 und 2009 bei den Junioren-Asienmeisterschaften, wird jedoch vom iranischen Kanuverband ohne Begründung nicht für die Asian Games 2010 nominiert. Wieso er, der Schnellste, nicht teilnehmen darf, bleibt ihm unklar und macht ihn, auch wegen des finanziellen Verlusts, unzufrieden. Als er 2013 bei den Asian Games die Silbermedaille im Zweier gewinnt, muss er darum kämpfen, das Preisgeld zu bekommen. Er begeht den Fehler, das laut und öffentlich zu tun.
Entführt und gefangen gehalten
2015, bei der Rückkehr aus Mailand von den Weltmeisterschaften, wird er entführt, gefangen gehalten, sein Leben und das seiner Familienangehörigen bedroht. Der Vorwurf: Er habe seine Religion gewechselt. Das Indiz: Ein Foto, das ihn mit anderen iranischen Kanuten im Dom von Mailand zeigt. „Saeid, jetzt bist du tot“, hätten die Entführer zu ihm gesagt. Als er schließlich wieder frei ist, habe sein Vater entschieden, dass er den Iran verlassen soll.
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Und so schließt an das Kapitel „Im Iran“ das Kapitel “Auf der Flucht“ an. Saeid Fazloula beschreibt in kargen Worten, wie er sich, nachdem seine Familie viel Geld an verschiedene Schlepper bezahlt hatte, mit Tausenden anderen über die Türkei auf den Weg nach Europa macht. Um ihn herum sterben Menschen am Straßenrand oder im Mittelmeer, Einheimische und Schlepper bereichern sich, betrügen die Flüchtenden. Die bewegen sich ihrerseits auch am Rande der Wahrheit, insbesondere, wenn es um ihr Herkunftsland geht. Hier hält die lesende Berichterstatterin für einen Moment inne. Ja, sagt sie sich dann, ja, sie hätte auch überleben wollen.
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Neue Heimat Fächerstadt
„In Deutschland“, so Kapitel 3, angelangt, kommt Saeid Fazoula schließlich nach Karlsruhe. Er hatte nie davon gehört, und als er feststellt, dass die hiesigen Rheinbrüder ein führender Wassersport-Verein sind, kann er sein Glück nicht fassen. In einem neunstündigen Interview kann er den Richter von seinem Lebenslauf überzeugen und er wird als Flüchtling anerkannt.
Wie er dann hier mit viel Unterstützung wirklich ankommt und welche sportliche Entwicklung ihn letztendlich im Internationalen Flüchtlingsteam ins Olympische Dorf von Paris bringt, beschreibt er in „Meine Zukunft“. Saeid Fazloula weiß, dass er mit Glück, einem starken Willen, viel Arbeit und Fleiß soweit gekommen ist und es ohne die vielen, vielen Menschen, die ihn unterstützt haben, nie geschafft hätte. Er distanziert sich klar vom politischen Regime im Iran, das viele Menschen, wie ihn, in die Flucht treibt.