Wahrscheinlich haben schon die Dinosaurier an seinen Blättern geknabbert. Aber bereits damals – im Mesozoikum hat das dem Ginkgobaum offenbar nicht geschadet. Wie sonst hätte es Ginkgo biloba zum Überlebenskünstler par excellence im Pflanzenreich geschafft.

Lebendes Fossil

Vor Millionen von Jahren, im Erdmittelalter, lebte Ginkgo biloba in Gemeinschaft mit artverwandten Ginkgogewächsen, Farnen und Dinosauriern. Während diese der Eiszeit zum Opfer fielen und ausstarben, überlebten die Nachfahren von Ginkgo biloba – bis heute. Im 21. Jahrhundert trifft man den imposanten „Großvater-Enkel-Baum“, der sage und schreibe bis zu 3000 Jahre alt werden kann, in Parkanlagen, am Straßenrand und in privaten Vorgärten. Zur Jahrtausendwende wurde der Ginkgo zum Baum des Jahrtausends gekürt.

Video: Ginkgo biloba - Geschichte um eine Pflanze Teil 1

Das perfekte Klimagehölz

Angesichts dramatischer Klimaveränderungen beweist der Ginkgo erneut seine Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft. "Wir erleben hier und heute, wie der Klimawandel unsere heimischen Gehölze langfristig an ihre Grenzen bringt", sagt Markus Guhl, Hauptgeschäftsführer des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) e.V. und mitverantwortlich für die Stadtgrün-Kampagne "Grüne Städte für ein nachhaltiges Europa".

So litten gerade Stadtbäume, die ohnehin schon mit erschwerten Bedingungen wie Standortknappheit und Umweltverschmutzungen zu kämpfen hätten, unter den erhöhten Temperaturen. "An vielen Orten wird das Stadtbild im Sommer immer trauriger: tote Birnenkronen, braune Kastanienblätter oder vertrocknete Hainbuchen“, so Guhl weiter.

Baumkrone eines großen Ginkgo von unten gesehen

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Als Zukunftsbaum trotzt Ginkgo biloba auch dem Klimawandel.

Deshalb forschen deutsche Baumschulen gemeinsam mit Wissenschaftlern intensiv an den Gehölzen der Zukunft. Diese Zukunftsbäume sind besonders gut an die veränderten klimatischen Bedingungen angepasst. Sie zeichnen sich aus durch eine hohe Trockenstresstoleranz und Hitzeresistenz, aber auch Frosthärte und insgesamt eine geringe Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten. Und – man ahnt es schon: Auch Ginkgo biloba, der Fächerblattbaum zählt neben Hopfenbuche, Schnurbaum, Lederhülsenbaum und anderen zu den geeigneten Bäumen zukünftiger Grünkonzepte.

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Heilkraft des Ginkgobaums

Die Blätter des Ginkgobaums liefern einen Extrakt, der bei einer Studie mit Bypass-Patienten die Neubildung von Ablagerungen (Plaques) an den Gefäßinnenwänden verhinderte. Das haben einem Bericht der "Apotheken Umschau" zufolge Forscher der Berliner Charité nachgewiesen. Sekundäre Pflanzenstoffe in dem als EGb 761 bezeichneten Extrakt drosseln die Reaktion der Blutfette mit aggressivem Sauerstoff - ein Vorgang, der maßgeblich an der Entstehung schädlicher Plaques beteiligt sein soll.

Ginkgo-Kräutermedizin mit Utensilien

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Die Blätter und Früchte von Ginkgo biloba finden in der traditionellen Kräutermedizin Verwendung.

Präparate mit Ginkgoblätterextrakt können also durchblutungsfördernd wirken und kommen zur Behandlung von Gefäßverkalkungen und bei Demenzerkrankungen zum Einsatz. Bei chronischen Ohrgeräuschen sollen die Wirkstoffe des anerkannten Ginkgo-Spezialextraktes helfen, Nervenzellen besser zu vernetzen. Das Gehirn wird bei der Signalverarbeitung und Regeneration beeinträchtigter Zellen unterstützt. Störende Geräusche laufen quasi durch einen Filter und werden weniger wahrgenommen; sie werden gewissermaßen wieder verlernt.

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Japanischer Name: Silberaprikose

Der von Linné übernommene Name Ginkgo, resultiert aus einem Schreibfehler. Er leitet sich vom japanischen Ginkyo ab, wobei ‚gin‘ = Silber und ‚kyo‘ = Aprikose bedeutet, lateinisch ‚bi-loba‘ bedeutet zwei-gelappt. Engelbert Kaempfer (1651-1716), Schiffsarzt der Niederländischen Ostasien-Kompanie, hat die „Silberaprikose“ (so die dt. Übersetzung des Namens) in Europa als Erster bekannt gemacht. Später begeisterte Ginkgo auch Johann Wolfgang von Goethe, der ihn im West-Östlichen Diwan bedichtete.

Ginkgoblatt auf Handflächen

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Das typische zweigeteilte Blatt des Ginkgo biloba.

Heidelberg, Goethe und der Ginkgobaum

Der ursprünglich in Ostasien beheimatete Gingkobaum verdankt seine Bekanntheit in unseren Breiten wesentlich dem Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832). Anlass und Hintergrund dafür bot eine amouröse Begebenheit des damals 66-jährigen Geheimrats: Im Jahre 1815 verfasste Goethe das Gedicht „Gingo biloba“ über das zweigeteilte Blatt eines Ginkgobaumes.

Das Gedicht, ein Schlüsselwerk aus der Sammlung „West-oestlicher Diwan“, widmete Goethe seiner späten Liebe Marianne von Willemer. Es stellt das Ginkgoblatt aufgrund seiner paarig geteilten Fächerform als Sinnbild der Freundschaft und Verbundenheit dar. Überliefert ist, dass der Naturforscher Goethe die Blätter des Ginkgobaumes intensiv betrachtete und darüber sinnierte – eines davon sandte er als Ausdruck seiner Zuneigung an Marianne von Willemer. Sie war 20 Jahre jünger als der Dichter und die Ehefrau des Frankfurter Freundes und Bankiers Johann Jakob von Willemer.

Gingo Biloba

Von J. W. v. Goethe

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut,

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?

Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?

(Die Schreibung „Gingo“ wählte Goethe in der Erstfassung bewusst, um den harten Konsonanten „k“ im Titel zu vermeiden.)

 

1814/15 flammte die Leidenschaft zwischen Marianne und Goethe auf, zuerst in der Gerbermühle bei Frankfurt, dann in Heidelberg, wo sich Marianne und Goethe Ende September 1815 zum letzten Mal sahen. In ihren Aufzeichnungen erzählt Marianne, das Treffen habe unter dem Ginkgobaum im Heidelberger Schlossgarten stattgefunden. Noch heute ist der Ginkgo im hinteren Teil des Schlossgartens in Heidelberg zu finden – auf einer Wiese, nahe bei Goethes Büste.

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Video: Ginkgo Biloba -  Geschichte um eine Pflanze Teil 2

Ginkgo im Garten pflanzen und pflegen – So wird’s gemacht

Neben den Mythen und der Heilwirkung ist es aber besonders das Aussehen des Baumes, das viele dazu bewegt, einen Ginkgobaum in den Garten zu pflanzen

Warum sich Ginkgo biloba als Hausbaum gut eignet, erfahren Sie hier

Freilandpflanzung im Frühjahr

Zu empfehlen ist das Anpflanzen des Baumes, was idealerweise im Frühjahr geschehen sollte, wenn das Bäumchen erste Blätter aufweist. Was den Standort angeht, so sollte dieser halbschattig sein. Dann hat die Pflanze den Sommer über genügend Zeit, sich an seinen neuen Platz zu gewöhnen, bevor sie erstmals mit den frostigen Temperaturen des Winters konfrontiert wird.

Tipp: Ginkgo-Jungpflanzen sollten jedoch nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. Sie sollten den Baum lieber die ersten 2 bis 5 Jahre in einem Kübel an einem geschützten Ort halten, bevor Sie einen endgültigen Standort für ihn auswählen. Das hat auch den Vorteil, dass die Jungpflanzen die ersten Winterfröste noch in frostfreien Räumlichkeiten verbringen können. Denn zu diesem Zeitpunkt sind sie nur bedingt winterhart!

Freilandpflanzung im Herbst

Ein herbstliches Anpflanzen eines Ginkgobaums sollte nur mit robusten, mindestens 6-jährigen Pflanzen erfolgen. In beiden Fällen der Freilandpflanzung sollte das Pflanzloch recht großzügig ausgehoben und die Pflanzerde mit reichlich Kompost angereichert (vermischt) und gut bewässert werden. Bei der Freilandpflanzung sollte der Ginkgo mindestens 6 Jahre alt sein.

Tipp: Ginkgobäume neigen aufgrund ihrer waagrecht abstehenden Äste dazu, schnell in die Schieflage zu geraten. Deshalb sollten Sie nach dem Einpflanzen rundum Pfosten setzen, an denen Sie den Baum in den ersten Jahren seines Wachstums festbinden können. Das sorgt für ein formschönes Wachstum.

Ginkgo-Setzlinge in Töpfen

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Die Aufzucht des Ginkgo biloba gelingt auch im eigenen Garten.

Ginkgo pflegen

Was die Pflege des Ginkgobaums angeht, so muss man hier nicht viel beachten, denn die Bäumchen sind eigentlich recht pflegeleicht. Lediglich beim Düngen, Gießen und Schneiden gibt es einiges zu berücksichtigen. Ginkgobäumchen benötigen nur in den ersten Jahren regelmäßige Volldüngergaben und eine mäßige, wenngleich auch regelmäßige Bewässerung. Wobei Staunässe dringend vermieden werden muss!

Tipp: Im Fachhandel werden häufig auch kleine Kugel-Ginkgos (auch vielmals Zwergginkgos genannt) angeboten, die ohne Weiteres dauerhaft in Kübeln auf Terrassen und Balkonen gehalten werden können – Wuchshöhe maximal 2 Meter.

Schneiden: Ein Rückschnitt ist kaum einmal erforderlich, lediglich ein Formschnitt inklusive Auslichten kann in den ersten Jahren noch im Frühjahr durchgeführt werden, um die leuchtend grüne Blätterkrone zu fördern, die Früchte (Samen) trägt und ab dem ca. 20. Lebensjahr auch noch zu blühen beginnt.

Entwicklung des Baums

Ginkgos wachsen in der Regel aufrecht empor und bilden erst mit den Jahren eine ausladende Krone. Dies macht sie zu platzsparenden Schattenspendern in zahlreichen Garten- und Parkanlagen. Des Weiteren färben sich ab November die Blätter des Ginkgos in ein herrliches goldgelb um, womit der Baum im tristen Wettergrau nochmals einen leuchtenden Akzent setzt, bevor er sich in den Wintermonaten ebenfalls seines Laubkleides entledigt. Im Herbst färben sich die Blätter goldgelb-orange.

Übrigens: Beim Ginkgo gibt es männliche und weibliche Exemplare. Da die weiblichen Exemplare meist jedoch recht unangenehme Duftmarken setzen, werden die männlichen Bäumchen deutlich bevorzugt gepflanzt.

Der Ginkgo als Friedens-Symbol

Selbst der verheerende Atombombenabwurf über Hiroshima am 6. August 1945 konnte dem Überlebenskünstler Ginkgo biloba in einem Park – nur anderthalb Kilometer vom „Ground Zero“, dem Einschlagsort der Bombe, entfernt – letztlich nichts anhaben. Zwar hatten ihm die Strahlung und der Feuerball sichtbar zugesetzt, aber schon bald fing der Baumriese erneut an auszutreiben und frisches Grün zu produzieren. Seitdem gilt er als Mahnmal und Friedens-Symbol zugleich.

Video: Zeichen des Friedens - Besonderer Ginkgobaum in Tübingen im Park des Hospizes gepflanzt.

Samen und Setzlinge des Originalbaums finden nun als Zeichen des Friedens ihren Weg in alle Welt. So auch nach Baden-Württemberg, wo erst kürzlich in Heilbronn und Tübingen Abkömmlinge des Hiroshima-Friedensbaums gepflanzt wurden.