London Dry? Old Tom? New Western? Wem diese Schlagworte bislang nichts sagen – naja, der ist entweder prädestiniert für die folgenden Infos oder bislang einfach noch nicht auf den (Gin-)Geschmack gekommen.

Gin rangiert auf der Beliebtheitsskala unter den Hochprozentern nach wie vor sehr weit vorne, vor allem in den letzten Jahren hat die Spirituose einen unglaublichen Popularitätsschub erfahren.  Als Wilhelm III. von Oranien-Nassau 1689 die Niederlande verließ, um den englischen Thron zu besteigen, dachte er wahrscheinlich nicht daran, dass ein kleiner Schnaps im Handgepäck später einmal die Welt erobern würde. Doch aus dem holländischen Wacholderschnaps Genever (von Jeneverbes, holländisch für Wacholderbeere) wurde der englische Gin, der seinen Siegeszug in die Bars unaufhaltsam antrat.

Und auch in Baden-Württemberg, wo Destillerien und Brennereien seit jeher Tradition haben, haben sich inzwischen viele kleine Produzenten auf den Wacholderbrand spezialisiert – mit vielen Facetten und Nuancen und vor allem mit Erfolg. Kein Wunder: Mit dem Monkey 47 hat in Loßburg-Betzweiler im schönen Schwarzwald  2010 ja irgendwie alles angefangen mit dem Hype.

Frisch destilliert

SolStock/E+/Getty Images

Viele kleine Destillerien geben Einblicke in die Gin-Herstellung.

Geschmackserlebnis

Gin – egal ob pur oder mit Tonic Water – ist immer ein Geschmackserlebnis: Schon durch die Grundzutat, die Wacholderbeere, erhält die Spirituose auf Basis von Getreide, Melasse oder Kartoffeln ihren charakteristisch-würzigen Grundgeschmack. Dazu kommen die sogenannten „Botanicals“ – Gewürze wie Kardamom, Zimt, Ingwer oder Muskat, die Schalen von Zitrusfrüchten, aber auch Exotisches wie Schwertlinien, Zirbensprossen oder Gurkenschale – bis zu 120 verschiedene Kräuter und andere Aromageber sind bekannt. Aber Achtung: Mindestens 37,5 Prozent muss der Gin laut EU-Vorschrift haben, in der Regel sind es aber meist ein paar Umdrehungen mehr. Es lohnt also der maßvolle Umgang.

Geschmacksvielfalt im Glas

YorVen/E+/Getty Images

Gin kann man mit vielen Geschmacksrichtungen und Kräutern kombinieren.

Gin ist nicht gleich Gin

Ähnlich wie bei Whiskys gibt es auch hier unendlich viele Kombinationen und Geschmacksrichtungen. Egal ob Wacholder-dominierte London Dry Gins (die übrigens nicht unbedingt aus London kommen müssen), Gins mit starker Zitrus-Komponente, pfeffrige Varianten oder kräuterbasierte Kompositionen: Sie alle kann man entdecken. Und wie ginge das wohl besser als mit Profis, die sich der Herstellung entweder selbst schon seit vielen Jahren widmen oder als Barkeeper mit der Grundzutat für Cocktails wie den Negroni oder den Martini oder Longdrink-Klassiker wie den Gin Tonic bestens vertraut sind?

Video: Wie man einen Gin herstellt (SWR Handwerk)

Mehr als Gin Tonic

Dass Gin auch mehr sein kann als nur der Namensgeber für Gin Tonic, das zeigen Brenner Michael Schreiber und sein Team. Im Innenhof der Scriptor-Brennerei im Karlsruher Stadtteil Bulach zeigen sie Alternativen zum klassischen Longdrink auf, die zusammen mit den Teilnehmenden an den Tastings dann auch vor Ort hergestellt werden – mit dem hauseigenen Gin, versteht sich und garniert mit jeder Menge Tipps und Tricks. Doch natürlich darf auch der Klassiker nicht fehlen: Den Gin Tonic gibt es daher mit verschiedenen Varianten des Tonic Waters, denn auch hier sind die Kombinationen endlos. Und zum Schluss geht es noch eine Runde durch die Brennerei, sodass man auch die Herstellung des Destillats live erfahren kann. Besonders beliebt: das Gruppenangebot für bis zu 10 Personen.

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Mittendrin, statt nur dabei

Nicht nur zuschauen, sondern mitmachen: Das bietet Leonard Wilhelm in der Heckengäu Brennerei in Gechingen an. Jeweils zwei Personen können dem Brenner einen ganzen Arbeitstag über die Schulter schauen und selbst mit Hand anlegen. Jeder Bereich der Gin-Herstellung soll bei diesem Lehrgang besprochen und betrachtet werden, sodass am Ende möglichst keine Frage offen bleibt. Essen und Trinken sowie ein ausgiebiges Tasting sind inbegriffen und am Ende gibt es auch ein kleines flüssiges Andenken.

Neben Whisky wird bei Heckengäu auch Gin hergestellt.

Anne Rummert

Einen Tag lang mal selbst Brenner sein und dabei spannende Einblicke bekommen - das geht in der Heckengäu-Brennerei.

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Tipps vom Profi

Kevin Bandel aus Stuttgart ist seit vielen Jahren als Barkeeper und Spirituosen-Referent unterwegs und verfügt dementsprechend über ein solides Grundwissen in Sachen Zutaten. „Als guter Barkeeper muss man den Hintergrund zu allen Produkten kennen und verstehen“, ist der Experte überzeugt und versucht deshalb bei seinen Tastings auch, seinen Gästen in Kleingruppen diesen Anspruch zu vermitteln. Mit Wissenswertem zur Geschichte, zu den verschiedenen Kategorien und zur Herstellung. Wussten Sie zum Beispiel, dass der aktuelle Gin-Hype bereits der dritte ist? Dazu gibt es sechs verschiedene Gin-Sorten weit entfernt vom Alltäglichen und natürlich die passenden Tonics. Nebenbei ist Bandel übrigens auch als Barista unterwegs und hat seine beiden Leidenschaften in – na was wohl – vereint? Man höre und staune: Als Coffee-Gin! Sachen gibt’s.

Coffee Gin

May Coffee

Wenn Kaffee auf Gin trifft: Kevin Bandels Eigenkreation wird bei seinen Tastings auch verkostet.

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Tasting mal anders

Auch im tiefen Süden kann man Gin live genießen. Die Barschule Freiburg lädt ein zu einer Reise durch die Gin-Landschaft – und zwar regional, exotisch, klassisch. Im Showroom in der Freiburger Liebigstraße bringt professionelles Schulungspersonal allen Interessierten die Welt des Gins näher. Das Gute daran: Auch Nicht-Freiburger können ganz leicht in den Genuss kommen – ganz unproblematisch in den eigenen vier Wänden. Beim Online-Tasting bekommen die Teilnehmer alles, was benötigt ist, per Postpaket – und die Verkostung findet dann ganz entspannt auf der Couch oder in der Küche statt – via Zoom & Co. Praktisch, finden wir.

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Barschule Freiburg: Tasting

Barschule Freiburg

Mit der Barschule Freiburg kann der Tastingspass auch ins heimische Wohnzimmer verlegt werden.

10 + 1 Gins aus Baden-Württemberg