Eine Studie aus den USA hat Zusammenhänge zwischen schlechtem Sehen bei Senioren und schlechterer Gehirnleistung belegt.
Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig gutes Sehen für ältere Menschen ist – der regelmäßige Besuch beim Augenoptiker oder Optometristen ist daher unbedingt empfehlenswert.
Sehleistung und Kognition hängen zusammen
Dass ein Zusammenhang zwischen schlechtem Sehen im Alter und Kognition besteht, hatten vor einiger Zeit bereits die Auswertungen amerikanischer Studien vermuten lassen. Eine im renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichte Langzeitstudie bestätigt diesen Verdacht: Bei 2.520 Senioren wurden zunächst die Sehschärfe und anhand eines Fragebogens verschiedene geistige Fähigkeiten wie Orientierung, Rechnen, Buchstabieren und Gedächtnisleistung festgestellt. Nach zwei, sechs und acht Jahren wurden diese Tests wiederholt.
Dabei stellte sich heraus, dass sich sowohl Sehschärfe als auch Gehirnleistung in Abhängigkeit voneinander verschlechtert hatten, wobei die Sehschärfe wahrscheinlich die treibende Kraft darstellt.
Video: Auge - Wie sehen wir?
Innere Zustände wirken sich aufs Sehen aus
Neue Forschungsergebnisse der LMU München (→ hier) zeigen, dass die visuelle Wahrnehmung nicht nur von den Augen, sondern auch vom inneren Erregungszustand beeinflusst wird. Sie fanden heraus, dass im visuellen Thalamus unterschiedliche neuronale Aktivitätsmuster auftreten, je nach Pupillengröße und Erregungsgrad. Der Wachheitsgrad (gemessen an der Pupillengröße) verändert also die neuronale Aktivität im visuellen Thalamus. Dadurch wird die Art und Weise, wie visuelle Informationen verarbeitet und interpretiert werden, erheblich beeinflusst.
Interessanterweise deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass auch der psychische Zustand das Sehvermögen beeinflussen kann. Eine positive Stimmung könnte also nicht nur das Wohlbefinden verbessern, sondern auch die Effizienz der visuellen Verarbeitung steigern. Diese Erkenntnisse könnten weitreichende Folgen für das Verständnis der Wahrnehmung und die Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen haben.
Während die JAMA-Studie zeigt, dass sich Sehschärfe und Gehirnleistung parallel verschlechtern, verdeutlichen die neuen Erkenntnisse der LMU, dass auch unser innerer Zustand die visuelle Verarbeitung beeinflusst. Beide Studien unterstreichen den komplexen Zusammenhang zwischen Sehen und Kognition, der insbesondere im Alter von Bedeutung ist.
Sehverschlechterung ernst nehmen
Schlechtes Sehen im Alter kann zu vermehrten Unfällen etwa durch Stürze führen und die Teilhabe am sozialen Leben beeinträchtigen. Eine Sehverschlechterung sollte demnach keinesfalls als unabdingbare Alterserscheinung abgetan werden.
Eine vom Augenoptiker individuell angepasste Brille, Kontaktlinsen – die sich übrigens bis ins hohe Alter eignen, sofern sie fachmännisch angepasst und kontrolliert werden – oder vergrößernde Sehhilfen tragen dazu bei, dass Senioren mobil und selbstständig bleiben.
Sowohl Brillen- als auch Kontaktlinsenträger sollten aber ihre Sehhilfen regelmäßig von einem Spezialisten überprüfen lassen. Trägt jemand eine Brille oder Kontaktlinsen, die nicht (mehr) geeignet sind, können sogenannte asthenopische Beschwerden entstehen. Das sind Anstrengungsprobleme wie Augenbrennen, Ermüdungserscheinungen, Kopfschmerzen oder auch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit.
Auf Augenerkrankungen untersuchen
Neben der regelmäßigen, jährlichen Kontrolle der Brillen- oder Kontaktlinsenwerte durch einen Augenoptiker sind regelmäßige Untersuchungen auf Augenerkrankungen wichtig. Denn diese gehen oft mit einer Verschlechterung des Sehens einher, verursachen aber ansonsten keine Beschwerden und werden daher oft erst zu spät erkannt.
Optometristen können in diesem Fall eine Lotsenfunktion einnehmen: Anhand sogenannter Screenings können sie bei einem Termin, der direkt oder ohne lange Wartezeit zu bekommen ist, Auffälligkeiten am Auge erkennen und den Kunden bei Bedarf an einen Augenarzt verweisen.
Besser sehen, besser leben!
Gutes Sehen ist also nicht nur für die Sicherheit im Alltag wichtig, sondern trägt auch maßgeblich zur Erhaltung der Lebensqualität bei. Wer gut sieht, bleibt nicht nur mobil, sondern profitiert auch geistig von der klareren Wahrnehmung.