Eigentlich ist es ja gar kein schönes Ereignis, das die Geschichte der Heidelberger Schlossbeleuchtung begründet hat. Gleich zweimal nämlich – 1689 und 1693 - wüteten die Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in der Stadt am Neckar und brannten das Schloss bis auf die Grundmauern nieder. Ein Glück, dass diese wilden Zeiten lang vergangen sind. Schloss Heidelberg ist zwar immer noch eine Ruine, aber eben wohl die schönste in Deutschland. Und zur Schlossbeleuchtung gleich doppelt so schön anzuschauen.
Romantisch
Und die allererste historisch verbürgte Schlossbeleuchtung hatte auch einen sehr romantischen Grund: Bereits 1613, also noch vor den Wirren späterer Kriege, leuchtete der damalige Hauptsitz der Kurfürsten der Pfalz. Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz – der spätere tragische „Winterkönig“ - war im Juni gerade aus England zurückgekehrt, wo er im Februar mit großem Pomp und Prunk die englische Königstochter Elisabeth Stuart geheiratet hatte. Zwei Wochen lang wurde das Großereignis auch in seiner Kurpfälzer Heimat gefeiert – inklusive großem Finale: Auf dem Neckar wurde ein zweistündiges Feuerwerk abgebrannt – damals ein Ereignis der Superlative.
Kaiserliches Feuerwerk
Im Juni 1815 trafen sich Kaiser Franz I. von Österreich, Zar Alexander I. von Russland, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Kronprinz Ludwig von Bayern und viele andere Regenten in der Stadt am Neckar, um dort eine „Heilige Allianz“ gegen Napoleon zu schmieden. Auch dieses Ereignis krönte eine Schlossbeleuchtung, die erste "offizielle". Und im Mai 1830 leuchtete der Neckar erneut - zu Ehren des Besuchs der Kaiser Österreichs, des russischen Zaren und des Königs von Preußen. Seit 1860 finden Schlossbeleuchtung und Feuerwerk regelmäßig statt.
Auch den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain zogen bei seiner Reise auf dem Neckar 1878 die Schlossbeleuchtungen in ihren Bann: „Immer wieder schossen aus den Türmen dicke Bündel von Raketen in die Nacht, und der Himmel erstrahlte im Licht leuchtender Pfeile, die in den Zenith zischten, kurz verhielten und sich dann graziös nach unten bogen, um in einem wahren Springbrunnen von farbig sprühenden Funken zu bersten", beschreibt er die Szenerie.
Ebenso fasziniert wie Mark Twain sind auch heute noch Tausende Menschen jährlich. Die spektakuläre Lichtshow, die das Schloss und die Altstadt in ein magisches Licht taucht, ist nicht nur für Einheimische, sondern auch für Touristen ein besonderes Highlight.
Zwei Stufen
An jeweils drei Samstagen im Sommer tauchen zunächst bengalische Feuer das Schloss in einen geheimnisvollen Schein. Die Sandsteinmauern flackern gespenstisch rot und verleihen der Ruine ein einzigartiges Aussehen. Wenn das Glühen dann langsam verblasst, startet Teil zwei des Spektakels: Von der Alten Brücke aus zaubern Pyrotechniker eine spektakuläre Feuerwerks-Choreografie über dem Neckar und schaffen so eine spektakuläre Kulisse.
Die Heidelberger Schlossbeleuchtung im Zeitraffer (Video)
Logistischer Aufwand
Die Organisation und Planung der Schlossbeleuchtung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen und Fachleuten. Die technische Umsetzung der Beleuchtung wird von spezialisierten Firmen übernommen, die modernste Lichttechnik und pyrotechnische Effekte einsetzen. Verantwortlich für die Koordination sind lokale Behörden und Kulturvereine, die sicherstellen, dass die Veranstaltung reibungslos abläuft und den Sicherheitsstandards entspricht.
Gute Sicht
Für diejenigen, die die Schlossbeleuchtung in ihrer vollen Pracht erleben möchten, gibt es einige empfehlenswerte Aussichtspunkte. Die Philosophenweg, auf der dem Schloss gegenüber gelegenen Neckarseite, bietet einen hervorragenden Blick auf das Schloss und die Altstadt. Auch von der Nepomuk-Terasse am nördlichen Ufer der Alten Brücke oder von der Neckarwiese aus hat man eine gute Sicht auf das Spektakel.
Frühzeitig anreisen
Die Anreise nach Heidelberg ist sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Parkmöglichkeiten gibt es in der Altstadt, wir empfehlen allerdings, bereits frühzeitig anzureisen, um einen Parkplatz zu sichern. Für eine Übernachtung bieten sich zahlreiche Hotels und Pensionen in der Altstadt an, und die vielfältige Gastronomie der Stadt lädt dazu ein, den Abend in einem der gemütlichen Restaurants oder Cafés ausklingen zu lassen.